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<p class="bodytext">Jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat zu hohe Cholesterinwerte oder ein Zuviel an Triglyceriden im Blut. Dadurch wird eine Arteriosklerose begünstigt und es drohen Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz. Die Mehrzahl der Betroffenen erhält keine Behandlung. Dabei könnten eine konsequente Lebensstiländerung und Medikamente die Blutfette ins Lot bringen und viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern. </p><p class="bodytext"><strong>Fette sind Fluch und Segen</strong></p><p class="bodytext"> Ohne Fette (Lipide) geht nichts im Organismus: Cholesterin spielt z.B. eine Schlüsselrolle bei der Bildung von Zellmembranen, Hormonen, Gallensäuren und Vitamin D. Triglyceride dienen als Energielieferant und können als Energiereserve in Fettzellen gespeichert werden. Phospholipide wiederum tragen zur Funktion der Zellen bei. </p><p class="bodytext">Aufnahme, Transport, Bereitstellung und Ausscheidung der Fette werden über den Fettstoffwechsel reguliert: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Cholesterin </strong>stammt aus zwei Quellen: Es wird sowohl aus der Nahrung aufgenommen als auch in der Leber gebildet. Für den Transport im Blut ist es in Eiweißhüllen verpackt (Lipoproteine). Als LDL-Cholesterin gelangt es zu den Körperzellen. Als HDLkommt es zurück zur Leber. </li><li><strong>Triglyceride </strong>werden in der Leber, den Fettzellen und in der Darmschleimhaut aus Glycerin und Fettsäuren zusammengesetzt. Die Fettsäuren dafür kommen aus den Nahrungsfetten. Die Lipoproteine, die Triglyceride transportieren, heißen Chylomikronen. </li></ul></p><p class="bodytext">Wenn der Fettstoffwechsel gestört ist, kommt es zu einem Zuviel oder Zuwenig von Fetten im Blut. Die beiden wichtigsten Fettstoffwechselstörungen sind ein erhöhtes LDL-Cholesterin und erhöhte Triglyceride, beides kann auch zusammen auftreten. Als häufigste Ursachen dafür gelten eine falsche Ernährung und genetische Faktoren, also die Vererbung. Begünstigt werden hohe Blutfette zudem durch Rauchen und Bewegungsmangel. Triglyceride steigen außerdem bei hohem Alkoholkonsum an. </p><p class="bodytext">Es gibt auch Erkrankungen, die die Blutfette beeinflussen und Fettstoffwechselstörungen auslösen können. Dazu gehören insbesondere der Diabetes mellitus, aber auch die Unterfunktion der Schilddrüse und verschiedene Nierenerkrankungen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Viele Medikamente beeinflussen die Blutfette ebenfalls. Gestagene und Androgene erhöhen z.B. das LDL-Cholesterin. Die Konzentration von Triglyceriden im Blut kann durch Kortison, die „Pille“, Betablocker und Entwässerungsmittel steigen. </p><p class="bodytext"><strong>Gefäßverfettung mit gefährlichen Folgen</strong></p><p class="bodytext"> Fettstoffwechselstörungen haben erhebliche Folgen für die Gesundheit: Befindet sich dauerhaft zuviel LDL-Cholesterin im Blut, lagert sich das Fett als Plaques in den Gefäßwänden der Arterien ab. Diese Plaques verengen die Gefäße oder verschließen sie sogar komplett - es kommt zur Arteriosklerose. Dadurch drohen nicht nur Herzinfarkt und Schlaganfall. Die verschlechterte Durchblutung der Organe begünstigt die Entwicklung vieler Erkrankungen, wie z. B. Demenz, Niereninsuffizienz, Herzschwäche und erektile Dysfunktion. </p><p class="bodytext">Auch hohe Triglycerid-Werte tragen zur Verfettung der Gefäße bei und fördern damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders stark wirkt sich dies in Kombination mit hohem Cholesterin und anderen Risikofaktoren wie Rauchen und Bluthochdruck aus. Extrem hohe Triglycerid-Werte können zusätzlich die Bauchspeicheldrüse angreifen und die insulinbildenden Zellen zerstören, d.h. einen Diabetes auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Trotz dieser gefährlichen Folgekrankheiten erhalten Menschen mit Fettstoffwechselstörungen viel zu selten eine wirkungsvolle Therapie. Nur etwa jede fünfte Hochrisikopatient*in erreicht in Deutschland die gewünschten Zielwerte bei den Blutfetten (siehe unten), in den europäischen Nachbarländern sieht das nicht viel anders aus. </p><p class="bodytext"><strong>Zufallsbefund oder Herzinfarkt </strong></p><p class="bodytext">Fettstoffwechselstörungen verlaufen in den meisten Fällen jahrelang völlig unauffällig. Die Betroffenen wissen oft gar nichts von ihren erhöhten Blutwerten. Häufig werden sie erst diagnostiziert, wenn es zu Komplikationen wie z.B. einem Herzinfarkt oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung gekommen ist. Bei vielen Menschen werden erhöhte Blutfette auch zufällig in Kontrolluntersuchungen entdeckt, z.B. bei Einstellungsuntersuchungen oder beim Gesundheits-Checkup.</p><p class="bodytext"> Die wichtigste Säule der Diagnostik ist die Blutuntersuchung. Bei Gesunden bestimmt die Ärzt*in oft nur das Gesamtcholesterin. Bei erhöhtn Werten ist eine erweiterte Lipiddiagnostik (Lipidstatus) nötig. Leidet die Patient*in bereits an Arteriosklerose oder sie einer Risikogruppe an, wird meist ein kompletter Lipidstatus veranlasst. Ermittelt werden dabei Gesamtcholesterin, Triglyceride, LDL-Cholesterin und je nach Bedarf weitere Parameter wie HDL-Cholesterin, Lipoprotein A und Apolipoprotein B. </p><p class="bodytext">Die gemessenen Blutfette sollten in ihrem jeweiligen Normbereich liegen. Bei den Triglyceriden ist das relativ einfach, hier gilt 150 mg/dl (1,7 5 mmol/L) als Grenzwert (nüchtern gemessen). Komplizierter wird es beim LDL-Cholesterin. Dessen Zielwerte hängen stark vom individuellen Risikoprofil der Patient*in ab und werden außerdem noch kontrovers diskutiert. Meist geht man von diesen Zielwerten aus: </p><p class="bodytext"><ul><li>Liegen <strong>keine Risikofaktoren</strong> wie z.B. eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder ein Diabetes vor, ist das Risiko gering. In diesen Fällen soll das<strong> LDL-Cholesterin unter 116 mg/dl</strong> (3,0 mmol/L) sein. </li><li>Bei <strong>moderatem Risiko </strong>gelten <strong>LDL-Cholesterin-Werte unter 100 mg/dl</strong> (2,6 mmol/L) als Ziel. Ein moderates Risiko haben z.B. Typ-2-Diabetiker*innen unter 50 Jahren und Menschen mit Typ-1-Diabetes unter 35 Jahren, die erst kürzer als zehn Jahre an einem Diabetes leiden. </li><li>Bei <strong>hohem Risiko</strong> werden <strong>LDL-Cholesterinwerte unter 70 mg/dl (</strong>1,8 mmol/L) gefordert. Ein hohes Risiko liegt vor, wenn ein Typ-2-Diabetes schon länger als zehn Jahre besteht, der Blutdruck über 180/110 mmHg liegt oder das Gesamt-Cholesterin über 310 mg/dl (8 mmol/L) und LDL-Cholesterin über 190 mg/dl (4,9 mmol/L). </li><li>Bei <strong>sehr hohem Risiko</strong> soll das <strong>LDL-Cholesterin unter 55 mg/dl</strong> (1,4 mmol/L) liegen. Zu dieser Gruppe gehören z.B. Patient*innen mit einer bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankung (Koronare Herzkrankheit, pAVK), einem Typ-2-Diabetes mit Organschäden oder einer schweren chronischen Nierenerkrankung. </li></ul></p><p class="bodytext">Werden erhöhte Blutfette erstmals festgestellt muss immer abgeklärt werden, ob eine Erkrankung wie z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion dahintersteckt. Oft ergibt die genaue Erhebung der Krankengeschichte einen Hinweis darauf. Mit Labor (z.B. Blutzucker, Nierenwerte), Bildgebung und gründlicher körperlicher Untersuchung lässt sich eine mögliche Erkrankung weiter einkreisen. </p><p class="bodytext">Bei Verdacht auf eine genetisch bedingte Fettstoffwechselstörung kann die Ärzt*in eine molekulargenetische Diagnostik veranlassen. Dadurch lassen sich bestimmte Genmutationen feststellen, die z.B. den LDL-Rezeptor betreffen. An der Behandlung ändern die Ergebnisse nichts – die Blutfette müssen genauso gesenkt werden wie bei Patient*innen ohne genetische Störung. Diese Untersuchung ist jedoch wichtig, um ebenfalls betroffene, aber noch nicht entdeckte Verwandte zu finden. Denn je früher eine angeborene Fettstoffwechselstörung erkannt und behandelt wird, desto besser kann man das Herz-Kreislauf-Risiko reduzieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Für die Bestimmung der Triglyceride muss die Patient*in nüchtern sein, es darf also 12 Stunden vor Blutabnahme nichts gegessen werden. Außerdem sollte man am Abend davor keinen Alkohol trinken, da dies die Triglyceridwerte im Blut verfälscht. </p><p class="bodytext"><strong>Wie gut helfen Lebensstiländerungen? </strong></p><p class="bodytext">Bei erhöhten Blutfetten kann die Betroffene selbst einiges zur Besserung der Triglycerid- und Cholesterinwerte beitragen. Grundvoraussetzung ist ein gesunder Lebensstil. Das bedeutet: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Sich regelmäßig bewegen. </strong>Körperliche Aktivität wirkt sich sehr positiv auf den Stoffwechsel aus. Sie senkt u.a. Triglyceride und LDL-Cholesterin im Blut. Empfohlen werden Ausdauer- und Muskeltraining. Insgesamt sollte man drei bis fünf Mal pro Woche für mindestens 30 Minuten zumindest moderat Sport treiben. </li><li><strong>Rauchen beenden.</strong> Rauchen erhöht nicht nur die Triglyceride, es begünstigt auch eigenständig die Arteriosklerose. Bei hohen Blutfetten sollte deshalb komplett auf Nikotin und Nikotinprodukte verzichtet werden. </li><li><strong>Gewicht halten bzw. Übergewicht reduzieren</strong>. Übergewicht hat über viele Mechanismen einen erheblichen Einfluss auf die Blutfette. So erhöht es z.B. sowohl die Triglyceride als auch das LDL-Cholesterin im Blut. Abnehmen kann deshalb das Lipidprofil verbessern. </li><li><strong>Sich gesund ernähren. </strong>Eine ballaststoffreiche und fettmodifizierte Kost trägt zur Besserung der Blutfette bei. Empfohlen werden viel Gemüse, Rohkost, Vollkornprodukte. Zwei Mal pro Woche sollte Fisch verzehrt werden, der reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren ist (Makrele, Hering, Lachs und Thunfisch). Nur 30% der Kalorienzufuhr sollte aus Fett stammen, insgesamt reichen etwa 60 bis 80 g Fett pro Tag aus. Zu vermeiden sind gesättigte Fettsäuren (Fleisch, Wurst, Käse), und Trans-Fettsäuren (Frittiertes, Blätterteig). Als günstig gelten dagegen Öle, vor allem Sonnenblumen-, Lein- und Walnussöl. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Wer zu hohe Triglyceride aufweist, sollte völlig auf Alkohol verzichten. Auch schnell abbaubare Kohlenhydrate wie Fruchtzucker und Haushaltszucker sind schädlich, weil sie den Insulinspiegel und damit die Freisetzung von Fettsäuren erhöhen. </p><p class="bodytext"><strong>Wie Medikamente die Blutfette bezwingen </strong></p><p class="bodytext">Oft reicht ein gesunder Lebensstil nicht aus, um erhöhte Blutfette zu senken. Dann kommen Medikamente ins Spiel. Um LDL-Cholesterin und/oder Triglyceride in den gewünschten Zielbereich zu bringen, müssen die Wirkstoffe regelmäßig und meist lebenslang eingenommen werden. Zur Senkung von LDL-Cholesterin stehen folgende Medikamente zur Verfügung:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Statine</strong> sind die wichtigsten und bisher am besten untersuchten Medikamente zum Senken der Blutfette. Über eine Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase erniedrigen sie das LDL-Cholesterin, und zwar je nach Präparat und Dosierung um 30 % bis 50%. Weil die Cholesterinproduktion in der Leber nachts besonders hoch ist, wird häufig die abendliche Einnahme der Wirkstoffe empfohlen. Eine häufig diskutierte Nebenwirkung ist die Statin-Myopathie mit Muskelschäden und Muskelschmerzen. Sie beruht in den meisten Fällen auf einem Nocebo-Effekt (d.h. der Patient verspürt Muskelschmerzen, weil er damit rechnet). Echte Muskelschäden mit einer Erhöhung der Muskelenzyme sind mit einer Häufigkeit von 1:1000 bis 1:10000 sehr selten. In diesen Fällen verordnet die Ärzt*in meist entweder ein anderes Statin oder einen anderen Lipidsenker. </li><li><strong>Bempedoinsäure </strong>hemmt die Cholesterinbildung bereits in einer früheren Stelle im Stoffwechselt als Statine. Bei 180 mg/Tag wird das LDL-Cholesterin um etwa 23% reduziert, in Kombination mit einem Statin ist der Effekt etwas stärker. Myopathien löst Bempedoinsäure selten aus. </li><li><strong>Ezetimib</strong> hemmt die Cholesterinaufnahme im Darm. Als alleinige Therapie ist der klinische Effekt vermutlich gering, weshalb es vor allem in Kombination mit einem Statin oder Bempedoinsäure verordnet wird. Zusammen mit einem Statin schafft es eine LDL-Senkung von circa 25%.&nbsp; </li><li><strong>PCSK9-Inhibitoren</strong> binden an LDL-Rezeptoren der Leber und senken auf diese Weise das LDL-Cholesterin im Blut. Diese relativ neuen Wirkstoffe sind hocheffektiv und reduzieren die Konzentration von LDL-Cholesterin um über 50%. Verordnet werden sie, wenn eine intensive Statintherapie nicht möglich ist oder nicht ausreichend wirkt. PCSK9-Hemmer gelten bisher als gut verträglich, Myopathien kommen kaum vor. </li></ul></p><p class="bodytext">Erhöhte Triglyceride bekämpft man medikamentös meist mit <strong>Fibraten</strong>. Sie unterstützen den Abbau der Triglyceride und senken so die Werte im Blut. Fibrate können Muskelschmerzen und Myopathien auslösen. Zusätzlich empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme der verschreibungspflichtigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Die Maximaldosis liegt bei 4 g/Tag, da es unter höherer Dosierung zu Vorhofflimmern gekommen ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Medikamente können erhöhte Blutfette recht zuverlässig senken. Als alleinige Therapie reichen sie jedoch nicht aus: Der gesunde Lebensstil bleibt ein wesentlicher Teil der Behandlung. </p><p class="bodytext">Quellen Rose O, DAZ 2023:35, S. 38, Lipid-Liga </p>

<p class="bodytext">Jeder zweite Erwachsene in Deutschland hat zu hohe Cholesterinwerte oder ein Zuviel an Triglyceriden im Blut. Dadurch wird eine Arteriosklerose begünstigt und es drohen Herzinfarkt, Schlaganfall und Demenz. Die Mehrzahl der Betroffenen erhält keine Behandlung. Dabei könnten eine konsequente Lebensstiländerung und Medikamente die Blutfette ins Lot bringen und viele Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern. </p><p class="bodytext"><strong>Fette sind Fluch und Segen</strong></p><p class="bodytext"> Ohne Fette (Lipide) geht nichts im Organismus: Cholesterin spielt z.B. eine Schlüsselrolle bei der Bildung von Zellmembranen, Hormonen, Gallensäuren und Vitamin D. Triglyceride dienen als Energielieferant und können als Energiereserve in Fettzellen gespeichert werden. Phospholipide wiederum tragen zur Funktion der Zellen bei. </p><p class="bodytext">Aufnahme, Transport, Bereitstellung und Ausscheidung der Fette werden über den Fettstoffwechsel reguliert: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Cholesterin </strong>stammt aus zwei Quellen: Es wird sowohl aus der Nahrung aufgenommen als auch in der Leber gebildet. Für den Transport im Blut ist es in Eiweißhüllen verpackt (Lipoproteine). Als LDL-Cholesterin gelangt es zu den Körperzellen. Als HDLkommt es zurück zur Leber. </li><li><strong>Triglyceride </strong>werden in der Leber, den Fettzellen und in der Darmschleimhaut aus Glycerin und Fettsäuren zusammengesetzt. Die Fettsäuren dafür kommen aus den Nahrungsfetten. Die Lipoproteine, die Triglyceride transportieren, heißen Chylomikronen. </li></ul></p><p class="bodytext">Wenn der Fettstoffwechsel gestört ist, kommt es zu einem Zuviel oder Zuwenig von Fetten im Blut. Die beiden wichtigsten Fettstoffwechselstörungen sind ein erhöhtes LDL-Cholesterin und erhöhte Triglyceride, beides kann auch zusammen auftreten. Als häufigste Ursachen dafür gelten eine falsche Ernährung und genetische Faktoren, also die Vererbung. Begünstigt werden hohe Blutfette zudem durch Rauchen und Bewegungsmangel. Triglyceride steigen außerdem bei hohem Alkoholkonsum an. </p><p class="bodytext">Es gibt auch Erkrankungen, die die Blutfette beeinflussen und Fettstoffwechselstörungen auslösen können. Dazu gehören insbesondere der Diabetes mellitus, aber auch die Unterfunktion der Schilddrüse und verschiedene Nierenerkrankungen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Viele Medikamente beeinflussen die Blutfette ebenfalls. Gestagene und Androgene erhöhen z.B. das LDL-Cholesterin. Die Konzentration von Triglyceriden im Blut kann durch Kortison, die „Pille“, Betablocker und Entwässerungsmittel steigen. </p><p class="bodytext"><strong>Gefäßverfettung mit gefährlichen Folgen</strong></p><p class="bodytext"> Fettstoffwechselstörungen haben erhebliche Folgen für die Gesundheit: Befindet sich dauerhaft zuviel LDL-Cholesterin im Blut, lagert sich das Fett als Plaques in den Gefäßwänden der Arterien ab. Diese Plaques verengen die Gefäße oder verschließen sie sogar komplett - es kommt zur Arteriosklerose. Dadurch drohen nicht nur Herzinfarkt und Schlaganfall. Die verschlechterte Durchblutung der Organe begünstigt die Entwicklung vieler Erkrankungen, wie z. B. Demenz, Niereninsuffizienz, Herzschwäche und erektile Dysfunktion. </p><p class="bodytext">Auch hohe Triglycerid-Werte tragen zur Verfettung der Gefäße bei und fördern damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Besonders stark wirkt sich dies in Kombination mit hohem Cholesterin und anderen Risikofaktoren wie Rauchen und Bluthochdruck aus. Extrem hohe Triglycerid-Werte können zusätzlich die Bauchspeicheldrüse angreifen und die insulinbildenden Zellen zerstören, d.h. einen Diabetes auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Trotz dieser gefährlichen Folgekrankheiten erhalten Menschen mit Fettstoffwechselstörungen viel zu selten eine wirkungsvolle Therapie. Nur etwa jede fünfte Hochrisikopatient*in erreicht in Deutschland die gewünschten Zielwerte bei den Blutfetten (siehe unten), in den europäischen Nachbarländern sieht das nicht viel anders aus. </p><p class="bodytext"><strong>Zufallsbefund oder Herzinfarkt </strong></p><p class="bodytext">Fettstoffwechselstörungen verlaufen in den meisten Fällen jahrelang völlig unauffällig. Die Betroffenen wissen oft gar nichts von ihren erhöhten Blutwerten. Häufig werden sie erst diagnostiziert, wenn es zu Komplikationen wie z.B. einem Herzinfarkt oder einer Bauchspeicheldrüsenentzündung gekommen ist. Bei vielen Menschen werden erhöhte Blutfette auch zufällig in Kontrolluntersuchungen entdeckt, z.B. bei Einstellungsuntersuchungen oder beim Gesundheits-Checkup.</p><p class="bodytext"> Die wichtigste Säule der Diagnostik ist die Blutuntersuchung. Bei Gesunden bestimmt die Ärzt*in oft nur das Gesamtcholesterin. Bei erhöhtn Werten ist eine erweiterte Lipiddiagnostik (Lipidstatus) nötig. Leidet die Patient*in bereits an Arteriosklerose oder sie einer Risikogruppe an, wird meist ein kompletter Lipidstatus veranlasst. Ermittelt werden dabei Gesamtcholesterin, Triglyceride, LDL-Cholesterin und je nach Bedarf weitere Parameter wie HDL-Cholesterin, Lipoprotein A und Apolipoprotein B. </p><p class="bodytext">Die gemessenen Blutfette sollten in ihrem jeweiligen Normbereich liegen. Bei den Triglyceriden ist das relativ einfach, hier gilt 150 mg/dl (1,7 5 mmol/L) als Grenzwert (nüchtern gemessen). Komplizierter wird es beim LDL-Cholesterin. Dessen Zielwerte hängen stark vom individuellen Risikoprofil der Patient*in ab und werden außerdem noch kontrovers diskutiert. Meist geht man von diesen Zielwerten aus: </p><p class="bodytext"><ul><li>Liegen <strong>keine Risikofaktoren</strong> wie z.B. eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder ein Diabetes vor, ist das Risiko gering. In diesen Fällen soll das<strong> LDL-Cholesterin unter 116 mg/dl</strong> (3,0 mmol/L) sein. </li><li>Bei <strong>moderatem Risiko </strong>gelten <strong>LDL-Cholesterin-Werte unter 100 mg/dl</strong> (2,6 mmol/L) als Ziel. Ein moderates Risiko haben z.B. Typ-2-Diabetiker*innen unter 50 Jahren und Menschen mit Typ-1-Diabetes unter 35 Jahren, die erst kürzer als zehn Jahre an einem Diabetes leiden. </li><li>Bei <strong>hohem Risiko</strong> werden <strong>LDL-Cholesterinwerte unter 70 mg/dl (</strong>1,8 mmol/L) gefordert. Ein hohes Risiko liegt vor, wenn ein Typ-2-Diabetes schon länger als zehn Jahre besteht, der Blutdruck über 180/110 mmHg liegt oder das Gesamt-Cholesterin über 310 mg/dl (8 mmol/L) und LDL-Cholesterin über 190 mg/dl (4,9 mmol/L). </li><li>Bei <strong>sehr hohem Risiko</strong> soll das <strong>LDL-Cholesterin unter 55 mg/dl</strong> (1,4 mmol/L) liegen. Zu dieser Gruppe gehören z.B. Patient*innen mit einer bekannten Herz-Kreislauf-Erkrankung (Koronare Herzkrankheit, pAVK), einem Typ-2-Diabetes mit Organschäden oder einer schweren chronischen Nierenerkrankung. </li></ul></p><p class="bodytext">Werden erhöhte Blutfette erstmals festgestellt muss immer abgeklärt werden, ob eine Erkrankung wie z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion dahintersteckt. Oft ergibt die genaue Erhebung der Krankengeschichte einen Hinweis darauf. Mit Labor (z.B. Blutzucker, Nierenwerte), Bildgebung und gründlicher körperlicher Untersuchung lässt sich eine mögliche Erkrankung weiter einkreisen. </p><p class="bodytext">Bei Verdacht auf eine genetisch bedingte Fettstoffwechselstörung kann die Ärzt*in eine molekulargenetische Diagnostik veranlassen. Dadurch lassen sich bestimmte Genmutationen feststellen, die z.B. den LDL-Rezeptor betreffen. An der Behandlung ändern die Ergebnisse nichts – die Blutfette müssen genauso gesenkt werden wie bei Patient*innen ohne genetische Störung. Diese Untersuchung ist jedoch wichtig, um ebenfalls betroffene, aber noch nicht entdeckte Verwandte zu finden. Denn je früher eine angeborene Fettstoffwechselstörung erkannt und behandelt wird, desto besser kann man das Herz-Kreislauf-Risiko reduzieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Für die Bestimmung der Triglyceride muss die Patient*in nüchtern sein, es darf also 12 Stunden vor Blutabnahme nichts gegessen werden. Außerdem sollte man am Abend davor keinen Alkohol trinken, da dies die Triglyceridwerte im Blut verfälscht. </p><p class="bodytext"><strong>Wie gut helfen Lebensstiländerungen? </strong></p><p class="bodytext">Bei erhöhten Blutfetten kann die Betroffene selbst einiges zur Besserung der Triglycerid- und Cholesterinwerte beitragen. Grundvoraussetzung ist ein gesunder Lebensstil. Das bedeutet: </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Sich regelmäßig bewegen. </strong>Körperliche Aktivität wirkt sich sehr positiv auf den Stoffwechsel aus. Sie senkt u.a. Triglyceride und LDL-Cholesterin im Blut. Empfohlen werden Ausdauer- und Muskeltraining. Insgesamt sollte man drei bis fünf Mal pro Woche für mindestens 30 Minuten zumindest moderat Sport treiben. </li><li><strong>Rauchen beenden.</strong> Rauchen erhöht nicht nur die Triglyceride, es begünstigt auch eigenständig die Arteriosklerose. Bei hohen Blutfetten sollte deshalb komplett auf Nikotin und Nikotinprodukte verzichtet werden. </li><li><strong>Gewicht halten bzw. Übergewicht reduzieren</strong>. Übergewicht hat über viele Mechanismen einen erheblichen Einfluss auf die Blutfette. So erhöht es z.B. sowohl die Triglyceride als auch das LDL-Cholesterin im Blut. Abnehmen kann deshalb das Lipidprofil verbessern. </li><li><strong>Sich gesund ernähren. </strong>Eine ballaststoffreiche und fettmodifizierte Kost trägt zur Besserung der Blutfette bei. Empfohlen werden viel Gemüse, Rohkost, Vollkornprodukte. Zwei Mal pro Woche sollte Fisch verzehrt werden, der reich an gesunden Omega-3-Fettsäuren ist (Makrele, Hering, Lachs und Thunfisch). Nur 30% der Kalorienzufuhr sollte aus Fett stammen, insgesamt reichen etwa 60 bis 80 g Fett pro Tag aus. Zu vermeiden sind gesättigte Fettsäuren (Fleisch, Wurst, Käse), und Trans-Fettsäuren (Frittiertes, Blätterteig). Als günstig gelten dagegen Öle, vor allem Sonnenblumen-, Lein- und Walnussöl. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Wer zu hohe Triglyceride aufweist, sollte völlig auf Alkohol verzichten. Auch schnell abbaubare Kohlenhydrate wie Fruchtzucker und Haushaltszucker sind schädlich, weil sie den Insulinspiegel und damit die Freisetzung von Fettsäuren erhöhen. </p><p class="bodytext"><strong>Wie Medikamente die Blutfette bezwingen </strong></p><p class="bodytext">Oft reicht ein gesunder Lebensstil nicht aus, um erhöhte Blutfette zu senken. Dann kommen Medikamente ins Spiel. Um LDL-Cholesterin und/oder Triglyceride in den gewünschten Zielbereich zu bringen, müssen die Wirkstoffe regelmäßig und meist lebenslang eingenommen werden. Zur Senkung von LDL-Cholesterin stehen folgende Medikamente zur Verfügung:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Statine</strong> sind die wichtigsten und bisher am besten untersuchten Medikamente zum Senken der Blutfette. Über eine Hemmung des Enzyms HMG-CoA-Reduktase erniedrigen sie das LDL-Cholesterin, und zwar je nach Präparat und Dosierung um 30 % bis 50%. Weil die Cholesterinproduktion in der Leber nachts besonders hoch ist, wird häufig die abendliche Einnahme der Wirkstoffe empfohlen. Eine häufig diskutierte Nebenwirkung ist die Statin-Myopathie mit Muskelschäden und Muskelschmerzen. Sie beruht in den meisten Fällen auf einem Nocebo-Effekt (d.h. der Patient verspürt Muskelschmerzen, weil er damit rechnet). Echte Muskelschäden mit einer Erhöhung der Muskelenzyme sind mit einer Häufigkeit von 1:1000 bis 1:10000 sehr selten. In diesen Fällen verordnet die Ärzt*in meist entweder ein anderes Statin oder einen anderen Lipidsenker. </li><li><strong>Bempedoinsäure </strong>hemmt die Cholesterinbildung bereits in einer früheren Stelle im Stoffwechselt als Statine. Bei 180 mg/Tag wird das LDL-Cholesterin um etwa 23% reduziert, in Kombination mit einem Statin ist der Effekt etwas stärker. Myopathien löst Bempedoinsäure selten aus. </li><li><strong>Ezetimib</strong> hemmt die Cholesterinaufnahme im Darm. Als alleinige Therapie ist der klinische Effekt vermutlich gering, weshalb es vor allem in Kombination mit einem Statin oder Bempedoinsäure verordnet wird. Zusammen mit einem Statin schafft es eine LDL-Senkung von circa 25%.&nbsp; </li><li><strong>PCSK9-Inhibitoren</strong> binden an LDL-Rezeptoren der Leber und senken auf diese Weise das LDL-Cholesterin im Blut. Diese relativ neuen Wirkstoffe sind hocheffektiv und reduzieren die Konzentration von LDL-Cholesterin um über 50%. Verordnet werden sie, wenn eine intensive Statintherapie nicht möglich ist oder nicht ausreichend wirkt. PCSK9-Hemmer gelten bisher als gut verträglich, Myopathien kommen kaum vor. </li></ul></p><p class="bodytext">Erhöhte Triglyceride bekämpft man medikamentös meist mit <strong>Fibraten</strong>. Sie unterstützen den Abbau der Triglyceride und senken so die Werte im Blut. Fibrate können Muskelschmerzen und Myopathien auslösen. Zusätzlich empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme der verschreibungspflichtigen Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA. Die Maximaldosis liegt bei 4 g/Tag, da es unter höherer Dosierung zu Vorhofflimmern gekommen ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Medikamente können erhöhte Blutfette recht zuverlässig senken. Als alleinige Therapie reichen sie jedoch nicht aus: Der gesunde Lebensstil bleibt ein wesentlicher Teil der Behandlung. </p><p class="bodytext">Quellen Rose O, DAZ 2023:35, S. 38, Lipid-Liga </p>

<p class="bodytext">Lippenherpes juckt, schmerzt und ist mit seinen gelblichen Krusten alles andere als eine Zierde. Häufig taucht er gerade dann auf, wenn man ihn am allerwenigstens gebrauchen kann. Zum Glück gibt es gegen die üblen Fieberbläschen inzwischen viele Gegenmittel. Wer sie frühzeitig einsetzt, hat gute Chance, den Herpes im Zaum zu halten. </p><p class="bodytext"><strong>Lebenslange Untermieter</strong></p><p class="bodytext"> Herpes-simplex-Viren (HSV) sind weit verbreitet. Am häufigsten kommt der Typ HSV-1 vor: Neun von zehn Erwachsenen tragen ihn in sich. Die meisten stecken sich damit schon in der frühen Kindheit an. Das Virus gelangt dabei über Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Nasensekrete zunächst auf die Schleimhaut oder wird eingeatmet. Von dort erreicht es dann die Blutbahn. Nach dieser ersten, oft unbemerkten Infektion ziehen sich die Viren in bestimmte Nervenzellen (Ganglienzellen) zurück und bleiben lebenslang im Körper. Werden die „schlafenden“ Viren allerdings durch Stress oder andere Faktoren reaktiviert, wandern sie die Nervenbahnen entlang und lösen Geschwüre und Bläschen an der Haut aus. </p><p class="bodytext">Besonders häufig sitzen die Herpesviren in den Ganglienzellen des Nervus trigeminus. Dieser innerviert die Gesichtshaut, die Lippen und die Mundschleimhaut. Werden die Viren reaktiviert, kommt es in diesen Gebieten zu Symptomen. Am allerhäufigsten betroffen sind dabei die Lippen und der Bereich um den Mund herum. Im Volksmund nennt man die dann auftretenden kleinen schmerzhaften Geschwüre Fieberbläschen. Fachleute sprechen von einem Herpes labialis, wenn er an den Lippen oder im Mund sitzt, vom Herpes nasalis, wenn er die Nase befällt. </p><p class="bodytext">Fieberbläschen kündigen sich oft durch Brennen, Kribbeln oder Jucken an. Innerhalb weniger Stunden blüht der Herpes auf: Es entwickelt sich ein münzgroßer, geröteter Herd mit kleinen Blasen. Diese sind prall gefüllt mit HSV. Nach wenigen Tagen platzen sie und trocknen schließlich aus. Dabei bilden sich höchst schmerzhafte Krusten. Nach acht bis zehn Tagen ist die Wunde abgeheilt, und die Haut sieht wieder so aus wie vorher. Dummerweise bleibt es meist nicht bei der einen Attacke. Bei vielen Menschen, die das HSV in sich tragen, kommt das Fieberbläschen immer wieder. Oft an der gleichen Stelle, manchmal auch in anderen Bereichen des Mundes oder an der Nase. </p><p class="bodytext">In manchen Fällen bleibt es bei der Reaktivierung nicht beim harmlosen Fieberbläschen. Vor allem bei immungeschwächten Patient*innen und Neugeborenen drohen Komplikationen. Das Virus kann sich im gesamten Körper ausbreiten und das zentrale Nervensystem, die Lunge und die Leber infizieren. Atemnot, Fieber und Krampfanfälle sind nur einige der lebensbedrohlichen Folgen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Manchmal kommt es durch die Reaktivierung von HSV-1 zu einer Augeninfektion. Dabei sind v.a. die Hornhaut und die Bindehaut betroffen. Bemerkbar macht sich der Augenherpes durch Rötung, Schmerzen, Juckreiz und Fremdkörpergefühl im Auge. </p><p class="bodytext"><strong>Was HSV aus seiner Zelle lockt </strong></p><p class="bodytext">Fast alle Menschen sind mit HSV-1 infiziert. Doch nicht alle leiden unter Fieberbläschen. Das liegt daran, dass das Virus reaktiviert werden muss, bevor es aus den Nervenzellen auswandert und an der Haut zu Beschwerden führt. Provokationsfaktoren oder Trigger gibt es zahlreiche: </p><p class="bodytext"><ul><li>UV-Strahlung der Sonne (eine andere Bezeichnung für den Herpes labialis ist auch der „Gletscherbrand“ durch starke UV-Strahlen im Gebirge) </li><li>Fieber und Infektionskrankheiten </li><li>Hormonumstellungen (z.B. bei der Menstruation) </li><li>psychische Faktoren wie Stress, Ekel oder Traumata </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Wer sehr häufig oder jeweils sehr lange unter Fieberbläschen leidet, sollte dies ärztlich abklären lassen. Dahinter kann eine Immunschwäche stecken. </p><p class="bodytext"><strong>Beschwerden mit Cremes und Gelen lindern </strong></p><p class="bodytext">Das traditionelle Fieberbläschen ist nicht gefährlich, aber überaus lästig. Zum Glück gibt es inzwischen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Besonders häufig werden spezielle Cremes eingesetzt. </p><p class="bodytext"><strong>Antivirale Cremes.</strong> Diese Cremes enthalten ein Virostatikum, das die Vermehrung der Viren stoppt. Trägt man sie schon beim ersten Kribbeln auf, bilden sich manchmal erst gar keine Bläschen aus. Ansonsten kann der Wirkstoff helfen, dass das Bläschen schneller abheilt und weniger schmerzt. Die Cremes sollten so früh wie möglich und dann alle drei bis vier Stunden eingesetzt werden. Für das Virostatikum Aciclovir gibt es keine Alterseinschränkung. Penciclovir darf erst ab einem Alter von zwölf Jahren angewendet werden. Aciclovir steht auch in Kombination mit antientzündlichem Hydrokortison zur Verfügung. Die Kombination soll die Symptome schneller lindern und die Wundheilung beschleunigen. </p><p class="bodytext"><strong>Zink. </strong>Zink soll auf Herpesviren ebenfalls einen hemmenden Effekt ausüben. Es wird für die virale Bläschenphase und die Zeit der Heilung empfohlen. Speziell für den Lippenherpes hergestellte Gele mit Zinksulfat-Heptahydrat sind in der Apotheke erhältlich. </p><p class="bodytext"><strong>Pflanzliche Salben.</strong> Melissenöl, Teebaumöl und Pfefferminzöl sind im Labor antiherpetisch wirksam, andere Pflanzeninhaltsstoffe haben desinfizierende Eigenschaften. Für den Lippenherpes gibt es spezielle Mixturen, z. B. Rephaderm mit Rosmarin-, Myrrhen- und Wermutkrautextrakten. Der Mikroalgenaktivstoff Spirulina-platensis-Extrakt (z.B. in Spiralin oder Ilon Lippencreme) soll das Eindringen und Anhaften von HSV in die Hautzellen verhindern. Dadurch kann er im Akutfall verhindern, dass das Bläschen weiter aufblüht. Auch vorbeugend soll Spirulina herpesanfällige Lippen schützen können. Außerdem reduziert der Algenwirkstoff die Krustenbildung und fördert die Abheilung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Bei den Virostatika kommt es auch auf die Salbengrundlage an. So dringt Studien zufolge Aciclovir besonders gut in die Schleimhaut ein, wenn es mit einem Anteil von 40% Propylenglykol zubereitet ist. </p><p class="bodytext"><strong>Pflaster und Lippenstift </strong></p><p class="bodytext">Statt Cremes lässt sich der Lippenherpes auch mit speziellen Pflastern oder Patches behandeln. Sie fördern durch Hydrokolloide die Wundheilung und reduzieren die Krustenbildung. Dabei sind sie auch ohne Wirkstoff etwa ebenso effektiv wie virostatische Cremes. Die Pflaster haben durchaus Vorteile: Sie schützen vor Infektionen und Weiterverbreitung der Viren. Außerdem lassen sie sich gut überschminken, d.h. das Fieberbläschen fällt weniger stark auf. Die Patches sollen 24 h auf der Läsion verbleiben. Beim Austausch lösen sich die Krusten mit ab – was allerdings recht schmerzhaft sein kann. </p><p class="bodytext">Ein weiteres Therapieprinzip ist Hitze. HSV sind wärmeempfindlich und lassen sich deshalb mit speziellen elektrischen Lippenstiften bekämpfen. Ab dem ersten Kribbeln soll man das Gerät stündlich für drei Sekunden auf die betroffene Stelle aufsetzen. Kribbelt es weiter, kann man die Behandlung nach zwei Minuten insgesamt fünf Mal pro Stunde wiederholen. Offene Bläschen oder verletzte Haut dürfen damit allerdings nicht behandelt werden. Außerdem muss die Haut frei von Cremes und trocken sein. Um eine Virenübertragung zu vermeiden, sollte der elektrische Stift nur von einer Person verwendet werden. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Für ihre Vermehrung brauchen Herpesviren die Aminosäure L-Arginin. Nimmt man deren Gegenspieler L-Lysin ein, kann das die Abheilung unterstützen. L-Lysin ist in verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln (Kapseln oder Kautabletten) enthalten. </p><p class="bodytext"><strong>Allgemeine Maßnahmen verhindern die Ansteckung </strong></p><p class="bodytext">Egal wie man seinen Lippenherpes behandelt: Auf jeden Fall sollte man dafür sorgen, dass man andere nicht infiziert. Denn die Flüssigkeit in den Bläschen ist prall gefüllt mit Viren. Hygiene ist bei einem akuten Lippenherpes deshalb oberstes Gebot. Das bedeutet: </p><p class="bodytext"><ul><li>Hände regelmäßig waschen und desinfizieren. </li><li>Bläschen nicht berühren oder öffnen. Cremes und Gele am besten mit einem Wattestäbchen auftragen. </li><li>Körperkontakt mit Kindern und Schwangeren meiden.</li><li>Läsionen mit einem Herpespatch oder Pflaster abdecken.</li><li>Als Kontaktlinsenträger mit aktivem Lippenherpes lieber eine Brille tragen, um die Viren nicht in die Augen zu verschleppen. </li><li>Nach dem Abheilen Zahnbürsten austauschen. </li></ul></p><p class="bodytext">In manchen Fällen kann man dem wiederkehrenden Lippenherpes vorbeugen. Dazu muss man allerdings die Faktoren kennen, die das Aufblühen triggern. Ist Sonne der Auslöser, hilft Sonnenschutz – vor allem ein Lippenstift mit hohem Lichtschutzfaktor. Auch Kälte und trockene Luft kann HSV aufwecken. Deshalb sollte man im Winter die Lippen gut pflegen und draußen mit einem Schal oder Rollkragen vor eisigen Temperaturen schützen. Bei stressbedingtem Herpes können Entspannungstherapien zu einer besseren Stresskontrolle führen. Infektionen vermeidet man, indem man die empfohlenen Impfungen wahrnimmt und vor allem in der Erkältungszeit die Gebote der Hygiene beachtet. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Wenn der Lippenherpes regelmäßig aufblüht, sollte man darüber Buch führen. Dadurch lassen sich die triggernden Faktoren leichter herausfinden. </p><p class="bodytext"><strong>Virostatika innerlich </strong></p><p class="bodytext">In manchen Fällen müssen virostatische Medikamente auch innerlich eingesetzt werden. Dass ist z.B. der Fall, wenn schwere Verläufe drohen – wie bei Patient*innen mit Immunerkrankungen oder bei Neugeborenen. Meist verabreichen die Ärzt*innen den Wirkstoff dann über die Vene. Vor Zahnoperationen oder Schönheitsoperationen im Gesicht empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme von Aciclovir-Tabletten, um das Aufblühen von Läsionen zu verhindern. Bei immungeschwächten Menschen, die häufig Rezidive erleiden, wird zur Vorbeugung manchmal auch zu einer Langzeittherapie mit Valaciclovir oder Aciclovir in Tablettenform geraten. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2023, 26: 30 </p>

<p class="bodytext">Lippenherpes juckt, schmerzt und ist mit seinen gelblichen Krusten alles andere als eine Zierde. Häufig taucht er gerade dann auf, wenn man ihn am allerwenigstens gebrauchen kann. Zum Glück gibt es gegen die üblen Fieberbläschen inzwischen viele Gegenmittel. Wer sie frühzeitig einsetzt, hat gute Chance, den Herpes im Zaum zu halten. </p><p class="bodytext"><strong>Lebenslange Untermieter</strong></p><p class="bodytext"> Herpes-simplex-Viren (HSV) sind weit verbreitet. Am häufigsten kommt der Typ HSV-1 vor: Neun von zehn Erwachsenen tragen ihn in sich. Die meisten stecken sich damit schon in der frühen Kindheit an. Das Virus gelangt dabei über Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Nasensekrete zunächst auf die Schleimhaut oder wird eingeatmet. Von dort erreicht es dann die Blutbahn. Nach dieser ersten, oft unbemerkten Infektion ziehen sich die Viren in bestimmte Nervenzellen (Ganglienzellen) zurück und bleiben lebenslang im Körper. Werden die „schlafenden“ Viren allerdings durch Stress oder andere Faktoren reaktiviert, wandern sie die Nervenbahnen entlang und lösen Geschwüre und Bläschen an der Haut aus. </p><p class="bodytext">Besonders häufig sitzen die Herpesviren in den Ganglienzellen des Nervus trigeminus. Dieser innerviert die Gesichtshaut, die Lippen und die Mundschleimhaut. Werden die Viren reaktiviert, kommt es in diesen Gebieten zu Symptomen. Am allerhäufigsten betroffen sind dabei die Lippen und der Bereich um den Mund herum. Im Volksmund nennt man die dann auftretenden kleinen schmerzhaften Geschwüre Fieberbläschen. Fachleute sprechen von einem Herpes labialis, wenn er an den Lippen oder im Mund sitzt, vom Herpes nasalis, wenn er die Nase befällt. </p><p class="bodytext">Fieberbläschen kündigen sich oft durch Brennen, Kribbeln oder Jucken an. Innerhalb weniger Stunden blüht der Herpes auf: Es entwickelt sich ein münzgroßer, geröteter Herd mit kleinen Blasen. Diese sind prall gefüllt mit HSV. Nach wenigen Tagen platzen sie und trocknen schließlich aus. Dabei bilden sich höchst schmerzhafte Krusten. Nach acht bis zehn Tagen ist die Wunde abgeheilt, und die Haut sieht wieder so aus wie vorher. Dummerweise bleibt es meist nicht bei der einen Attacke. Bei vielen Menschen, die das HSV in sich tragen, kommt das Fieberbläschen immer wieder. Oft an der gleichen Stelle, manchmal auch in anderen Bereichen des Mundes oder an der Nase. </p><p class="bodytext">In manchen Fällen bleibt es bei der Reaktivierung nicht beim harmlosen Fieberbläschen. Vor allem bei immungeschwächten Patient*innen und Neugeborenen drohen Komplikationen. Das Virus kann sich im gesamten Körper ausbreiten und das zentrale Nervensystem, die Lunge und die Leber infizieren. Atemnot, Fieber und Krampfanfälle sind nur einige der lebensbedrohlichen Folgen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Manchmal kommt es durch die Reaktivierung von HSV-1 zu einer Augeninfektion. Dabei sind v.a. die Hornhaut und die Bindehaut betroffen. Bemerkbar macht sich der Augenherpes durch Rötung, Schmerzen, Juckreiz und Fremdkörpergefühl im Auge. </p><p class="bodytext"><strong>Was HSV aus seiner Zelle lockt </strong></p><p class="bodytext">Fast alle Menschen sind mit HSV-1 infiziert. Doch nicht alle leiden unter Fieberbläschen. Das liegt daran, dass das Virus reaktiviert werden muss, bevor es aus den Nervenzellen auswandert und an der Haut zu Beschwerden führt. Provokationsfaktoren oder Trigger gibt es zahlreiche: </p><p class="bodytext"><ul><li>UV-Strahlung der Sonne (eine andere Bezeichnung für den Herpes labialis ist auch der „Gletscherbrand“ durch starke UV-Strahlen im Gebirge) </li><li>Fieber und Infektionskrankheiten </li><li>Hormonumstellungen (z.B. bei der Menstruation) </li><li>psychische Faktoren wie Stress, Ekel oder Traumata </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Wer sehr häufig oder jeweils sehr lange unter Fieberbläschen leidet, sollte dies ärztlich abklären lassen. Dahinter kann eine Immunschwäche stecken. </p><p class="bodytext"><strong>Beschwerden mit Cremes und Gelen lindern </strong></p><p class="bodytext">Das traditionelle Fieberbläschen ist nicht gefährlich, aber überaus lästig. Zum Glück gibt es inzwischen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Besonders häufig werden spezielle Cremes eingesetzt. </p><p class="bodytext"><strong>Antivirale Cremes.</strong> Diese Cremes enthalten ein Virostatikum, das die Vermehrung der Viren stoppt. Trägt man sie schon beim ersten Kribbeln auf, bilden sich manchmal erst gar keine Bläschen aus. Ansonsten kann der Wirkstoff helfen, dass das Bläschen schneller abheilt und weniger schmerzt. Die Cremes sollten so früh wie möglich und dann alle drei bis vier Stunden eingesetzt werden. Für das Virostatikum Aciclovir gibt es keine Alterseinschränkung. Penciclovir darf erst ab einem Alter von zwölf Jahren angewendet werden. Aciclovir steht auch in Kombination mit antientzündlichem Hydrokortison zur Verfügung. Die Kombination soll die Symptome schneller lindern und die Wundheilung beschleunigen. </p><p class="bodytext"><strong>Zink. </strong>Zink soll auf Herpesviren ebenfalls einen hemmenden Effekt ausüben. Es wird für die virale Bläschenphase und die Zeit der Heilung empfohlen. Speziell für den Lippenherpes hergestellte Gele mit Zinksulfat-Heptahydrat sind in der Apotheke erhältlich. </p><p class="bodytext"><strong>Pflanzliche Salben.</strong> Melissenöl, Teebaumöl und Pfefferminzöl sind im Labor antiherpetisch wirksam, andere Pflanzeninhaltsstoffe haben desinfizierende Eigenschaften. Für den Lippenherpes gibt es spezielle Mixturen, z. B. Rephaderm mit Rosmarin-, Myrrhen- und Wermutkrautextrakten. Der Mikroalgenaktivstoff Spirulina-platensis-Extrakt (z.B. in Spiralin oder Ilon Lippencreme) soll das Eindringen und Anhaften von HSV in die Hautzellen verhindern. Dadurch kann er im Akutfall verhindern, dass das Bläschen weiter aufblüht. Auch vorbeugend soll Spirulina herpesanfällige Lippen schützen können. Außerdem reduziert der Algenwirkstoff die Krustenbildung und fördert die Abheilung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Bei den Virostatika kommt es auch auf die Salbengrundlage an. So dringt Studien zufolge Aciclovir besonders gut in die Schleimhaut ein, wenn es mit einem Anteil von 40% Propylenglykol zubereitet ist. </p><p class="bodytext"><strong>Pflaster und Lippenstift </strong></p><p class="bodytext">Statt Cremes lässt sich der Lippenherpes auch mit speziellen Pflastern oder Patches behandeln. Sie fördern durch Hydrokolloide die Wundheilung und reduzieren die Krustenbildung. Dabei sind sie auch ohne Wirkstoff etwa ebenso effektiv wie virostatische Cremes. Die Pflaster haben durchaus Vorteile: Sie schützen vor Infektionen und Weiterverbreitung der Viren. Außerdem lassen sie sich gut überschminken, d.h. das Fieberbläschen fällt weniger stark auf. Die Patches sollen 24 h auf der Läsion verbleiben. Beim Austausch lösen sich die Krusten mit ab – was allerdings recht schmerzhaft sein kann. </p><p class="bodytext">Ein weiteres Therapieprinzip ist Hitze. HSV sind wärmeempfindlich und lassen sich deshalb mit speziellen elektrischen Lippenstiften bekämpfen. Ab dem ersten Kribbeln soll man das Gerät stündlich für drei Sekunden auf die betroffene Stelle aufsetzen. Kribbelt es weiter, kann man die Behandlung nach zwei Minuten insgesamt fünf Mal pro Stunde wiederholen. Offene Bläschen oder verletzte Haut dürfen damit allerdings nicht behandelt werden. Außerdem muss die Haut frei von Cremes und trocken sein. Um eine Virenübertragung zu vermeiden, sollte der elektrische Stift nur von einer Person verwendet werden. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Für ihre Vermehrung brauchen Herpesviren die Aminosäure L-Arginin. Nimmt man deren Gegenspieler L-Lysin ein, kann das die Abheilung unterstützen. L-Lysin ist in verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln (Kapseln oder Kautabletten) enthalten. </p><p class="bodytext"><strong>Allgemeine Maßnahmen verhindern die Ansteckung </strong></p><p class="bodytext">Egal wie man seinen Lippenherpes behandelt: Auf jeden Fall sollte man dafür sorgen, dass man andere nicht infiziert. Denn die Flüssigkeit in den Bläschen ist prall gefüllt mit Viren. Hygiene ist bei einem akuten Lippenherpes deshalb oberstes Gebot. Das bedeutet: </p><p class="bodytext"><ul><li>Hände regelmäßig waschen und desinfizieren. </li><li>Bläschen nicht berühren oder öffnen. Cremes und Gele am besten mit einem Wattestäbchen auftragen. </li><li>Körperkontakt mit Kindern und Schwangeren meiden.</li><li>Läsionen mit einem Herpespatch oder Pflaster abdecken.</li><li>Als Kontaktlinsenträger mit aktivem Lippenherpes lieber eine Brille tragen, um die Viren nicht in die Augen zu verschleppen. </li><li>Nach dem Abheilen Zahnbürsten austauschen. </li></ul></p><p class="bodytext">In manchen Fällen kann man dem wiederkehrenden Lippenherpes vorbeugen. Dazu muss man allerdings die Faktoren kennen, die das Aufblühen triggern. Ist Sonne der Auslöser, hilft Sonnenschutz – vor allem ein Lippenstift mit hohem Lichtschutzfaktor. Auch Kälte und trockene Luft kann HSV aufwecken. Deshalb sollte man im Winter die Lippen gut pflegen und draußen mit einem Schal oder Rollkragen vor eisigen Temperaturen schützen. Bei stressbedingtem Herpes können Entspannungstherapien zu einer besseren Stresskontrolle führen. Infektionen vermeidet man, indem man die empfohlenen Impfungen wahrnimmt und vor allem in der Erkältungszeit die Gebote der Hygiene beachtet. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp:</strong> Wenn der Lippenherpes regelmäßig aufblüht, sollte man darüber Buch führen. Dadurch lassen sich die triggernden Faktoren leichter herausfinden. </p><p class="bodytext"><strong>Virostatika innerlich </strong></p><p class="bodytext">In manchen Fällen müssen virostatische Medikamente auch innerlich eingesetzt werden. Dass ist z.B. der Fall, wenn schwere Verläufe drohen – wie bei Patient*innen mit Immunerkrankungen oder bei Neugeborenen. Meist verabreichen die Ärzt*innen den Wirkstoff dann über die Vene. Vor Zahnoperationen oder Schönheitsoperationen im Gesicht empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme von Aciclovir-Tabletten, um das Aufblühen von Läsionen zu verhindern. Bei immungeschwächten Menschen, die häufig Rezidive erleiden, wird zur Vorbeugung manchmal auch zu einer Langzeittherapie mit Valaciclovir oder Aciclovir in Tablettenform geraten. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2023, 26: 30 </p>

<p class="bodytext">Menschen mit niedrigem Blutdruck fühlen sich oft schlapp und müde, sie frieren leicht und leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten. Zum Glück steckt meist keine ernsthafte Erkrankung dahinter. Dann lässt sich dem niedrigen Blutdruck mit vielen einfachen Maßnahmen Beine machen. Reicht das nicht, gibt´s Hilfe aus der Apotheke. </p><p class="bodytext"><strong>Von Müdigkeit bis Krampfanfall </strong></p><p class="bodytext">Von einem niedrigen Blutdruck oder einer Hypotonie spricht man, wenn der systolische Blutdruckwert unter 100 mmHg liegt. In den allermeisten Fällen hat das keinen Krankheitswert. Im Gegenteil: Menschen mit niedrigem Blutdruck weisen sogar eine etwas höhere Lebenserwartung auf als Menschen mit normalen Blutdruckwerten. Doch viele Betroffene leiden trotzdem unter ihrer Hypotonie, denn sie kann eine ganze Reihe von Beschwerden auslösen. </p><p class="bodytext">Durch die verringerte Durchblutung frieren hypotone Menschen häufiger. Oft fühlen sie sich müde, und ihre Konzentrationsfähigkeit kann eingeschränkt sein. Es drohen Benommenheit, Schwindelgefühle und Sehstörungen. Auch hinter Verwirrtheitszuständen kann ein zu niedriger Blutdruck stecken. Vor allem bei älteren Menschen kommt es blutdruckbedingt zu kurzer Bewusstlosigkeit (Synkope) und dadurch zu Stürzen, manchmal entstehen sogar Krampfanfälle. Typisch ist, dass körperliche Anstrengung oder Essen die Beschwerden verstärken. Das liegt daran, dass der ohnehin geschwächte Kreislauf dann primär die Muskeln oder den Verdauungstrakt versorgt und dadurch noch weniger Sauerstoff im Gehirn ankommt. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Eine chronische Hypotonie löst keinesfalls immer Symptome aus. Es gibt Menschen, deren Blutdruck konstant zu niedrig ist und die trotzdem keinerlei Beschwerden damit haben. </p><p class="bodytext"><strong>Sensibler Regelkreis </strong></p><p class="bodytext">Den Blutdruck- bestimmen mehrere Faktoren. Dazu zählen die Kraft und die Anzahl der Schläge, mit der das Herz das Blut in die Hauptschlagader pumpt. Entscheidend ist auch, wie hoch der Widerstand der Gefäßwände ist. Herz und Gefäßmuskulatur werden durch einen komplexen Regelkreis über das autonome Nervensystem gesteuert. Dieser ist wiederum eng verbunden mit der für den Blutdruck wichtigen Regulierung des Flüssigkeitshaushalts. Befindet sich z.B. zu wenig Flüssigkeit – sprich Volumen – in den Gefäßen, halten Herz und Gefäßwände nur schwer den Druck im Blutkreislauf aufrecht.</p><p class="bodytext"> Je nach Ursache unterscheidet man bei der Hypotonie verschiedene Formen. </p><p class="bodytext"><ul><li>Die <strong>primäre </strong>oder <strong>essenzielle Hypotonie</strong> betrifft vor allem Jugendliche und junge Frauen mit schlankem Körperbau und Ausdauersportler*innen. Ihr liegt vermutlich ein erniedrigter Sollwert im Kreislaufregulationszentrum zugrunde. </li><li>Als <strong>sekundäre Hypotonie</strong> werden diejenigen Formen des niedrigen Blutdrucks bezeichnet, die durch eine Krankheit, Flüssigkeitsmangel oder eine Medikamentennebenwirkung ausgelöst werden. Aufgrund der vielen für den Blutdruck relevanten Faktoren gibt es eine große Anzahl solcher Auslöser. Sie reichen von Herzerkrankungen (z.B. Herzinfarkt oder Herzschwäche) über hormonelle Störungen (Schilddrüsenunterfunktion, Nebennierenrindeninsuffizienz) bis zu Blutarmut oder mangelnder Flüssigkeitszufuhr. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Wer unter niedrigem Blutdruck leidet und regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte diese mithilfe der Hausärzt*in prüfen. Neben Entwässerungsmitteln und Wirkstoffen gegen Brustenge (Angina pectoris) können vor allem Antidepressiva und Schmerzmittel eine ungewollte Blutdrucksenkung auslösen. Vorsicht geboten ist auch bei der Einnahme von Phosphodiesterase-III-Hemmern, die in Potenzmitteln wie Sildenafil oder Vardenafil enthalten sind. </p><p class="bodytext"><strong>Orthostatische Dysregulation </strong></p><p class="bodytext">Eine spezielle Form der Hypotonie ist die orthostatische Dysregulation. Im Gegensatz zur chronischen Hypotonie sind dabei die Blutdruckwerte nicht dauerhaft niedrig. Sie sinken nur beim Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen deutlich ab. Dabei „versackt“ das Blut in den Beinvenen, wodurch das Gehirn weniger durchblutet wird. Die Folge davon sind Schwindel, Sehstörungen, Kopf- und Nackenschmerzen. Typischerweise bessern sich die Beschwerden sofort, wenn sich die Betroffene wieder hinlegt. </p><p class="bodytext">Für dieses starke Absinken der Blutdruckwerte diskutieren Expert*innen verschiedene Ursachen. Zum einen kann das autonome Nervensystem geschädigt oder gestört sein, sodass bei einem Blutdruckabfall die schnelle Antwort der Gefäße und des Herzens ausbleibt. Auch eine Hypovolämie, also zu wenig Flüssigkeit in den Gefäßen, soll daran beteiligt sein. </p><p class="bodytext">Vor allem bei Jüngeren ist diese Form der Hypotonie oft konstitutionell bedingt. Schlanke und große Menschen sind deshalb häufiger davon betroffen, begünstigend wirken mangelndes körperliches Training und unzureichende Flüssigkeitszufuhr. Bei älteren Menschen wird die orthostatische Dysregulation oft ausgelöst durch </p><p class="bodytext"><ul><li>Medikamente (Hochdruckmittel, Entwässerungsmittel, Neuroleptika, Parkinsonmittel, Antidepressiva) </li><li>Volumenmangel in den Gefäßen, z.B. durch mangelnde Flüssigkeitszufuhr, Flüssigkeitsverluste über Durchfall oder Blutungen (z.B. Darmblutungen) und Nierenerkrankung </li><li>Herzerkrankungen wie Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, koronare Herzkrankheit </li><li>Hormonstörungen </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die orthostatische Dysregulation tritt in jedem Lebensalter auf. Bei Menschen über 65 Jahren ist sie jedoch besonders häufig, jede Vierte soll davon betroffen sein. </p><p class="bodytext"><strong>Niedrigen Blutdruck abklären lassen</strong></p><p class="bodytext"> In den meisten Fällen hat ein niedriger Blutdruck keine ernste Ursache. Trotzdem sollte man mit der Hausärzt*in klären, ob vielleicht weitere Untersuchungen sinnvoll sind. Die Basisuntersuchung ist die normale Blutdruckmessung. Daneben zeigt eine 24-Stunden-Blutdruckmessung, wie es sich mit dem Druck im Tages- und Nachtverlauf verhält. Mithilfe des EKGs kommt man Herzrhythmusstörungen auf die Spur, mittels Ultraschall des Herzens (Echokardiographie) lässt sich die Pumpkraft des Herzens prüfen. </p><p class="bodytext">Zwei Tests helfen bei der Diagnose der orthostatischen Hypotonie. Beim aktiven Stehtest (Schellong-Test) misst man Puls und Blutdruck zwei Minuten im Liegen. Dann wird die Patient*in aufgefordert, sich hinzustellen. Dabei misst man sofort und alle 60 Sekunden Puls und Blutdruck über mindestens drei Minuten. Sinkt der systolische Wert um mehr 20 mmHg und/oder der diastolische um mehr als 10 mmHg, liegt eine orthostatische Dysregulation vor. Steigt der Puls durch den Blutdruckabfall stark an, handelt es sich um eine sympathikotone Variante, bei der es häufiger zu Synkopen (Ohnmachtsanfällen) kommt. Bei der klassischen Variante bleibt der Anstieg der Herzfrequenz aus. </p><p class="bodytext">Der Kipptisch-Test wird mangels passender Ausrüstung meist nur in Herzpraxen durchgeführt. Dabei liegt die Patient*in zehn Minuten angeschnallt auf einer speziellen Liege, die dann in eine Position von 60 bis 80 Grad aufgerichtet (gekippt) wird. Diese Untersuchung wird vor allem bei unklaren Bewusstlosigkeitsanfällen (Synkopen) eingesetzt, wenn andere Verfahren (EKG, Herz-Echo, Blutdruckmessung, Steh-Test) keine eindeutigen Ergebnisse erbracht haben. </p><p class="bodytext"><strong>Dem Blutdruck Beine machen </strong></p><p class="bodytext">Bei einer sekundären Hypotonie steht als erstes die Behandlung der auslösenden Ursache an, z.B. der Ausgleich eines Hormonmangels oder die Therapie einer Herzschwäche. Liegt keine behandlungsbedürftige Erkrankung vor, helfen oft einfache Maßnahmen gegen die Beschwerden: </p><p class="bodytext"><strong>Auslöser meiden. </strong>Treten die Symptome in bestimmten Situationen auf, gilt es, diese zu meiden. Dazu gehören beispielsweise ein langer Aufenthalt in schwüler Hitze oder zu langes Stehen. Ausreichend Flüssigkeit. Menschen mit einer Hypotonie müssen viel trinken. In der Regel heißt das (nach Rücksprache mit der Ärzt*in) zwei bis drei Liter pro Tag. </p><p class="bodytext"><strong>Häufig und salzreich essen. </strong>Mit mehreren kleinen, leichten Mahlzeiten über den Tag verteilt verringert man die Blutumverteilung in den Verdauungstrakt nach der Nahrungsaufnahme. Hypotoniker*innen sollten zudem salzreich essen, weil Salz Flüssigkeit in die Gefäße „zieht“. Häufig werden täglich 5 bis 10 g Kochsalz empfohlen. Wieviel Salz individuell ratsam ist, sollte unbedingt mit der Hausärzt*in besprochen werden. Zusätzlich ist es günstig, natriumreiches Trinkwasser zu wählen. </p><p class="bodytext"><strong>Auf Alkohol verzichten. </strong>Alkohol erweitert die Gefäße und senkt dadurch akut den Blutdruck. Wer zu Hypotonie neigt, sollte deshalb besser darauf verzichten. </p><p class="bodytext"><strong>Erhöhte Oberkörperlage beim Schlafen.</strong> Wer orthostatische Probleme beim Aufstehen aus dem Schlafen hat, kann das Kopfteil des Bettes um etwa 12° höherstellen. Dadurch wird die nächtliche Wasserausscheidung über die Niere verringert. Oft nützt es, sich vor dem Aufstehen zunächst für zwei Minuten an die Bettkante zu setzen und den Kreislauf an die veränderten Bedingungen zu gewöhnen. </p><p class="bodytext"><strong>Venentonus erhöhen. </strong>Gegen das Absacken des Blutes in die Beingefäße hilft es, die Venen und die umliegende Wadenmuskulatur zu stärken. Dazu eignen sich </p><p class="bodytext"><ul><li>Isometrische Übungen im Sitzen oder Stehen, z. B. das Überkreuzen der Beine im Stehen und das Auf-die Zehen-Stellen</li><li>Regelmäßige Anwendung von Wechselduschen oder Kneipp-Güssen </li><li>Trockenbürstenmassagen der Beine </li><li>Regelmäßiges Radfahren oder Walking </li><li>Kompressionsstrümpfe. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Medikamente gegen den niedrigen Druck </strong></p><p class="bodytext">Hypotone und orthostatische Kreislaufregulationsstörungen lassen sich manchmal auch mit Wirkstoffen aus dem Pflanzenreich lindern. Ein Flüssigextrakt aus Weißdornbeeren und Campher erhöht beispielsweise die Herzfrequenz und die Kontraktionskraft des Herzmuskels. Die Tropfen sind wasserunlöslich und sollen deshalb auf einem Stück Zucker oder Brot eingenommen werden. Das Präparat ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. </p><p class="bodytext">Synthetische Medikamente helfen ebenfalls gegen einen niedrigen Blutdruck. Sie sollten aber erst dann eingesetzt werden, wenn die anderen Maßnahmen bei der Behandlung der Hypotonie keinen Erfolg zeigen. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Sympathomimetika</strong>. Rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind die Sympathomimetika Etilefrin und Norfenefrin. Sie unterstützen das autonome Nervensystem und steigern die Herzkraft und den Gefäßwiderstand. Beide Wirkstoffe gibt es als Tropfen oder Tabletten. Sie sind mehrmals täglich je nach Beipackzettel einzunehmen. Um Schlafstörungen zu vermeiden, sollte die letzte Gabe vor 16 Uhr erfolgen. Bei Gefäßerkrankungen oder koronarer Herzkrankheit, Engwinkelglaukom und Prostatavergrößerung dürfen Sympathomimetika nicht eingesetzt werden. Ein weiteres, aber rezeptpflichtiges Sympathomimetikum ist Midodrin. Der Wirkstoff verengt die Gefäße und steigert dadurch den Blutdruck. Es gelten die gleichen Kontraindikationen wie bei Etilefrin. </li><li><strong>Fludrocortison.</strong> Dieses Mineralkortikoid senkt die Natriumausscheidung über die Niere und erhöht dadurch Blutvolumen und Blutdruck. Es wird bei schwerer orthostatischer Hypotonie verordnet, wenn eine erhöhte Salz- und Flüssigkeitszufuhr nicht ausreichen. Als Nebenwirkungen sind Wassereinlagerungen, Herzschwäche, Schwitzen und Kopfschmerzen zu beachten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Sonderfall Schwangerschaft</strong></p><p class="bodytext"> Ein niedriger Blutdruck während der Schwangerschaft ist nicht nur lästig für die werdende Mutter – er bedeutet auch eine Gefahr für das Kind. Denn hypotone Mütter haben einerseits ein erhöhtes Risiko für Früh- oder Fehlgeburten. Weil die Plazenta bei niedrigem Blutdruck schlechter durchblutet ist, drohen dem Ungeborenen außerdem Wachstumsstörungen. </p><p class="bodytext">Gegen niedrigen Blutdruck können sich werdende Mütter zunächst mit den oben genannten Allgemeinmaßnahmen helfen. Reicht das nicht aus, wird es schwierig. Denn die Behandlungsmöglichkeiten mit Medikamenten sind in der Schwangerschaft stark eingeschränkt. Sympathomimetika verbieten sich in den ersten drei Monaten strikt, da sie in Tierversuchen zu Missbildungen des Fetus geführt haben. Auch in der restlichen Schwangerschaft sollten sie besser nicht eingenommen werden und wenn, nur nach Rücksprache mit der Frauenärzt*in. </p><p class="bodytext">Eine medikamentöse Option für Schwangere ist Cardiodoron. Die Tinktur besteht aus Eselsdistel, Bilsenkraut und Frühlingsschlüsselblume und wird gegen Blutdruckschwankungen eingesetzt. In der höheren Konzentration muss der Extrakt von der Ärzt*in verordnet werden, stärker verdünnt ist er rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Wie bei allem Medikamenten in der Schwangerschaft ist es allerdings auch bei der rezeptfreien Variante sicherer, vor Einnahme die Frauenärzt*in zu befragen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Schwangere können ihren Blutdruck auch mit Sport auf Trab bringen. Besonders geeignet sind Schwimmen und Wassergymnastik sowie Radfahren und Nordic Walking. Wer joggen möchte, sollte sich dazu vorher Rat von der Frauenärzt*in einholen – denn Joggen belastet den Beckenboden. </p><p class="bodytext"></p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2023; 12: 36<span style="color: rgb(0, 0, 0); font-family: Arial; font-size: 14px; font-style: normal; font-variant-ligatures: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: 400; letter-spacing: normal; orphans: 2; text-align: right; text-indent: 0px; text-transform: none; widows: 2; word-spacing: 0px; -webkit-text-stroke-width: 0px; white-space: normal; background-color: rgb(255, 255, 255); text-decoration-thickness: initial; text-decoration-style: initial; text-decoration-color: initial; display: inline !important; float: none; "></span></p>

<p class="bodytext">Menschen mit niedrigem Blutdruck fühlen sich oft schlapp und müde, sie frieren leicht und leiden unter Konzentrationsschwierigkeiten. Zum Glück steckt meist keine ernsthafte Erkrankung dahinter. Dann lässt sich dem niedrigen Blutdruck mit vielen einfachen Maßnahmen Beine machen. Reicht das nicht, gibt´s Hilfe aus der Apotheke. </p><p class="bodytext"><strong>Von Müdigkeit bis Krampfanfall </strong></p><p class="bodytext">Von einem niedrigen Blutdruck oder einer Hypotonie spricht man, wenn der systolische Blutdruckwert unter 100 mmHg liegt. In den allermeisten Fällen hat das keinen Krankheitswert. Im Gegenteil: Menschen mit niedrigem Blutdruck weisen sogar eine etwas höhere Lebenserwartung auf als Menschen mit normalen Blutdruckwerten. Doch viele Betroffene leiden trotzdem unter ihrer Hypotonie, denn sie kann eine ganze Reihe von Beschwerden auslösen. </p><p class="bodytext">Durch die verringerte Durchblutung frieren hypotone Menschen häufiger. Oft fühlen sie sich müde, und ihre Konzentrationsfähigkeit kann eingeschränkt sein. Es drohen Benommenheit, Schwindelgefühle und Sehstörungen. Auch hinter Verwirrtheitszuständen kann ein zu niedriger Blutdruck stecken. Vor allem bei älteren Menschen kommt es blutdruckbedingt zu kurzer Bewusstlosigkeit (Synkope) und dadurch zu Stürzen, manchmal entstehen sogar Krampfanfälle. Typisch ist, dass körperliche Anstrengung oder Essen die Beschwerden verstärken. Das liegt daran, dass der ohnehin geschwächte Kreislauf dann primär die Muskeln oder den Verdauungstrakt versorgt und dadurch noch weniger Sauerstoff im Gehirn ankommt. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Eine chronische Hypotonie löst keinesfalls immer Symptome aus. Es gibt Menschen, deren Blutdruck konstant zu niedrig ist und die trotzdem keinerlei Beschwerden damit haben. </p><p class="bodytext"><strong>Sensibler Regelkreis </strong></p><p class="bodytext">Den Blutdruck- bestimmen mehrere Faktoren. Dazu zählen die Kraft und die Anzahl der Schläge, mit der das Herz das Blut in die Hauptschlagader pumpt. Entscheidend ist auch, wie hoch der Widerstand der Gefäßwände ist. Herz und Gefäßmuskulatur werden durch einen komplexen Regelkreis über das autonome Nervensystem gesteuert. Dieser ist wiederum eng verbunden mit der für den Blutdruck wichtigen Regulierung des Flüssigkeitshaushalts. Befindet sich z.B. zu wenig Flüssigkeit – sprich Volumen – in den Gefäßen, halten Herz und Gefäßwände nur schwer den Druck im Blutkreislauf aufrecht.</p><p class="bodytext"> Je nach Ursache unterscheidet man bei der Hypotonie verschiedene Formen. </p><p class="bodytext"><ul><li>Die <strong>primäre </strong>oder <strong>essenzielle Hypotonie</strong> betrifft vor allem Jugendliche und junge Frauen mit schlankem Körperbau und Ausdauersportler*innen. Ihr liegt vermutlich ein erniedrigter Sollwert im Kreislaufregulationszentrum zugrunde. </li><li>Als <strong>sekundäre Hypotonie</strong> werden diejenigen Formen des niedrigen Blutdrucks bezeichnet, die durch eine Krankheit, Flüssigkeitsmangel oder eine Medikamentennebenwirkung ausgelöst werden. Aufgrund der vielen für den Blutdruck relevanten Faktoren gibt es eine große Anzahl solcher Auslöser. Sie reichen von Herzerkrankungen (z.B. Herzinfarkt oder Herzschwäche) über hormonelle Störungen (Schilddrüsenunterfunktion, Nebennierenrindeninsuffizienz) bis zu Blutarmut oder mangelnder Flüssigkeitszufuhr. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Wer unter niedrigem Blutdruck leidet und regelmäßig Medikamente einnimmt, sollte diese mithilfe der Hausärzt*in prüfen. Neben Entwässerungsmitteln und Wirkstoffen gegen Brustenge (Angina pectoris) können vor allem Antidepressiva und Schmerzmittel eine ungewollte Blutdrucksenkung auslösen. Vorsicht geboten ist auch bei der Einnahme von Phosphodiesterase-III-Hemmern, die in Potenzmitteln wie Sildenafil oder Vardenafil enthalten sind. </p><p class="bodytext"><strong>Orthostatische Dysregulation </strong></p><p class="bodytext">Eine spezielle Form der Hypotonie ist die orthostatische Dysregulation. Im Gegensatz zur chronischen Hypotonie sind dabei die Blutdruckwerte nicht dauerhaft niedrig. Sie sinken nur beim Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen deutlich ab. Dabei „versackt“ das Blut in den Beinvenen, wodurch das Gehirn weniger durchblutet wird. Die Folge davon sind Schwindel, Sehstörungen, Kopf- und Nackenschmerzen. Typischerweise bessern sich die Beschwerden sofort, wenn sich die Betroffene wieder hinlegt. </p><p class="bodytext">Für dieses starke Absinken der Blutdruckwerte diskutieren Expert*innen verschiedene Ursachen. Zum einen kann das autonome Nervensystem geschädigt oder gestört sein, sodass bei einem Blutdruckabfall die schnelle Antwort der Gefäße und des Herzens ausbleibt. Auch eine Hypovolämie, also zu wenig Flüssigkeit in den Gefäßen, soll daran beteiligt sein. </p><p class="bodytext">Vor allem bei Jüngeren ist diese Form der Hypotonie oft konstitutionell bedingt. Schlanke und große Menschen sind deshalb häufiger davon betroffen, begünstigend wirken mangelndes körperliches Training und unzureichende Flüssigkeitszufuhr. Bei älteren Menschen wird die orthostatische Dysregulation oft ausgelöst durch </p><p class="bodytext"><ul><li>Medikamente (Hochdruckmittel, Entwässerungsmittel, Neuroleptika, Parkinsonmittel, Antidepressiva) </li><li>Volumenmangel in den Gefäßen, z.B. durch mangelnde Flüssigkeitszufuhr, Flüssigkeitsverluste über Durchfall oder Blutungen (z.B. Darmblutungen) und Nierenerkrankung </li><li>Herzerkrankungen wie Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, koronare Herzkrankheit </li><li>Hormonstörungen </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die orthostatische Dysregulation tritt in jedem Lebensalter auf. Bei Menschen über 65 Jahren ist sie jedoch besonders häufig, jede Vierte soll davon betroffen sein. </p><p class="bodytext"><strong>Niedrigen Blutdruck abklären lassen</strong></p><p class="bodytext"> In den meisten Fällen hat ein niedriger Blutdruck keine ernste Ursache. Trotzdem sollte man mit der Hausärzt*in klären, ob vielleicht weitere Untersuchungen sinnvoll sind. Die Basisuntersuchung ist die normale Blutdruckmessung. Daneben zeigt eine 24-Stunden-Blutdruckmessung, wie es sich mit dem Druck im Tages- und Nachtverlauf verhält. Mithilfe des EKGs kommt man Herzrhythmusstörungen auf die Spur, mittels Ultraschall des Herzens (Echokardiographie) lässt sich die Pumpkraft des Herzens prüfen. </p><p class="bodytext">Zwei Tests helfen bei der Diagnose der orthostatischen Hypotonie. Beim aktiven Stehtest (Schellong-Test) misst man Puls und Blutdruck zwei Minuten im Liegen. Dann wird die Patient*in aufgefordert, sich hinzustellen. Dabei misst man sofort und alle 60 Sekunden Puls und Blutdruck über mindestens drei Minuten. Sinkt der systolische Wert um mehr 20 mmHg und/oder der diastolische um mehr als 10 mmHg, liegt eine orthostatische Dysregulation vor. Steigt der Puls durch den Blutdruckabfall stark an, handelt es sich um eine sympathikotone Variante, bei der es häufiger zu Synkopen (Ohnmachtsanfällen) kommt. Bei der klassischen Variante bleibt der Anstieg der Herzfrequenz aus. </p><p class="bodytext">Der Kipptisch-Test wird mangels passender Ausrüstung meist nur in Herzpraxen durchgeführt. Dabei liegt die Patient*in zehn Minuten angeschnallt auf einer speziellen Liege, die dann in eine Position von 60 bis 80 Grad aufgerichtet (gekippt) wird. Diese Untersuchung wird vor allem bei unklaren Bewusstlosigkeitsanfällen (Synkopen) eingesetzt, wenn andere Verfahren (EKG, Herz-Echo, Blutdruckmessung, Steh-Test) keine eindeutigen Ergebnisse erbracht haben. </p><p class="bodytext"><strong>Dem Blutdruck Beine machen </strong></p><p class="bodytext">Bei einer sekundären Hypotonie steht als erstes die Behandlung der auslösenden Ursache an, z.B. der Ausgleich eines Hormonmangels oder die Therapie einer Herzschwäche. Liegt keine behandlungsbedürftige Erkrankung vor, helfen oft einfache Maßnahmen gegen die Beschwerden: </p><p class="bodytext"><strong>Auslöser meiden. </strong>Treten die Symptome in bestimmten Situationen auf, gilt es, diese zu meiden. Dazu gehören beispielsweise ein langer Aufenthalt in schwüler Hitze oder zu langes Stehen. Ausreichend Flüssigkeit. Menschen mit einer Hypotonie müssen viel trinken. In der Regel heißt das (nach Rücksprache mit der Ärzt*in) zwei bis drei Liter pro Tag. </p><p class="bodytext"><strong>Häufig und salzreich essen. </strong>Mit mehreren kleinen, leichten Mahlzeiten über den Tag verteilt verringert man die Blutumverteilung in den Verdauungstrakt nach der Nahrungsaufnahme. Hypotoniker*innen sollten zudem salzreich essen, weil Salz Flüssigkeit in die Gefäße „zieht“. Häufig werden täglich 5 bis 10 g Kochsalz empfohlen. Wieviel Salz individuell ratsam ist, sollte unbedingt mit der Hausärzt*in besprochen werden. Zusätzlich ist es günstig, natriumreiches Trinkwasser zu wählen. </p><p class="bodytext"><strong>Auf Alkohol verzichten. </strong>Alkohol erweitert die Gefäße und senkt dadurch akut den Blutdruck. Wer zu Hypotonie neigt, sollte deshalb besser darauf verzichten. </p><p class="bodytext"><strong>Erhöhte Oberkörperlage beim Schlafen.</strong> Wer orthostatische Probleme beim Aufstehen aus dem Schlafen hat, kann das Kopfteil des Bettes um etwa 12° höherstellen. Dadurch wird die nächtliche Wasserausscheidung über die Niere verringert. Oft nützt es, sich vor dem Aufstehen zunächst für zwei Minuten an die Bettkante zu setzen und den Kreislauf an die veränderten Bedingungen zu gewöhnen. </p><p class="bodytext"><strong>Venentonus erhöhen. </strong>Gegen das Absacken des Blutes in die Beingefäße hilft es, die Venen und die umliegende Wadenmuskulatur zu stärken. Dazu eignen sich </p><p class="bodytext"><ul><li>Isometrische Übungen im Sitzen oder Stehen, z. B. das Überkreuzen der Beine im Stehen und das Auf-die Zehen-Stellen</li><li>Regelmäßige Anwendung von Wechselduschen oder Kneipp-Güssen </li><li>Trockenbürstenmassagen der Beine </li><li>Regelmäßiges Radfahren oder Walking </li><li>Kompressionsstrümpfe. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Medikamente gegen den niedrigen Druck </strong></p><p class="bodytext">Hypotone und orthostatische Kreislaufregulationsstörungen lassen sich manchmal auch mit Wirkstoffen aus dem Pflanzenreich lindern. Ein Flüssigextrakt aus Weißdornbeeren und Campher erhöht beispielsweise die Herzfrequenz und die Kontraktionskraft des Herzmuskels. Die Tropfen sind wasserunlöslich und sollen deshalb auf einem Stück Zucker oder Brot eingenommen werden. Das Präparat ist rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. </p><p class="bodytext">Synthetische Medikamente helfen ebenfalls gegen einen niedrigen Blutdruck. Sie sollten aber erst dann eingesetzt werden, wenn die anderen Maßnahmen bei der Behandlung der Hypotonie keinen Erfolg zeigen. </p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Sympathomimetika</strong>. Rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind die Sympathomimetika Etilefrin und Norfenefrin. Sie unterstützen das autonome Nervensystem und steigern die Herzkraft und den Gefäßwiderstand. Beide Wirkstoffe gibt es als Tropfen oder Tabletten. Sie sind mehrmals täglich je nach Beipackzettel einzunehmen. Um Schlafstörungen zu vermeiden, sollte die letzte Gabe vor 16 Uhr erfolgen. Bei Gefäßerkrankungen oder koronarer Herzkrankheit, Engwinkelglaukom und Prostatavergrößerung dürfen Sympathomimetika nicht eingesetzt werden. Ein weiteres, aber rezeptpflichtiges Sympathomimetikum ist Midodrin. Der Wirkstoff verengt die Gefäße und steigert dadurch den Blutdruck. Es gelten die gleichen Kontraindikationen wie bei Etilefrin. </li><li><strong>Fludrocortison.</strong> Dieses Mineralkortikoid senkt die Natriumausscheidung über die Niere und erhöht dadurch Blutvolumen und Blutdruck. Es wird bei schwerer orthostatischer Hypotonie verordnet, wenn eine erhöhte Salz- und Flüssigkeitszufuhr nicht ausreichen. Als Nebenwirkungen sind Wassereinlagerungen, Herzschwäche, Schwitzen und Kopfschmerzen zu beachten. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Sonderfall Schwangerschaft</strong></p><p class="bodytext"> Ein niedriger Blutdruck während der Schwangerschaft ist nicht nur lästig für die werdende Mutter – er bedeutet auch eine Gefahr für das Kind. Denn hypotone Mütter haben einerseits ein erhöhtes Risiko für Früh- oder Fehlgeburten. Weil die Plazenta bei niedrigem Blutdruck schlechter durchblutet ist, drohen dem Ungeborenen außerdem Wachstumsstörungen. </p><p class="bodytext">Gegen niedrigen Blutdruck können sich werdende Mütter zunächst mit den oben genannten Allgemeinmaßnahmen helfen. Reicht das nicht aus, wird es schwierig. Denn die Behandlungsmöglichkeiten mit Medikamenten sind in der Schwangerschaft stark eingeschränkt. Sympathomimetika verbieten sich in den ersten drei Monaten strikt, da sie in Tierversuchen zu Missbildungen des Fetus geführt haben. Auch in der restlichen Schwangerschaft sollten sie besser nicht eingenommen werden und wenn, nur nach Rücksprache mit der Frauenärzt*in. </p><p class="bodytext">Eine medikamentöse Option für Schwangere ist Cardiodoron. Die Tinktur besteht aus Eselsdistel, Bilsenkraut und Frühlingsschlüsselblume und wird gegen Blutdruckschwankungen eingesetzt. In der höheren Konzentration muss der Extrakt von der Ärzt*in verordnet werden, stärker verdünnt ist er rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Wie bei allem Medikamenten in der Schwangerschaft ist es allerdings auch bei der rezeptfreien Variante sicherer, vor Einnahme die Frauenärzt*in zu befragen. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Schwangere können ihren Blutdruck auch mit Sport auf Trab bringen. Besonders geeignet sind Schwimmen und Wassergymnastik sowie Radfahren und Nordic Walking. Wer joggen möchte, sollte sich dazu vorher Rat von der Frauenärzt*in einholen – denn Joggen belastet den Beckenboden. </p><p class="bodytext"></p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2023; 12: 36<span style="color: rgb(0, 0, 0); font-family: Arial; font-size: 14px; font-style: normal; font-variant-ligatures: normal; font-variant-caps: normal; font-weight: 400; letter-spacing: normal; orphans: 2; text-align: right; text-indent: 0px; text-transform: none; widows: 2; word-spacing: 0px; -webkit-text-stroke-width: 0px; white-space: normal; background-color: rgb(255, 255, 255); text-decoration-thickness: initial; text-decoration-style: initial; text-decoration-color: initial; display: inline !important; float: none; "></span></p>

<p class="bodytext">Durchfall ist bei kleinen Kindern gar nicht so harmlos. Zwar lässt er sich mit viel Trinken und Ruhe meist in den Griff bekommen. Doch klappt das nicht, kann das Kind innerhalb weniger Stunden gefährlich austrocknen. Lesen Sie, welche und wieviel Flüssigkeit Säuglinge und Kleinkinder brauchen, wie man Trinklösungen am besten verabreicht und bei welchen Anzeichen das Durchfallkind zur Ärzt*in muss. </p><p class="bodytext"><strong>Von der Hand in den Mund </strong></p><p class="bodytext">Jedes Jahr gibt es weltweit fast 1,7 Milliarden Fälle von Durchfallerkrankungen (Gastroenteritis) bei Kindern, meist verursacht durch infiziertes Trinkwasser und schlechte sanitäre Verhältnisse. Trotz der guten hygienischen Bedingungen in Deutschland zählt die akute infektiöse Gastroenteritis auch hier zu den häufigsten Krankheitsbildern. Verursacher sind vor allem Viren wie das Norovirus und das Rotavirus, aber auch bakterielle Salmonellen- und Campylobacterinfektionen schlagen bei den Durchfallerkrankungen zu Buche. </p><p class="bodytext">Die Erreger werden über den Stuhl oder das Erbrochene ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral, das heißt, dass die über den Stuhl ausgeschiedenen Erreger über den Mund aufgenommen werden. Typische Beispiele sind ungenügendes Händewaschen nach dem Toilettengang oder Handkontakt mit verunreinigten Flächen. Auch Tröpfcheninfektionen sind möglich. . Dabei gelangen durch schwallartiges Erbrechen virusbeladene kleineste Tröpfchen aus der Speiseröhre in die Luft und werden von einer anderen Person über den Mund aufgenommen. Außerdem werden viele Erreger über kontaminierte Speisen übertragen. </p><p class="bodytext">Besonders oft erwischt es Kleinkinder und Säuglinge. Bei ihnen ist die Erkrankung am bedrohlichsten, denn sie trocknen schneller aus als Jugendliche und Erwachsene. Das größte Risiko besteht für Kinder unter sechs Monaten oder mit einem Gewicht unter 8 kg. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> 30% der Durchfallerkrankungen bei Kindern und 50% bei Erwachsenen werden durch das Norovirus verursacht. Die Infektionen können das ganze Jahr über auftreten, ein saisonaler Gipfel besteht in den Monaten von Oktober bis März. </p><p class="bodytext"><strong>Wann Durchfall nicht mehr harmlos ist </strong></p><p class="bodytext">Durch starken Durchfall und Erbrechen verliert der Körper Flüssigkeit und Elektrolyte, er trocknet aus. Eine solche Dehydratation kann für den ganzen Körper gefährlich werden. Am schnellsten leiden die Gehirnzellen unter dem Wassermangel. Um ein Austrocknen nicht zu übersehen, müssen Eltern ihr krankes Kind gut beobachten. Flüssigkeitsmangel macht sich folgendermaßen bemerkbar: </p><p class="bodytext"><ul><li>Ein <strong>leichter Flüssigkeitsmangel</strong> (5% des Körpergewichts bei Kleinkindern und bzw. 3% bei Jugendlichen) fällt kaum auf. Der Durst kann vermehrt sein und die Urinmenge leicht vermindert. </li><li><strong>Mittelschwerer Flüssigkeitsmangel</strong> (10% bzw. 5-6% des Körpergewichts) zeigt sich durch eine trockene Wangenschleimhaut und eine geringe bzw. fehlende Urinausscheidung. Die Augen sind eingesunken (bei Säuglingen auch die Fontanellen, das sind die weichen Spalten zwischen den noch nicht zusammengewachsenen Schädelknochen), das Herz schlägt schneller und die Haut verliert an Spannung. Das Kind wirkt lethargisch, desinteressiert, müde. </li><li>Beim <strong>schweren Flüssigkeitsmangel</strong> (15% bzw. 7-9% des Körpergewichts) kommen eine beschleunigte Atmung, die Blaufärbung von Lippen und Fingerspitzen und ein dünner, kaum tastbarer Pulsschlag hinzu. Die Haut wird häufig fleckig. Im schlimmsten Fall fällt das Kind ins Koma. </li></ul></p><p class="bodytext">Bei Kindern mit mittelschwerem und schwerem Flüssigkeitsmangel muss eine Ärzt*in eingeschaltet werden. Daneben gibt es weitere Gründe, die Kinderarztpraxis oder die Notfallambulanz einer Kinderklinik aufzusuchen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Das Kind ist jünger als sieben Monate oder wiegt weniger als 8 kg. </li><li>Es leidet an unstillbarem Erbrechen. Beim Kleinkind bedeutet dass, das es mehr als sechs bis acht Mal erbricht oder 24 Stunden lang immer wieder. Bei Säuglingen sollte man nicht länger als ein bis zwei Stunden warten, bis man sich auf den Weg zur Ärzt*in begibt. </li><li>Es hat eine chronische Grunderkrankung. </li><li>Es möchte trotz Zeichen der Austrocknung nichts trinken oder es verweigert das Trinken mehr als vier Stunden lang. </li><li>Das Kind verhält sich auffällig, es schreit schrill oder ist gereizt. Alarmierend ist auch, wenn es apathisch wirkt oder auffallend müde ist. </li><li>Es hat hohes Fieber (&gt;39,5° C) oder starke Bauchschmerzen. </li><li>Der Durchfall ist blutig (mehr als einzlen Blutfäden im Stuhl). </li><li>Das Kind scheidet große Mengen an wässrigem Stuhl aus (mehr als acht bis zehn Stühle am Tag). </li><li>Der Zustand des Kindes bessert sich trotz Trinklösung nicht. </li><li>Die Eltern fühlen sich überfordert. </li></ul></p><p class="bodytext">In der Kinderarztpraxis oder in der Notfallambulanz entscheidet die Ärzt*in, ob das Kind zuhause behandelt werden kann oder stationär eingewiesen werden muss. Dort bekommt es Flüssigkeit und Elektrolyte, meist über eine Magensonde durch die Nase oder als Infusion über die Vene. </p><p class="bodytext"><strong>In leichten Fällen reicht Trinken </strong></p><p class="bodytext">Zum Glück verlaufen die meisten Durchfallerkrankungen bei Kindern mild. In diesen Fällen ist das oberste Gebot: Flüssigkeit auffüllen und Elektrolyte ausgleichen. Am besten geht das mit einer fertigen Glukose-Elektrolytlösung aus der Apotheke. Sie wird von verschiedenen Herstellern angeboten und enthält nach WHO-Vorgaben Natriumchlorid, Kalium und Glukose. In der Regel handelt es sich um Pulver, das zum Trinken angerührt wird. </p><p class="bodytext">Steht kein Fertigpräparat zur Verfügung, muss die Trinklösung selbst angemischt werden. Dazu eignen sich verdünnter Schwarz-, Fenchel- oder Kamillentee oder abgekochtes Wasser. Zu einem Liter gibt man 4 Teelöffel Zucker und ¾ Teelöffel normales Kochsalz (besteht aus Natriumchlorid). Auch wenn sie von den meisten Kindern gerne getrunken werden sind Cola, Limo oder Fruchtsäfte für die Rehydrierung ungeeignet. Das liegt daran, dass sie meist zu wenig Natrium und dafür viel zu viel Zucker enthalten. </p><p class="bodytext">Wieviel das Kind von der Lösung trinken soll, hängt von seinem Alter und von seinem Gewicht ab. Ein weiteres Kriterium ist der Flüssigkeitsverlust. </p><p class="bodytext"><ul><li>Zeigt das Kind keine Zeichen der Austrocknung, sollte es so viel von der Lösung trinken, wie es (geschätzt) an Flüssigkeit verloren hat. Bei einem Säugling sind das etwa 50-100 ml nach jedem flüssigen Stuhl oder Erbrechen, bei Kleinkindern etwa 100 – 150 ml. </li><li>Bei einem leichten Flüssigkeitsmangel (leichten Zeichen der Austrocknung, siehe oben) benötigt das Kind in den ersten drei bis vier Stunden insgesamt 40-50 ml Trinklösung pro Kg Körpergewicht. </li></ul></p><p class="bodytext">Bei mittelschwerem oder schwerem Flüssigkeitsmangel entscheidet die Ärzt*in, wieviel Flüssigkeit das Kind benötigt und wie diese zugeführt wird. </p><p class="bodytext">Eingenommen wird die Trinklösung nach Wunsch des Kindes gekühlt oder bei Zimmertemperatur. Wenn das Kind erbricht, gibt man zu Beginn alle ein bis zwei Minuten 5 ml mit einem Teelöffel. Kleine Kinder lehnen dies manchmal ab, hier hilft eine Einmalspritze (natürlich ohne Nadel). Damit verabreicht man vorsichtig geringe Mengen in den Mund, am besten in Richtung Wange. Hat das Kind mit Löffel oder Spritze 100-200 ml zu sich genommen, kann man mit einem Becher oder einer Saugflasche weitermachen. Damit bietet man dann mehrmals die Stunde bis zu 50 ml an. </p><p class="bodytext">Gestillte Säuglinge bekommen die Trinklösung per Fläschchen oder Spritze verabreicht. Parallel dazu sollen sie weiter gestillt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Immer die Gebrauchsanweisung der Trinklösung genau beachten. Ein zu hoher oder zu niedriger Verdünnungsgrad kann den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt stören und gefährliche Folgen für das Kind haben. </p><p class="bodytext"><strong>Medikamente gegen den Durchfall? </strong></p><p class="bodytext">Das wichtigste „Medikament“ beim akuten infektiösen Brechdurchfall ist die Trinklösung. Mit ihr bringt man den Flüssigkeitshaushalt wieder ins Gleichgewicht und füllt verloren gegangene Elektrolyte wieder auf. Einige wenige Wirkstoffe können bei frühem Einsatz die Dauer und Schwere des Durchfalls verkürzen. Es wird jedoch geraten, sie dem Kind nur nach Rücksprache mit der Ärzt*in zu verabreichen. Beispiele dafür sind:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Probiotika. </strong>Lactobacillus GG und Saccharomyces sollen sich günstig auf den Durchfall auswirken und die Ansteckungsgefahr lindern. </li><li><strong>Racecadotril. </strong>Diese Substanz wird im Körper zu Thiorphan umgewandelt. Es hemmt bestimmte, an der Darmschleimhaut sitzenden Peptidhormone und reduziert die Flüssigkeitsabgabe in den Darm. In der Folge dickt der Stuhl ein. Für Kinder ab drei Monaten gibt es den Wirkstoff als Granulat oder Tabletten. Einige dieser Präparate unterliegen der Verschreibungspflicht. Vor der Verabreichung an Säuglinge oder Kleinkinder sollte in jedem Fall die Kinderärzt*in konsultiert werden.</li><li><strong>Smektit. </strong>Die natürliche Aluminium-Magnesium-Silikatverbindung ist Bestandteil vieler Heilerden und bindet an die Darmschleimhaut. Dabei adsorbiert sie Viren, Bakterien und deren Toxine. Bei Kindern verkürzt Smektit einer Metaanalyse zufolge die Durchfalldauer um etwa einen Tag. </li></ul></p><p class="bodytext">Keinesfalls sollte man dem Kind irgendwelche Hausmittel geben. Auch Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen wie Dimenhydrinat sind kontraindiziert. Sie reduzieren zwar den Brechreiz, machen aber auch müde und erschweren dadurch die Flüssigkeitsaufnahme. Abgeraten wird bei Kleinkindern auch von Loperamid (für Kinder unter 2 Jahren ist der Wirkstoff sowieso kontraindiziert). Loperamid hemmt zwar die Darmbewegungen und damit den Durchfall, kann bei Kleinkindern jedoch schwere Nebenwirkungen wie z.B. Verstopfung auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Antibiotika gelten in den wenigstens Fällen als sinnvoll. Einerseits werden die meisten infektiösen Durchfallerkrankungen durch Viren ausgelöst. Doch auch bei bakteriell verursachtem Durchfall verordnen die Ärzt*innen nur ausnahmsweise Antibiotika, z.B. bei immungeschwächten Patienten oder schwerer Erkrankung. </p><p class="bodytext"><strong>Wann darf wieder gegessen werden? </strong></p><p class="bodytext">Nach drei bis vier Stunden sollte mithilfe der Trinklösung der Flüssigkeitshaushalt wieder ausgeglichen sein. Das erkennt man daran, dass es dem Kind wieder besser geht und es nur noch minimale Zeichen einer Austrocknung zeigt. Wenn es möchte, kann es dann wieder etwas essen. </p><p class="bodytext">Säuglinge bekommen Muttermilch, Flaschenkinder ihre gewohnte, aber etwas verdünnte Flaschennahrung. Älteren Kindern bietet man stärkereiches und fett- bzw. reizstoffarmes Essen an. Geeignet sind Zwieback, Toast, Reis, Karotten- oder Kartoffelbrei oder Brühe mit Nudeln oder Reis. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch bei richtiger Behandlung hält eine akute infektiöse Durchfallerkrankung meist zwei bis drei Tage an. In der gesamten Zeit sollte das Kind viel trinken. Solange der Stuhl wässrig ist, am besten die Glukose-Elektrolytlösung. </p><p class="bodytext"><strong>Besser vorbeugen als Durchfall bekommen </strong></p><p class="bodytext">In gewissem Maß lässt sich infektiösen Durchfallerkrankungen vorbeugen. In den ersten Lebensmonaten schützt z.B. das Stillen das Kind vor Infektionen und damit auch vor Durchfall. Das trifft auch dann zu, wenn das Baby nicht voll, sondern nur teilgestillt wird. </p><p class="bodytext">Ansonsten gilt das Gleiche wie für alle anderen Infektionen: Hygiene hat oberste Priorität. Vor dem Hantieren mit Nahrungsmitteln und nach dem Besuch der Toilette sollen die Hände gewaschen werden – das muss auch der Nachwuchs frühzeitig lernen. Fläschchennahrung ist immer frisch zuzubereiten, damit eventuelle Erreger sich gar nicht erst in der Milch vermehren können. Fleisch und Eier können Salmonellenlieferanten sein: Sie sollten deshalb vor dem Verzehr gut durchgegart werden. </p><p class="bodytext">Die STIKO empfiehlt außerdem für alle Säuglinge die Schluckimpfung gegen Rotaviren. Sie verhindert zwar keine Ansteckung, aber schwere Verläufe – die bei Kindern unter zwei Jahren lebensbedrohlich sein können. Der erste Impftermin sollte zwischen der sechsten und zwölften Woche liegen. Je nach Wirkstoff sind eine oder zwei Auffrischimpfungen im Abstand von vier Wochen erforderlich. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Die Schluckimpfung gegen Rotaviren kann auch gleichzeitig mit anderen Impfungen im Säuglingsalter gegeben werden, z.B. mit der Sechsfachimpfung ab der 8. Lebenswoche. </p><p class="bodytext">Quelle: <a href="https://register.awmf.org/assets/guidelines/068-003l_S2k_AGE-Akute-infektioese-Gastroenteritis-Saeuglinge-Kinder-Jugendliche-2019-05.pdf" target="_blank">S2k-Leitlinie Akute Infektiöse Gastroenteritis bei Säuglingen und Kindern </a></p>

<p class="bodytext">Durchfall ist bei kleinen Kindern gar nicht so harmlos. Zwar lässt er sich mit viel Trinken und Ruhe meist in den Griff bekommen. Doch klappt das nicht, kann das Kind innerhalb weniger Stunden gefährlich austrocknen. Lesen Sie, welche und wieviel Flüssigkeit Säuglinge und Kleinkinder brauchen, wie man Trinklösungen am besten verabreicht und bei welchen Anzeichen das Durchfallkind zur Ärzt*in muss. </p><p class="bodytext"><strong>Von der Hand in den Mund </strong></p><p class="bodytext">Jedes Jahr gibt es weltweit fast 1,7 Milliarden Fälle von Durchfallerkrankungen (Gastroenteritis) bei Kindern, meist verursacht durch infiziertes Trinkwasser und schlechte sanitäre Verhältnisse. Trotz der guten hygienischen Bedingungen in Deutschland zählt die akute infektiöse Gastroenteritis auch hier zu den häufigsten Krankheitsbildern. Verursacher sind vor allem Viren wie das Norovirus und das Rotavirus, aber auch bakterielle Salmonellen- und Campylobacterinfektionen schlagen bei den Durchfallerkrankungen zu Buche. </p><p class="bodytext">Die Erreger werden über den Stuhl oder das Erbrochene ausgeschieden. Die Übertragung erfolgt fäkal-oral, das heißt, dass die über den Stuhl ausgeschiedenen Erreger über den Mund aufgenommen werden. Typische Beispiele sind ungenügendes Händewaschen nach dem Toilettengang oder Handkontakt mit verunreinigten Flächen. Auch Tröpfcheninfektionen sind möglich. . Dabei gelangen durch schwallartiges Erbrechen virusbeladene kleineste Tröpfchen aus der Speiseröhre in die Luft und werden von einer anderen Person über den Mund aufgenommen. Außerdem werden viele Erreger über kontaminierte Speisen übertragen. </p><p class="bodytext">Besonders oft erwischt es Kleinkinder und Säuglinge. Bei ihnen ist die Erkrankung am bedrohlichsten, denn sie trocknen schneller aus als Jugendliche und Erwachsene. Das größte Risiko besteht für Kinder unter sechs Monaten oder mit einem Gewicht unter 8 kg. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> 30% der Durchfallerkrankungen bei Kindern und 50% bei Erwachsenen werden durch das Norovirus verursacht. Die Infektionen können das ganze Jahr über auftreten, ein saisonaler Gipfel besteht in den Monaten von Oktober bis März. </p><p class="bodytext"><strong>Wann Durchfall nicht mehr harmlos ist </strong></p><p class="bodytext">Durch starken Durchfall und Erbrechen verliert der Körper Flüssigkeit und Elektrolyte, er trocknet aus. Eine solche Dehydratation kann für den ganzen Körper gefährlich werden. Am schnellsten leiden die Gehirnzellen unter dem Wassermangel. Um ein Austrocknen nicht zu übersehen, müssen Eltern ihr krankes Kind gut beobachten. Flüssigkeitsmangel macht sich folgendermaßen bemerkbar: </p><p class="bodytext"><ul><li>Ein <strong>leichter Flüssigkeitsmangel</strong> (5% des Körpergewichts bei Kleinkindern und bzw. 3% bei Jugendlichen) fällt kaum auf. Der Durst kann vermehrt sein und die Urinmenge leicht vermindert. </li><li><strong>Mittelschwerer Flüssigkeitsmangel</strong> (10% bzw. 5-6% des Körpergewichts) zeigt sich durch eine trockene Wangenschleimhaut und eine geringe bzw. fehlende Urinausscheidung. Die Augen sind eingesunken (bei Säuglingen auch die Fontanellen, das sind die weichen Spalten zwischen den noch nicht zusammengewachsenen Schädelknochen), das Herz schlägt schneller und die Haut verliert an Spannung. Das Kind wirkt lethargisch, desinteressiert, müde. </li><li>Beim <strong>schweren Flüssigkeitsmangel</strong> (15% bzw. 7-9% des Körpergewichts) kommen eine beschleunigte Atmung, die Blaufärbung von Lippen und Fingerspitzen und ein dünner, kaum tastbarer Pulsschlag hinzu. Die Haut wird häufig fleckig. Im schlimmsten Fall fällt das Kind ins Koma. </li></ul></p><p class="bodytext">Bei Kindern mit mittelschwerem und schwerem Flüssigkeitsmangel muss eine Ärzt*in eingeschaltet werden. Daneben gibt es weitere Gründe, die Kinderarztpraxis oder die Notfallambulanz einer Kinderklinik aufzusuchen: </p><p class="bodytext"><ul><li>Das Kind ist jünger als sieben Monate oder wiegt weniger als 8 kg. </li><li>Es leidet an unstillbarem Erbrechen. Beim Kleinkind bedeutet dass, das es mehr als sechs bis acht Mal erbricht oder 24 Stunden lang immer wieder. Bei Säuglingen sollte man nicht länger als ein bis zwei Stunden warten, bis man sich auf den Weg zur Ärzt*in begibt. </li><li>Es hat eine chronische Grunderkrankung. </li><li>Es möchte trotz Zeichen der Austrocknung nichts trinken oder es verweigert das Trinken mehr als vier Stunden lang. </li><li>Das Kind verhält sich auffällig, es schreit schrill oder ist gereizt. Alarmierend ist auch, wenn es apathisch wirkt oder auffallend müde ist. </li><li>Es hat hohes Fieber (&gt;39,5° C) oder starke Bauchschmerzen. </li><li>Der Durchfall ist blutig (mehr als einzlen Blutfäden im Stuhl). </li><li>Das Kind scheidet große Mengen an wässrigem Stuhl aus (mehr als acht bis zehn Stühle am Tag). </li><li>Der Zustand des Kindes bessert sich trotz Trinklösung nicht. </li><li>Die Eltern fühlen sich überfordert. </li></ul></p><p class="bodytext">In der Kinderarztpraxis oder in der Notfallambulanz entscheidet die Ärzt*in, ob das Kind zuhause behandelt werden kann oder stationär eingewiesen werden muss. Dort bekommt es Flüssigkeit und Elektrolyte, meist über eine Magensonde durch die Nase oder als Infusion über die Vene. </p><p class="bodytext"><strong>In leichten Fällen reicht Trinken </strong></p><p class="bodytext">Zum Glück verlaufen die meisten Durchfallerkrankungen bei Kindern mild. In diesen Fällen ist das oberste Gebot: Flüssigkeit auffüllen und Elektrolyte ausgleichen. Am besten geht das mit einer fertigen Glukose-Elektrolytlösung aus der Apotheke. Sie wird von verschiedenen Herstellern angeboten und enthält nach WHO-Vorgaben Natriumchlorid, Kalium und Glukose. In der Regel handelt es sich um Pulver, das zum Trinken angerührt wird. </p><p class="bodytext">Steht kein Fertigpräparat zur Verfügung, muss die Trinklösung selbst angemischt werden. Dazu eignen sich verdünnter Schwarz-, Fenchel- oder Kamillentee oder abgekochtes Wasser. Zu einem Liter gibt man 4 Teelöffel Zucker und ¾ Teelöffel normales Kochsalz (besteht aus Natriumchlorid). Auch wenn sie von den meisten Kindern gerne getrunken werden sind Cola, Limo oder Fruchtsäfte für die Rehydrierung ungeeignet. Das liegt daran, dass sie meist zu wenig Natrium und dafür viel zu viel Zucker enthalten. </p><p class="bodytext">Wieviel das Kind von der Lösung trinken soll, hängt von seinem Alter und von seinem Gewicht ab. Ein weiteres Kriterium ist der Flüssigkeitsverlust. </p><p class="bodytext"><ul><li>Zeigt das Kind keine Zeichen der Austrocknung, sollte es so viel von der Lösung trinken, wie es (geschätzt) an Flüssigkeit verloren hat. Bei einem Säugling sind das etwa 50-100 ml nach jedem flüssigen Stuhl oder Erbrechen, bei Kleinkindern etwa 100 – 150 ml. </li><li>Bei einem leichten Flüssigkeitsmangel (leichten Zeichen der Austrocknung, siehe oben) benötigt das Kind in den ersten drei bis vier Stunden insgesamt 40-50 ml Trinklösung pro Kg Körpergewicht. </li></ul></p><p class="bodytext">Bei mittelschwerem oder schwerem Flüssigkeitsmangel entscheidet die Ärzt*in, wieviel Flüssigkeit das Kind benötigt und wie diese zugeführt wird. </p><p class="bodytext">Eingenommen wird die Trinklösung nach Wunsch des Kindes gekühlt oder bei Zimmertemperatur. Wenn das Kind erbricht, gibt man zu Beginn alle ein bis zwei Minuten 5 ml mit einem Teelöffel. Kleine Kinder lehnen dies manchmal ab, hier hilft eine Einmalspritze (natürlich ohne Nadel). Damit verabreicht man vorsichtig geringe Mengen in den Mund, am besten in Richtung Wange. Hat das Kind mit Löffel oder Spritze 100-200 ml zu sich genommen, kann man mit einem Becher oder einer Saugflasche weitermachen. Damit bietet man dann mehrmals die Stunde bis zu 50 ml an. </p><p class="bodytext">Gestillte Säuglinge bekommen die Trinklösung per Fläschchen oder Spritze verabreicht. Parallel dazu sollen sie weiter gestillt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis</strong>: Immer die Gebrauchsanweisung der Trinklösung genau beachten. Ein zu hoher oder zu niedriger Verdünnungsgrad kann den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt stören und gefährliche Folgen für das Kind haben. </p><p class="bodytext"><strong>Medikamente gegen den Durchfall? </strong></p><p class="bodytext">Das wichtigste „Medikament“ beim akuten infektiösen Brechdurchfall ist die Trinklösung. Mit ihr bringt man den Flüssigkeitshaushalt wieder ins Gleichgewicht und füllt verloren gegangene Elektrolyte wieder auf. Einige wenige Wirkstoffe können bei frühem Einsatz die Dauer und Schwere des Durchfalls verkürzen. Es wird jedoch geraten, sie dem Kind nur nach Rücksprache mit der Ärzt*in zu verabreichen. Beispiele dafür sind:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Probiotika. </strong>Lactobacillus GG und Saccharomyces sollen sich günstig auf den Durchfall auswirken und die Ansteckungsgefahr lindern. </li><li><strong>Racecadotril. </strong>Diese Substanz wird im Körper zu Thiorphan umgewandelt. Es hemmt bestimmte, an der Darmschleimhaut sitzenden Peptidhormone und reduziert die Flüssigkeitsabgabe in den Darm. In der Folge dickt der Stuhl ein. Für Kinder ab drei Monaten gibt es den Wirkstoff als Granulat oder Tabletten. Einige dieser Präparate unterliegen der Verschreibungspflicht. Vor der Verabreichung an Säuglinge oder Kleinkinder sollte in jedem Fall die Kinderärzt*in konsultiert werden.</li><li><strong>Smektit. </strong>Die natürliche Aluminium-Magnesium-Silikatverbindung ist Bestandteil vieler Heilerden und bindet an die Darmschleimhaut. Dabei adsorbiert sie Viren, Bakterien und deren Toxine. Bei Kindern verkürzt Smektit einer Metaanalyse zufolge die Durchfalldauer um etwa einen Tag. </li></ul></p><p class="bodytext">Keinesfalls sollte man dem Kind irgendwelche Hausmittel geben. Auch Mittel gegen Übelkeit und Erbrechen wie Dimenhydrinat sind kontraindiziert. Sie reduzieren zwar den Brechreiz, machen aber auch müde und erschweren dadurch die Flüssigkeitsaufnahme. Abgeraten wird bei Kleinkindern auch von Loperamid (für Kinder unter 2 Jahren ist der Wirkstoff sowieso kontraindiziert). Loperamid hemmt zwar die Darmbewegungen und damit den Durchfall, kann bei Kleinkindern jedoch schwere Nebenwirkungen wie z.B. Verstopfung auslösen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Antibiotika gelten in den wenigstens Fällen als sinnvoll. Einerseits werden die meisten infektiösen Durchfallerkrankungen durch Viren ausgelöst. Doch auch bei bakteriell verursachtem Durchfall verordnen die Ärzt*innen nur ausnahmsweise Antibiotika, z.B. bei immungeschwächten Patienten oder schwerer Erkrankung. </p><p class="bodytext"><strong>Wann darf wieder gegessen werden? </strong></p><p class="bodytext">Nach drei bis vier Stunden sollte mithilfe der Trinklösung der Flüssigkeitshaushalt wieder ausgeglichen sein. Das erkennt man daran, dass es dem Kind wieder besser geht und es nur noch minimale Zeichen einer Austrocknung zeigt. Wenn es möchte, kann es dann wieder etwas essen. </p><p class="bodytext">Säuglinge bekommen Muttermilch, Flaschenkinder ihre gewohnte, aber etwas verdünnte Flaschennahrung. Älteren Kindern bietet man stärkereiches und fett- bzw. reizstoffarmes Essen an. Geeignet sind Zwieback, Toast, Reis, Karotten- oder Kartoffelbrei oder Brühe mit Nudeln oder Reis. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch bei richtiger Behandlung hält eine akute infektiöse Durchfallerkrankung meist zwei bis drei Tage an. In der gesamten Zeit sollte das Kind viel trinken. Solange der Stuhl wässrig ist, am besten die Glukose-Elektrolytlösung. </p><p class="bodytext"><strong>Besser vorbeugen als Durchfall bekommen </strong></p><p class="bodytext">In gewissem Maß lässt sich infektiösen Durchfallerkrankungen vorbeugen. In den ersten Lebensmonaten schützt z.B. das Stillen das Kind vor Infektionen und damit auch vor Durchfall. Das trifft auch dann zu, wenn das Baby nicht voll, sondern nur teilgestillt wird. </p><p class="bodytext">Ansonsten gilt das Gleiche wie für alle anderen Infektionen: Hygiene hat oberste Priorität. Vor dem Hantieren mit Nahrungsmitteln und nach dem Besuch der Toilette sollen die Hände gewaschen werden – das muss auch der Nachwuchs frühzeitig lernen. Fläschchennahrung ist immer frisch zuzubereiten, damit eventuelle Erreger sich gar nicht erst in der Milch vermehren können. Fleisch und Eier können Salmonellenlieferanten sein: Sie sollten deshalb vor dem Verzehr gut durchgegart werden. </p><p class="bodytext">Die STIKO empfiehlt außerdem für alle Säuglinge die Schluckimpfung gegen Rotaviren. Sie verhindert zwar keine Ansteckung, aber schwere Verläufe – die bei Kindern unter zwei Jahren lebensbedrohlich sein können. Der erste Impftermin sollte zwischen der sechsten und zwölften Woche liegen. Je nach Wirkstoff sind eine oder zwei Auffrischimpfungen im Abstand von vier Wochen erforderlich. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Die Schluckimpfung gegen Rotaviren kann auch gleichzeitig mit anderen Impfungen im Säuglingsalter gegeben werden, z.B. mit der Sechsfachimpfung ab der 8. Lebenswoche. </p><p class="bodytext">Quelle: <a href="https://register.awmf.org/assets/guidelines/068-003l_S2k_AGE-Akute-infektioese-Gastroenteritis-Saeuglinge-Kinder-Jugendliche-2019-05.pdf" target="_blank">S2k-Leitlinie Akute Infektiöse Gastroenteritis bei Säuglingen und Kindern </a></p>

<p class="bodytext">Auch Säuglinge oder Kleinkinder benötigen manchmal Medikamente. Dabei ist es für die Eltern oft gar nicht so einfach, das Arzneimittel ins Kind zu bekommen. Doch egal ob Zäpfchen, Augentropfen oder Hustensaft - es gibt eine Menge Tipps, wie das besser klappt. </p><p class="bodytext"><strong>Säfte und Lösungen richtig dosieren </strong></p><p class="bodytext">Medikamente gibt es in den unterschiedlichsten Verabreichungsformen. Aber alle haben eines gemeinsam: Irgenwie müssen sie ins Kind. Die meisten Arzneimittel für Kinder und Säuglinge sind zum Schlucken. Weil auch Kinderärzt*innen wissen, dass Tabletten oft schwer zu verabreichen sind, verordnen sie häufig Lösungen, Suspensionen oder Säfte. </p><p class="bodytext">Schulkinder nehmen die flüssigen Arzneimittel am besten mit einem Löffel oder dem meist beigelegten Dosierlöffelchen ein. Bei kleinen Kindern gestaltet sich dies manchmal schwierig. Eine gute Option sind dann Einmalspritzen. Damit lassen sich Saft oder Lösungen gut an den Geschmacksknospen der Zunge vorbei in die Backentasche spritzen. Das sollte man allerdings langsam tun, sonst wird es für das Kind unangenehm. Wichtig: Danach muss das Kind reichlich Wasser oder Babytee nachtrinken, damit die Arznei auch schnell den Magen erreicht. Für Säuglinge gibt es in der Apotheke spezielle Messbecher mit Medikamentensaugern. Damit können sie die Medizin wie Milch oder Tee trinken. Eltern sollten darauf achten, dass das Kind den Sauger schnell und vollständig entleert und nicht während des Saugens einschläft. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur die Verabreichung, auch die Dosierung von Säften und Lösungen ist manchmal knifflig. Kleine Kinder benötigen oft nur einen halben oder gar einen Viertel des beigelegten Messbechers oder Messlöffels. Beim Abmessen kommt es leicht dazu, dass zuviel oder zu wenig Wirkstoff gegeben wird. Auch hier hilft eine Einmalspritze: Mit ihr kann man die gewünschte Menge Milliliter-genau abmessen. Wer unsicher ist, lässt sich in der Apotheke eine Einmalspritze an der passenden Stelle mit einem wasserfesten Stift markieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Bittere Wirkstoffe sind oft eine besondere Herausforderung. Deswegen mischen viele Hersteller den Medikamenten Geschmacksstoffen bei. Muss das Medikament über viele Tage hinweg eingenommen werden, entwickeln manche Kinder jedoch eine Aversion gegen den künstlichen Geschmack. Dann kann die Ärzt*in oft den gleichen Wirkstoff, aber in einem Präparat mit anderem oder besser gar keinem Geschmack verordnen. </p><p class="bodytext"><strong>Herausforderung Trockensaft</strong></p><p class="bodytext"> Bei der Verabreichung von Trockensäften ist meist schon die richtige Zubereitung gar nicht so leicht. Denn hier müssen die Eltern die Flüssigkeit aus Pulver oder Granulat selbst herstellen. Dabei gibt es einiges zu beachten:</p><p class="bodytext"><ul><li>Vor der Zugabe von Wasser das Pulver oder Granulat durch etwas Schütteln leicht auflockern.</li><li>Keine Milch, Säfte oder Tee zur Herstellung verwenden. Sie könnten die Wirkung der Arznei aufheben oder verändern.</li><li>Wasser vorsichtig zufüllen und das vollständige Auflösen und Absetzen des Schaums abwarten. Erst danach das restliche Wasser bis zur Eichmarke einfüllen.</li><li>Wenn abgekochtes Wasser verwendet wird, dieses erst auf Zimmertemperatur abkühlen lassen, da sonst der Wirkstoff durch die Hitze zerstört werden kann.</li><li>Flasche nicht unter dem Wasserhahn auffüllen, da sie auf diese Weise leicht überläuft. </li></ul></p><p class="bodytext">Der zubereitete Trockensaft muss im Kühlschrank gelagert werden. Damit man ihn besser dosieren kann, sollte man ihn zum Anwärmen einige Zeit vor Verabreichung herausnehmen. Wenn sich die Lösung entmischt hat, rollt man die Flasche zwischen den Händen hin und her. Schütteln ist verboten, dadurch bildet sich Schaum. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Brausetabletten darf man nicht mit Säften, Tee oder Milch einnehmen. Sie müssen in Leitungswasser komplett aufgelöst und gleich getrunken werden. </p><p class="bodytext"><strong>Zäpfchen ohne Schmerz verabreichen</strong></p><p class="bodytext"> Aus gutem Grund verabreicht man Kindern Arzneimittel auch gern über den Po. Stimmt die Technik, ist das Ganze schmerzfrei und schnell erledigt. Auch hier gibt es einiges zu beachten:</p><p class="bodytext"><ul><li>Zäpfchen in der Hand oder in warmem Wasser kurz anwärmen, dann gleiten sie besser.</li><li>Kinder legt man fürs Einführen des Zäpfchens auf die Seite (das obere Bein etwas angewinkelt). Säuglinge kann man stattdessen auch auf den Bauch legen.</li><li>Kinder zum tiefen Atmen auffordern. Beim Ausatmen das Zäpfchen einführen. </li><li>Zäpfchen mit dem stumpfen Ende voran vorsichtig in den Anus schieben. Dann rutschen sie nicht so leicht wieder aus dem Darm heraus. Wahrscheinlich, weil sich der Anus hinter dem spitzen Ende besser schließen kann.</li><li>Ängstliche Kinder dabei mit einer Decke zudecken. </li></ul></p><p class="bodytext">Ganz ähnlich funktioniert es auch, wenn statt Zäpfchen Miniklistiere in den Po müssen. Dabei wird eine in einem kleinen Ballon befindliche Arznei über ein Applikatorrohr in den Darm „gespritzt“. Bei Kleinkindern reicht es, das kleine Plastikrohr etwa zweieinhalb Zentimeter in den Analkanal einzuführen. Dann drückt man auf den Füllkörper, um die Arznei zu entleeren, und zieht das Rohr mit gedrücktem Füllkörper aus dem Analkanal zurück. </p><p class="bodytext">Ob Zäpfchen oder Miniklistier: Ist der Wirkstoff im Darm, sollte man die Pobacken des Kindes leicht zusammendrücken, damit nichts wieder rausflutscht. Ob wirklich alles drin geblieben ist, muss man zudem nach einigen Minuten überprüfen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Ein Zäpfchen mit Creme oder Gel gleitfähiger zu machen ist nicht nur überflüssig (durch die Wärme rutschen sie gut von alleine), sondern auch noch falsch: Auf diese Weise wird der Wirkstoff von der Darmschleimhaut nicht mehr so gut aufgenommen. </p><p class="bodytext"><strong>Augentropfen – eine Kunst </strong></p><p class="bodytext">Die Verabreichung von Augentropfen ist bei Säuglingen und Kleinkindern besonders schwierig. Viele Kinder mögen das Herabziehen des Unterlides und das Einträufeln in den Bindehautsack überhaupt nicht und wehren sich heftig dagegen. Expert*innen empfehlen folgendes Vorgehen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Kind flach (ohne Kopfkissen!) auf den Rücken legen und die Augen schließen lassen. </li><li>Bei geschlossenem Auge die Arznei in den Innenwinkel des Auges tropfen.</li><li>Öffnet das Kind dann im Liegen die Augen, fließt der Tropfen von selbst in den Bindehautsack. Das klappt noch besser, wenn man vorsichtig das Unterlid in Richtung Wange zieht. </li></ul></p><p class="bodytext">Bei Augensalben ist für Kinder meist besonders unangenehm, dass danach für längere Zeit die Sicht behindert ist. Besser ist, wenn die Kinder die Augen einfach für einige Minuten geschlossen halten. Das fällt ihnen leichter, wenn man dabei eine Geschichte vorliest oder sie mit einem Hörbuch ablenkt. </p><p class="bodytext"><strong>Nase befreien – aber richtig </strong></p><p class="bodytext">Verstopfte Nasen sollten bei Säuglingen und Kleinkindern nicht mit Sprays, sondern mit Nasentropfen befreit werden. Grund dafür ist, dass das Einziehen des Sprühstoßes erst ab dem Schulalter gut koordiniert werden kann. Außerdem empfinden kleine Kinder den von anderen durchgeführten Sprühstoß in die Nase oft als unangenehm. Besser sind also Nasentropfen. Auch hier gibt es einige Tipps für die erfolgreiche Verabreichung: </p><p class="bodytext"><ul><li>Nase erst von Schleim befreien. Bei zähflüssigem Sekret dieses zunächst mit Meersalz-Nasentropfen verflüssigen. </li><li>Danach einen Nasensauger an der Öffnung des Nasenlochs positionieren und dabei den Ball zusammendrücken. </li><li>Das andere Nasenloch des Kindes zuhalten (z.B. indem man das Kind im Arm hat, den freien Arm um den Kopf legt und mit den Fingern vorsichtig den Nasenflügel andrückt). </li><li>Den Griff um den Ball des Saugers langsam lockern. Auf diese Weise saugt der Unterdruck den Schleim aus dem Nasengang. Das andere Nasenloch genauso behandeln. </li><li>Kind danach so hinlegen, dass der Kopf etwas tiefer ist als die Schultern.</li><li>Pipette oder Dosiertropfer etwa einen halben Zentimeter in das Nasenloch einführen.</li><li>Nach dem Eintropfen die Pipette mit zusammengedrücktem Gummibalg zurückziehen. </li><li>Damit sich die Tropfen im Nasengang besser verteilen, können ältere Kinder im Liegen den Kopf vorsichtig hin und her bewegen. </li></ul></p><p class="bodytext">Der Nasensauger muss nach jeder Benutzung gründlich mit warmem Wasser gesäubert werden. Auch die Öffnung der Pipette ist vorsichtig mit einem trockenen Taschentuch abzuwischen. Überhaupt sind Nasentropfen nach dem Öffnen nur eine begrenzte Zeit haltbar. Das gilt auch für Einzeldosispipetten nach dem Aufmachen des Aluminiumbeutels. Die Haltbarkeit wird meist auf den Fläschchen angegeben, im Zweifel hilft die Apotheker*in. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Damit es nicht zu Infektionen kommt, dürfen Nasentropfen (wie auch Augen- und Ohrentropfen) immer nur von derselben Person benutzt und nicht mit anderen geteilt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Ohrentropfen perfekt applizieren </strong></p><p class="bodytext">Sollen Kinder oder Säuglinge Ohrentropfen erhalten, müssen diese vorher unbedingt auf Körperwärme gebracht werden. Denn kalte Flüssigkeit ist ein starker Reiz im Ohr und kann Schwindel und Schmerzen auslösen. Am besten gelingt das Aufwärmen, indem man das Fläschchen für ein paar Minuten in die Hosentasche steckt oder in der Hand festhält. Das korrekte Einträufeln funktioniert so: </p><p class="bodytext"><ul><li>Kind in die Seitenlage bringen.</li><li>Beim Säugling die Ohrmuschel vorsichtig nach hinten-unten, bei Kindern über drei Jahren nach oben und zurück ziehen. </li><li>Ohrentropfen einträufeln. </li><li>Das Kind fünf Minuten in Seitenlage belassen, damit die Tropfen tief in den Gehörgang vordringen. </li><li>Währenddessen den Knorpel an der Mündung des Gehörgangs vorsichtig mit leichtem Druck nach oben und nach unten schieben, das beschleunigt die Verteilung. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Zum Schutz der Wäsche darf das behandelte Ohr keinesfalls mit Watte zugestopft werden. Eine solche feuchte Kammer begünstigt die Vermehrung von Bakterien und Pilzen. Wenn überhaupt, dann kann man etwas Mull oder Watte locker auf das Ohr legen. </p><p class="bodytext"><strong>Äußere Wirkstoffe richtig anwenden </strong></p><p class="bodytext">Werden Säuglinge und Kleinkinder mit medizinischen Cremes, Salben und Gelen behandeln, erfordert dies von den Eltern große Aufmerksamkeit. Nach dem Auftragen der Wirkstoffe müssen sie darauf achten, dass die Kleinen die Creme nicht an ihre Hände bekommen und dann auf andere Körperbereiche oder die Augen übertragen. Manche Mittel wie beispielsweise Lösungen gegen Kopfläuse dürfen nur über eine begrenzte Dauer einwirken. Dabei müssen die Kinder die ganze Einwirkzeit unter Aufsicht sein. </p><p class="bodytext">Vorsichtig mit Cremes und Salben sollte man auch sein, wenn das Kind gebadet wurde. In der ersten Stunde danach ist die Haut vermehrt durchblutet und die Hornschicht aufgequollen. Beides führt dazu, dass Wirkstoffe leichter aufgenommen werden und in der Haut zu hohe Konzentrationen erreichen können. Zwischen einem Bad und dem Auftragen von z.B. Kortisoncremes oder Calcineurin-Inhibitoren sollte deshalb mindestens eine Stunde Zeit liegen. </p><p class="bodytext">Für Babys mit Hauterkrankungen empfehlen Ärzt*innen oft spezielle Ölbäder. Weil Seifen die rückfettende Wirkung dieser Bäder beeinträchtigen, reinigt man den Windelbereich des Babys besser davor. Ölbäder dürfen auch nicht wärmer als 36 ° bis 37 °C sein und die Badedauer nur wenige Minuten betragen. Damit der heilende Ölfilm auf der Haut des Kindes erhalten bleibt, sollte man nach dem Bad die Haut nicht abtrocknen, sondern nur vorsichtig abtropfen. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2022, 24 :36 </p>

<p class="bodytext">Auch Säuglinge oder Kleinkinder benötigen manchmal Medikamente. Dabei ist es für die Eltern oft gar nicht so einfach, das Arzneimittel ins Kind zu bekommen. Doch egal ob Zäpfchen, Augentropfen oder Hustensaft - es gibt eine Menge Tipps, wie das besser klappt. </p><p class="bodytext"><strong>Säfte und Lösungen richtig dosieren </strong></p><p class="bodytext">Medikamente gibt es in den unterschiedlichsten Verabreichungsformen. Aber alle haben eines gemeinsam: Irgenwie müssen sie ins Kind. Die meisten Arzneimittel für Kinder und Säuglinge sind zum Schlucken. Weil auch Kinderärzt*innen wissen, dass Tabletten oft schwer zu verabreichen sind, verordnen sie häufig Lösungen, Suspensionen oder Säfte. </p><p class="bodytext">Schulkinder nehmen die flüssigen Arzneimittel am besten mit einem Löffel oder dem meist beigelegten Dosierlöffelchen ein. Bei kleinen Kindern gestaltet sich dies manchmal schwierig. Eine gute Option sind dann Einmalspritzen. Damit lassen sich Saft oder Lösungen gut an den Geschmacksknospen der Zunge vorbei in die Backentasche spritzen. Das sollte man allerdings langsam tun, sonst wird es für das Kind unangenehm. Wichtig: Danach muss das Kind reichlich Wasser oder Babytee nachtrinken, damit die Arznei auch schnell den Magen erreicht. Für Säuglinge gibt es in der Apotheke spezielle Messbecher mit Medikamentensaugern. Damit können sie die Medizin wie Milch oder Tee trinken. Eltern sollten darauf achten, dass das Kind den Sauger schnell und vollständig entleert und nicht während des Saugens einschläft. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur die Verabreichung, auch die Dosierung von Säften und Lösungen ist manchmal knifflig. Kleine Kinder benötigen oft nur einen halben oder gar einen Viertel des beigelegten Messbechers oder Messlöffels. Beim Abmessen kommt es leicht dazu, dass zuviel oder zu wenig Wirkstoff gegeben wird. Auch hier hilft eine Einmalspritze: Mit ihr kann man die gewünschte Menge Milliliter-genau abmessen. Wer unsicher ist, lässt sich in der Apotheke eine Einmalspritze an der passenden Stelle mit einem wasserfesten Stift markieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Bittere Wirkstoffe sind oft eine besondere Herausforderung. Deswegen mischen viele Hersteller den Medikamenten Geschmacksstoffen bei. Muss das Medikament über viele Tage hinweg eingenommen werden, entwickeln manche Kinder jedoch eine Aversion gegen den künstlichen Geschmack. Dann kann die Ärzt*in oft den gleichen Wirkstoff, aber in einem Präparat mit anderem oder besser gar keinem Geschmack verordnen. </p><p class="bodytext"><strong>Herausforderung Trockensaft</strong></p><p class="bodytext"> Bei der Verabreichung von Trockensäften ist meist schon die richtige Zubereitung gar nicht so leicht. Denn hier müssen die Eltern die Flüssigkeit aus Pulver oder Granulat selbst herstellen. Dabei gibt es einiges zu beachten:</p><p class="bodytext"><ul><li>Vor der Zugabe von Wasser das Pulver oder Granulat durch etwas Schütteln leicht auflockern.</li><li>Keine Milch, Säfte oder Tee zur Herstellung verwenden. Sie könnten die Wirkung der Arznei aufheben oder verändern.</li><li>Wasser vorsichtig zufüllen und das vollständige Auflösen und Absetzen des Schaums abwarten. Erst danach das restliche Wasser bis zur Eichmarke einfüllen.</li><li>Wenn abgekochtes Wasser verwendet wird, dieses erst auf Zimmertemperatur abkühlen lassen, da sonst der Wirkstoff durch die Hitze zerstört werden kann.</li><li>Flasche nicht unter dem Wasserhahn auffüllen, da sie auf diese Weise leicht überläuft. </li></ul></p><p class="bodytext">Der zubereitete Trockensaft muss im Kühlschrank gelagert werden. Damit man ihn besser dosieren kann, sollte man ihn zum Anwärmen einige Zeit vor Verabreichung herausnehmen. Wenn sich die Lösung entmischt hat, rollt man die Flasche zwischen den Händen hin und her. Schütteln ist verboten, dadurch bildet sich Schaum. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Brausetabletten darf man nicht mit Säften, Tee oder Milch einnehmen. Sie müssen in Leitungswasser komplett aufgelöst und gleich getrunken werden. </p><p class="bodytext"><strong>Zäpfchen ohne Schmerz verabreichen</strong></p><p class="bodytext"> Aus gutem Grund verabreicht man Kindern Arzneimittel auch gern über den Po. Stimmt die Technik, ist das Ganze schmerzfrei und schnell erledigt. Auch hier gibt es einiges zu beachten:</p><p class="bodytext"><ul><li>Zäpfchen in der Hand oder in warmem Wasser kurz anwärmen, dann gleiten sie besser.</li><li>Kinder legt man fürs Einführen des Zäpfchens auf die Seite (das obere Bein etwas angewinkelt). Säuglinge kann man stattdessen auch auf den Bauch legen.</li><li>Kinder zum tiefen Atmen auffordern. Beim Ausatmen das Zäpfchen einführen. </li><li>Zäpfchen mit dem stumpfen Ende voran vorsichtig in den Anus schieben. Dann rutschen sie nicht so leicht wieder aus dem Darm heraus. Wahrscheinlich, weil sich der Anus hinter dem spitzen Ende besser schließen kann.</li><li>Ängstliche Kinder dabei mit einer Decke zudecken. </li></ul></p><p class="bodytext">Ganz ähnlich funktioniert es auch, wenn statt Zäpfchen Miniklistiere in den Po müssen. Dabei wird eine in einem kleinen Ballon befindliche Arznei über ein Applikatorrohr in den Darm „gespritzt“. Bei Kleinkindern reicht es, das kleine Plastikrohr etwa zweieinhalb Zentimeter in den Analkanal einzuführen. Dann drückt man auf den Füllkörper, um die Arznei zu entleeren, und zieht das Rohr mit gedrücktem Füllkörper aus dem Analkanal zurück. </p><p class="bodytext">Ob Zäpfchen oder Miniklistier: Ist der Wirkstoff im Darm, sollte man die Pobacken des Kindes leicht zusammendrücken, damit nichts wieder rausflutscht. Ob wirklich alles drin geblieben ist, muss man zudem nach einigen Minuten überprüfen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Ein Zäpfchen mit Creme oder Gel gleitfähiger zu machen ist nicht nur überflüssig (durch die Wärme rutschen sie gut von alleine), sondern auch noch falsch: Auf diese Weise wird der Wirkstoff von der Darmschleimhaut nicht mehr so gut aufgenommen. </p><p class="bodytext"><strong>Augentropfen – eine Kunst </strong></p><p class="bodytext">Die Verabreichung von Augentropfen ist bei Säuglingen und Kleinkindern besonders schwierig. Viele Kinder mögen das Herabziehen des Unterlides und das Einträufeln in den Bindehautsack überhaupt nicht und wehren sich heftig dagegen. Expert*innen empfehlen folgendes Vorgehen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Kind flach (ohne Kopfkissen!) auf den Rücken legen und die Augen schließen lassen. </li><li>Bei geschlossenem Auge die Arznei in den Innenwinkel des Auges tropfen.</li><li>Öffnet das Kind dann im Liegen die Augen, fließt der Tropfen von selbst in den Bindehautsack. Das klappt noch besser, wenn man vorsichtig das Unterlid in Richtung Wange zieht. </li></ul></p><p class="bodytext">Bei Augensalben ist für Kinder meist besonders unangenehm, dass danach für längere Zeit die Sicht behindert ist. Besser ist, wenn die Kinder die Augen einfach für einige Minuten geschlossen halten. Das fällt ihnen leichter, wenn man dabei eine Geschichte vorliest oder sie mit einem Hörbuch ablenkt. </p><p class="bodytext"><strong>Nase befreien – aber richtig </strong></p><p class="bodytext">Verstopfte Nasen sollten bei Säuglingen und Kleinkindern nicht mit Sprays, sondern mit Nasentropfen befreit werden. Grund dafür ist, dass das Einziehen des Sprühstoßes erst ab dem Schulalter gut koordiniert werden kann. Außerdem empfinden kleine Kinder den von anderen durchgeführten Sprühstoß in die Nase oft als unangenehm. Besser sind also Nasentropfen. Auch hier gibt es einige Tipps für die erfolgreiche Verabreichung: </p><p class="bodytext"><ul><li>Nase erst von Schleim befreien. Bei zähflüssigem Sekret dieses zunächst mit Meersalz-Nasentropfen verflüssigen. </li><li>Danach einen Nasensauger an der Öffnung des Nasenlochs positionieren und dabei den Ball zusammendrücken. </li><li>Das andere Nasenloch des Kindes zuhalten (z.B. indem man das Kind im Arm hat, den freien Arm um den Kopf legt und mit den Fingern vorsichtig den Nasenflügel andrückt). </li><li>Den Griff um den Ball des Saugers langsam lockern. Auf diese Weise saugt der Unterdruck den Schleim aus dem Nasengang. Das andere Nasenloch genauso behandeln. </li><li>Kind danach so hinlegen, dass der Kopf etwas tiefer ist als die Schultern.</li><li>Pipette oder Dosiertropfer etwa einen halben Zentimeter in das Nasenloch einführen.</li><li>Nach dem Eintropfen die Pipette mit zusammengedrücktem Gummibalg zurückziehen. </li><li>Damit sich die Tropfen im Nasengang besser verteilen, können ältere Kinder im Liegen den Kopf vorsichtig hin und her bewegen. </li></ul></p><p class="bodytext">Der Nasensauger muss nach jeder Benutzung gründlich mit warmem Wasser gesäubert werden. Auch die Öffnung der Pipette ist vorsichtig mit einem trockenen Taschentuch abzuwischen. Überhaupt sind Nasentropfen nach dem Öffnen nur eine begrenzte Zeit haltbar. Das gilt auch für Einzeldosispipetten nach dem Aufmachen des Aluminiumbeutels. Die Haltbarkeit wird meist auf den Fläschchen angegeben, im Zweifel hilft die Apotheker*in. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Damit es nicht zu Infektionen kommt, dürfen Nasentropfen (wie auch Augen- und Ohrentropfen) immer nur von derselben Person benutzt und nicht mit anderen geteilt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Ohrentropfen perfekt applizieren </strong></p><p class="bodytext">Sollen Kinder oder Säuglinge Ohrentropfen erhalten, müssen diese vorher unbedingt auf Körperwärme gebracht werden. Denn kalte Flüssigkeit ist ein starker Reiz im Ohr und kann Schwindel und Schmerzen auslösen. Am besten gelingt das Aufwärmen, indem man das Fläschchen für ein paar Minuten in die Hosentasche steckt oder in der Hand festhält. Das korrekte Einträufeln funktioniert so: </p><p class="bodytext"><ul><li>Kind in die Seitenlage bringen.</li><li>Beim Säugling die Ohrmuschel vorsichtig nach hinten-unten, bei Kindern über drei Jahren nach oben und zurück ziehen. </li><li>Ohrentropfen einträufeln. </li><li>Das Kind fünf Minuten in Seitenlage belassen, damit die Tropfen tief in den Gehörgang vordringen. </li><li>Währenddessen den Knorpel an der Mündung des Gehörgangs vorsichtig mit leichtem Druck nach oben und nach unten schieben, das beschleunigt die Verteilung. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Zum Schutz der Wäsche darf das behandelte Ohr keinesfalls mit Watte zugestopft werden. Eine solche feuchte Kammer begünstigt die Vermehrung von Bakterien und Pilzen. Wenn überhaupt, dann kann man etwas Mull oder Watte locker auf das Ohr legen. </p><p class="bodytext"><strong>Äußere Wirkstoffe richtig anwenden </strong></p><p class="bodytext">Werden Säuglinge und Kleinkinder mit medizinischen Cremes, Salben und Gelen behandeln, erfordert dies von den Eltern große Aufmerksamkeit. Nach dem Auftragen der Wirkstoffe müssen sie darauf achten, dass die Kleinen die Creme nicht an ihre Hände bekommen und dann auf andere Körperbereiche oder die Augen übertragen. Manche Mittel wie beispielsweise Lösungen gegen Kopfläuse dürfen nur über eine begrenzte Dauer einwirken. Dabei müssen die Kinder die ganze Einwirkzeit unter Aufsicht sein. </p><p class="bodytext">Vorsichtig mit Cremes und Salben sollte man auch sein, wenn das Kind gebadet wurde. In der ersten Stunde danach ist die Haut vermehrt durchblutet und die Hornschicht aufgequollen. Beides führt dazu, dass Wirkstoffe leichter aufgenommen werden und in der Haut zu hohe Konzentrationen erreichen können. Zwischen einem Bad und dem Auftragen von z.B. Kortisoncremes oder Calcineurin-Inhibitoren sollte deshalb mindestens eine Stunde Zeit liegen. </p><p class="bodytext">Für Babys mit Hauterkrankungen empfehlen Ärzt*innen oft spezielle Ölbäder. Weil Seifen die rückfettende Wirkung dieser Bäder beeinträchtigen, reinigt man den Windelbereich des Babys besser davor. Ölbäder dürfen auch nicht wärmer als 36 ° bis 37 °C sein und die Badedauer nur wenige Minuten betragen. Damit der heilende Ölfilm auf der Haut des Kindes erhalten bleibt, sollte man nach dem Bad die Haut nicht abtrocknen, sondern nur vorsichtig abtropfen. </p><p class="bodytext">Quelle: DAZ 2022, 24 :36 </p>

<p class="bodytext">Schuppen auf dem Kopf und auf der Kleidung wirken schnell ungepflegt. Kein Wunder, dass das den Betroffenen oft peinlich ist. Bei harmlosen Ursachen kann man sich mit der passenden Pflege und Anti-Schuppen-Shampoos aus der Apotheke gut selbst helfen. Schwerere Geschütze sind nötig, wenn Hauterkrankungen hinter den unliebsamen Flöckchen stecken. </p><p class="bodytext"><strong>Trocken oder fettig? </strong></p><p class="bodytext">Die Haut des Menschen erneuert sich unaufhörlich. In der untersten Schicht bilden sich ständig Zellen, die dann innerhalb von vier Wochen bis an die Oberfläche wandern. Hier sterben die Hautzellen dann ab und werden als kleine Hautschüppchen abgestoßen. Normalerweise sind diese Hautschüppchen winzig und mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Sichtbar werden Hautschuppen nur dann, wenn sich die Hautzellen zu schnell erneuern. Dann verklumpen sie und bilden größere Verbänden mit Hunderten von Zellen. Die typische sichtbare Hautschuppe besteht in Wirklichkeit also aus einer Vielzahl von kleinen Schüppchen.</p><p class="bodytext">Diese sichtbaren Hautschuppen lassen sich in zwei Arten unterteilen:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Trockene Schuppen </strong>bleiben nicht im Haar hängen, sondern rieseln auf Schultern und Kleidung herab. Vor allem auf dunklen Stoffen sind die weißlichen Flöckchen gut zu erkennen. Sie treten meist bei trockener Kopfhaut auf und werden oft von Juckreiz begleitet.</li><li><strong>Fettige Schuppen </strong>sind eher ölig und gelblich gefärbt. Sie bleiben in der Regel am Haaransatz kleben und lassen sich nur schwer von dort lösen. Fettige Schuppen entstehen, wenn die Kopfhaut zu viel Talg produziert. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die Ursache für die Schuppenbildung sind vielfältig. Sie reichen von trockener Haut und falscher Pflege bis zu Hauterkrankungen wie Schuppenflechte, Neurodermitis und Pilzinfektionen. </p><p class="bodytext"><strong>Trockene Kopfhaut lässt es rieseln </strong></p><p class="bodytext">Ein harmloser, aber besonders häufiger Grund für Schuppen ist die trockene Kopfhaut. Frauen und Männer sind von diesem Problem etwa gleich oft betroffen. Typisch sind trockene, feine weiße Schuppen, die schneeartig aus den Haaren rieseln. Die Kopfhaut ist gerötet, spannt und juckt. Begünstigt und zusätzlich gereizt wird die trockene Kopfhaut durch viele Faktoren:</p><p class="bodytext"><ul><li>starke Sonneneinstrahlung</li><li>trockene Heizungsluft im Winter </li><li>zu häufiges Haarewaschen und heißes Föhnen der Haare</li><li>aggressive, parfümierte oder allergisierende Shampoos und Haarpflegegeprodukte. </li></ul></p><p class="bodytext">Einige einfache Basismaßnahmen können die Schuppenproduktion bei trockener, gereizter Kopfhaut eindämmen. Dazu gehören:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Reizarmes Haarwaschen</strong>. Bei trockener Kopfhaut sind die Haare selten (einmal wöchentlich) und nur mit lauwarmem Wasser zu waschen. Lufttrocknen ist milder als trockenföhnen. </li><li><strong>Passende Pflegeprodukte.</strong> Das Shampoo sollte pH-neutral und mild sein, empfehlenswert sind Pflegeprodukte mit Harnstoff, Glycerin oder Dexpanthenol (in der Apotheke gibt es zahlreiche Produkte zur Auswahl).</li><li><strong>Nächtliche Ölkur. </strong>Eine Kurpackung mit Öl besänftigt die gestresste Kopfhaut. Dazu träufelt man sich einmal pro Woche abends mit einer Pipette Mandel-, Oliven-, Argan- oder Jojobaöl auf die Kopfhaut. Das Öl vorsichtig einmassieren und über Nacht einwirken lassen. Am nächsten Morgen wäscht man das Öl wieder aus. </li><li><strong>Vorsicht beim Styling</strong>. Um die Kopfhaut nicht weiter zu reizen, sollte man besser auf Haarefärben, Lockenstab und Glätteisen verzichten. Auch Schaumfestiger und Haarspray sollte man besser meiden. </li></ul></p><p class="bodytext">Reichen diese Maßnahmen nicht aus, können spezielle Anti-Schuppen-Shampoos für trockene Kopfhaut aus der Apotheke helfen. Sie enthalten meist mehrere Wirkstoffe wie etwa Pirocton-Olamin, Salicylsäure oder Polidocanol. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Shampoos und Spülungen mit Pflanzenauszügen pflegen die Haare bei trockener, schuppender Kopfhaut. Beispiele sind Produkte mit Huflattich und Teebaumöl. </p><p class="bodytext"><strong>Fettige Kopfhaut als Schuppenquelle </strong></p><p class="bodytext">Fettige Kopfhaut kann ebenso zu Schuppen führen wie trockene. Die dann meist öligen Schuppen glänzen gelblich und lassen sich nur schwer von den Haaren lösen. Sie entstehen durch eine übermäßige Talgproduktion. Häufige Kopfwäschen (mindestens alle zwei Tage) mit entfettenden Shampoos aus der Apotheke vermindern die Schuppen. </p><p class="bodytext">Weil auf der fettigen, schuppenden Kopfhaut Hefepilze gut gedeihen, sind den Shampoos meist antimykotische Wirkstoffe wie Ketoconazol, Cotrimazol, Selendisulfid oder Ciclopirox-Olamin beigefügt. Je nach Produkt müssen die Shampoos mindestens drei bis zehn Minuten auf der Kopfhaut einwirken. Die Angaben der Packungsbeilage sind deshalb genau zu beachten.</p><p class="bodytext"> Alle Shampoos sollen zunächst zwei- bis dreimal pro Woche, später zur Vorbeugung einmal pro Woche angewendet werden. Weil ein Dauereinsatz die Hautflora verändert, dürfen antimykotische Shampoos nicht länger als vier Wochen eingesetzt werden. Nach Abklingen der Beschwerden verwendet man ein mildes Shampoo ohne Duft- oder Konservierungsstoffe. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Antimykotische Schuppenshampoos können graue und weiße Haare verfärben. Außerdem reizen sie die Augen, weshalb man diese beim Haarewaschen geschlossen halten sollte. Kinder halten sich bei der Haarwäsche am besten einen Waschlappen vor dass Gesicht.</p><p class="bodytext"><strong>Wenn die Schuppen nicht weichen</strong></p><p class="bodytext"> Manchmal sind Schuppen auch Hinweise für eine Hauterkrankung. Dann lassen sie sich durch die genannten Maßnahmen nicht lindern oder treten gemeinsam mit weiteren Beschwerden auf. Um abzuklären, was hinter den trockenen oder fettigen Schuppen steckt, ist deshalb in folgenden Fällen der Gang in die Hautarztpraxis erforderlich:</p><p class="bodytext"><ul><li>Die Schuppen werden trotz Basismaßnahmen und Anti-Schuppen-Shampoo nicht weniger oder treten immer wieder auf.</li><li>Die Kopfhaut juckt stark, brennt, ist stark gerötet oder sogar geschwollen. </li><li>Es finden sich nässende, entzündete oder verkrustete Stellen auf der Kopfhaut. </li></ul></p><p class="bodytext">In der Praxis inspiziert die Hautärzt*in nicht nur die Kopfhaut, sondern auch die Haut des gesamten Körpers gründlich. Denn es ist durchaus möglich, dass die Kopfbeschwerden ein Zeichen für eine allgemeine Hauterkrankung sind. Manchmal sind für eine Diagnose zusätzlich Blutuntersuchungen erforderlich oder eine mikroskopische Begutachtung von Hautschuppen oder Gewebeproben. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Bei Kindern sollte man Kopfschuppen immer von der Ärzt*in abklären lassen, denn oft ist eine ansteckende Pilzinfektion die Ursache. </p><p class="bodytext"><strong>Von Neurodermitis bis Pilzinfektion </strong></p><p class="bodytext">Die häufigsten Erkrankungen, die Schuppen verursachen, sind die Schuppenflechte, das seborrhoische Kopfhautekzem und die Neurodermitis.</p><p class="bodytext">Die <strong>Schuppenflechte</strong> macht sich am Kopf mit Juckreiz und roten, oft silbrig glänzenden Hautstellen bemerkbar. Diese Herde (auch Plaques genannt) breiten sich gern über die Haargrenze aus und lassen sich dann z.B. am Nacken gut erkennen. Durch die stark beschleunigte Reifung der Hautzellen kommt es zu einer ausgeprägten,meist trockenen, weißlichen Kopfschuppen. Es helfen keratolytische Shampoos mit Salicylsäure, Urea, aber auch Dicaprylyl-Carbonat, Dimeticon sowie Jojoba- und Olivenöl. Parallel dazu ist bei den meisten Patient*innen eine lokale Behandlung der Kopfhaut mit Kortisonpräparaten erforderlich. Diese werden als Shampoo, Schaum oder Lösung aufgetragen. Häufig verordnen die Hautärzt*innen auch einen Schaum mit Kortison und einem Vitamin D3-Analogon (Calcipotriol). Reicht die äußerliche Behandlung nicht aus, empfehlen die Leitlinien die Einnahme von spezifischen Wirkstoffen gegen die Schuppenflechte (Acitretin, Ciclosporin, Methotrexat oder auch TNF-alpha-Hemmer oder Interleukin-Blocker).</p><p class="bodytext">Die <strong>Neurodermitis</strong> tritt am Kopf mit extremem Juckreiz in Erscheinung. Oft kratzen sich die Betroffenen die Stellen sogar blutig. Die Schuppen sind bei der Neurodermitis weißlich, aber eher gering ausgeprägt. Um die Kopfhaut mit der nötigen Feuchtigkeit zu versorgen, sind feuchtigkeitsbindende Harnstoff (Urea-)-Shampoos ohne Silikon, Duftstoffe oder Konservierungsmittel ratsam. In der Apotheke gibt es zudem lindernde Intensivtonika, z.B. mit Urea, Lactat, Licochalcone A oder Polidocanol. Sie beruhigen die Kopfhaut und reduzieren den Juckreiz. Ist das atopische Ekzem stark ausgeprägt, verschreibt die Ärzt*in entzündungshemmende Kortisonlösungen. In besonders schweren Fällen kommen auch Ciclosporin, Januskinasehemmer oder monoklonale Antikörper zum Einsatz. </p><p class="bodytext">Das <strong>seborrhoische Kopfhautekzem</strong> entwickelt sich aus der fettigen Kopfhaut mit Schuppen (siehe oben), wobei die Übergänge fließend sind. Die starke Talgbildung begünstigt das übermäßige Wachstum eines zur normalen Hautflora des Menschen gehörenden Pilzes: Malessezia furfur. Dieser Pilz besiedelt die Haarfollikel und zersetzt den Talg. Vermehren sich jedoch Pilz und Talg, reiztdas dier Kopfhaut. Neben entzündeten, nässenden und juckenden Hautstellen finden sich ölig-glänzende, gelbe Schuppen. Diese bleiben meistens am Kopf kleben. Oft ist zudem nicht nur die Kopfhaut betroffen, sondern die nässenden Stellen finden sich auch um die Nase herum, am Kinn und an den Augenbrauen. Die Behandlung besteht aus antimykotischen Shampoos (siehe fettige Kopfhaut) und, im akuten Krankheitsschub, entzündungs- und juckreizhemmende Kortisontinkturen. </p><p class="bodytext">Malessezia kann auf der fettigen Haut auch die Kleienpilzflechte auslösen. Hierbei kommt es zu runden, münzgroßen, entweder hellen oder dunklen Flecken mit weißen Schuppen am Rand. Zur Behandlung dienen antimykotische Lösungen, die man auf die Kopfhaut aufträgt und einwirken lässt. Je nach Präparat wird die Anwendung mehrmals wiederholt.</p><p class="bodytext">Schuppen treten auch bei ansteckenden Pilzerkrankungen auf. Eine solche <strong>Tinea capitis</strong> ist z.B. bei Kindern häufig. Die Pilze werden durch Haustiere, von Mensch zu Mensch oder auch über Autositze oder Plüschspielzeug übertragen. Der Befall macht sich durch kreisrunde Herde mit gräulichen Schuppen bemerkbar, außerdem brechen die Haare kurz über der Kopfhaut ab. In ausgeprägteren Fällen finden sich hochrote, nässende und entzündete Herde. Für eine erfolgreiche Therapie muss die Hausärzt*in anhand von Hautproben auf Pilzsuche gehen. Das passende Anti-Pilzmittel wird parallel auf zwei Wegen verabreicht, und zwar lokal mit Lösungen oder Shampoo und systemisch als Tabletten. Die Therapie ist langwierig und darf erst beendet werden, wenn keine Erreger mehr nachweisbar sind. <br /> </p><p class="bodytext">Quelle: Winterhagen I, 2022, Deutsche Apotheker Zeitung 12:36 </p>

<p class="bodytext">Schuppen auf dem Kopf und auf der Kleidung wirken schnell ungepflegt. Kein Wunder, dass das den Betroffenen oft peinlich ist. Bei harmlosen Ursachen kann man sich mit der passenden Pflege und Anti-Schuppen-Shampoos aus der Apotheke gut selbst helfen. Schwerere Geschütze sind nötig, wenn Hauterkrankungen hinter den unliebsamen Flöckchen stecken. </p><p class="bodytext"><strong>Trocken oder fettig? </strong></p><p class="bodytext">Die Haut des Menschen erneuert sich unaufhörlich. In der untersten Schicht bilden sich ständig Zellen, die dann innerhalb von vier Wochen bis an die Oberfläche wandern. Hier sterben die Hautzellen dann ab und werden als kleine Hautschüppchen abgestoßen. Normalerweise sind diese Hautschüppchen winzig und mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Sichtbar werden Hautschuppen nur dann, wenn sich die Hautzellen zu schnell erneuern. Dann verklumpen sie und bilden größere Verbänden mit Hunderten von Zellen. Die typische sichtbare Hautschuppe besteht in Wirklichkeit also aus einer Vielzahl von kleinen Schüppchen.</p><p class="bodytext">Diese sichtbaren Hautschuppen lassen sich in zwei Arten unterteilen:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Trockene Schuppen </strong>bleiben nicht im Haar hängen, sondern rieseln auf Schultern und Kleidung herab. Vor allem auf dunklen Stoffen sind die weißlichen Flöckchen gut zu erkennen. Sie treten meist bei trockener Kopfhaut auf und werden oft von Juckreiz begleitet.</li><li><strong>Fettige Schuppen </strong>sind eher ölig und gelblich gefärbt. Sie bleiben in der Regel am Haaransatz kleben und lassen sich nur schwer von dort lösen. Fettige Schuppen entstehen, wenn die Kopfhaut zu viel Talg produziert. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Die Ursache für die Schuppenbildung sind vielfältig. Sie reichen von trockener Haut und falscher Pflege bis zu Hauterkrankungen wie Schuppenflechte, Neurodermitis und Pilzinfektionen. </p><p class="bodytext"><strong>Trockene Kopfhaut lässt es rieseln </strong></p><p class="bodytext">Ein harmloser, aber besonders häufiger Grund für Schuppen ist die trockene Kopfhaut. Frauen und Männer sind von diesem Problem etwa gleich oft betroffen. Typisch sind trockene, feine weiße Schuppen, die schneeartig aus den Haaren rieseln. Die Kopfhaut ist gerötet, spannt und juckt. Begünstigt und zusätzlich gereizt wird die trockene Kopfhaut durch viele Faktoren:</p><p class="bodytext"><ul><li>starke Sonneneinstrahlung</li><li>trockene Heizungsluft im Winter </li><li>zu häufiges Haarewaschen und heißes Föhnen der Haare</li><li>aggressive, parfümierte oder allergisierende Shampoos und Haarpflegegeprodukte. </li></ul></p><p class="bodytext">Einige einfache Basismaßnahmen können die Schuppenproduktion bei trockener, gereizter Kopfhaut eindämmen. Dazu gehören:</p><p class="bodytext"><ul><li><strong>Reizarmes Haarwaschen</strong>. Bei trockener Kopfhaut sind die Haare selten (einmal wöchentlich) und nur mit lauwarmem Wasser zu waschen. Lufttrocknen ist milder als trockenföhnen. </li><li><strong>Passende Pflegeprodukte.</strong> Das Shampoo sollte pH-neutral und mild sein, empfehlenswert sind Pflegeprodukte mit Harnstoff, Glycerin oder Dexpanthenol (in der Apotheke gibt es zahlreiche Produkte zur Auswahl).</li><li><strong>Nächtliche Ölkur. </strong>Eine Kurpackung mit Öl besänftigt die gestresste Kopfhaut. Dazu träufelt man sich einmal pro Woche abends mit einer Pipette Mandel-, Oliven-, Argan- oder Jojobaöl auf die Kopfhaut. Das Öl vorsichtig einmassieren und über Nacht einwirken lassen. Am nächsten Morgen wäscht man das Öl wieder aus. </li><li><strong>Vorsicht beim Styling</strong>. Um die Kopfhaut nicht weiter zu reizen, sollte man besser auf Haarefärben, Lockenstab und Glätteisen verzichten. Auch Schaumfestiger und Haarspray sollte man besser meiden. </li></ul></p><p class="bodytext">Reichen diese Maßnahmen nicht aus, können spezielle Anti-Schuppen-Shampoos für trockene Kopfhaut aus der Apotheke helfen. Sie enthalten meist mehrere Wirkstoffe wie etwa Pirocton-Olamin, Salicylsäure oder Polidocanol. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Auch Shampoos und Spülungen mit Pflanzenauszügen pflegen die Haare bei trockener, schuppender Kopfhaut. Beispiele sind Produkte mit Huflattich und Teebaumöl. </p><p class="bodytext"><strong>Fettige Kopfhaut als Schuppenquelle </strong></p><p class="bodytext">Fettige Kopfhaut kann ebenso zu Schuppen führen wie trockene. Die dann meist öligen Schuppen glänzen gelblich und lassen sich nur schwer von den Haaren lösen. Sie entstehen durch eine übermäßige Talgproduktion. Häufige Kopfwäschen (mindestens alle zwei Tage) mit entfettenden Shampoos aus der Apotheke vermindern die Schuppen. </p><p class="bodytext">Weil auf der fettigen, schuppenden Kopfhaut Hefepilze gut gedeihen, sind den Shampoos meist antimykotische Wirkstoffe wie Ketoconazol, Cotrimazol, Selendisulfid oder Ciclopirox-Olamin beigefügt. Je nach Produkt müssen die Shampoos mindestens drei bis zehn Minuten auf der Kopfhaut einwirken. Die Angaben der Packungsbeilage sind deshalb genau zu beachten.</p><p class="bodytext"> Alle Shampoos sollen zunächst zwei- bis dreimal pro Woche, später zur Vorbeugung einmal pro Woche angewendet werden. Weil ein Dauereinsatz die Hautflora verändert, dürfen antimykotische Shampoos nicht länger als vier Wochen eingesetzt werden. Nach Abklingen der Beschwerden verwendet man ein mildes Shampoo ohne Duft- oder Konservierungsstoffe. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Antimykotische Schuppenshampoos können graue und weiße Haare verfärben. Außerdem reizen sie die Augen, weshalb man diese beim Haarewaschen geschlossen halten sollte. Kinder halten sich bei der Haarwäsche am besten einen Waschlappen vor dass Gesicht.</p><p class="bodytext"><strong>Wenn die Schuppen nicht weichen</strong></p><p class="bodytext"> Manchmal sind Schuppen auch Hinweise für eine Hauterkrankung. Dann lassen sie sich durch die genannten Maßnahmen nicht lindern oder treten gemeinsam mit weiteren Beschwerden auf. Um abzuklären, was hinter den trockenen oder fettigen Schuppen steckt, ist deshalb in folgenden Fällen der Gang in die Hautarztpraxis erforderlich:</p><p class="bodytext"><ul><li>Die Schuppen werden trotz Basismaßnahmen und Anti-Schuppen-Shampoo nicht weniger oder treten immer wieder auf.</li><li>Die Kopfhaut juckt stark, brennt, ist stark gerötet oder sogar geschwollen. </li><li>Es finden sich nässende, entzündete oder verkrustete Stellen auf der Kopfhaut. </li></ul></p><p class="bodytext">In der Praxis inspiziert die Hautärzt*in nicht nur die Kopfhaut, sondern auch die Haut des gesamten Körpers gründlich. Denn es ist durchaus möglich, dass die Kopfbeschwerden ein Zeichen für eine allgemeine Hauterkrankung sind. Manchmal sind für eine Diagnose zusätzlich Blutuntersuchungen erforderlich oder eine mikroskopische Begutachtung von Hautschuppen oder Gewebeproben. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Bei Kindern sollte man Kopfschuppen immer von der Ärzt*in abklären lassen, denn oft ist eine ansteckende Pilzinfektion die Ursache. </p><p class="bodytext"><strong>Von Neurodermitis bis Pilzinfektion </strong></p><p class="bodytext">Die häufigsten Erkrankungen, die Schuppen verursachen, sind die Schuppenflechte, das seborrhoische Kopfhautekzem und die Neurodermitis.</p><p class="bodytext">Die <strong>Schuppenflechte</strong> macht sich am Kopf mit Juckreiz und roten, oft silbrig glänzenden Hautstellen bemerkbar. Diese Herde (auch Plaques genannt) breiten sich gern über die Haargrenze aus und lassen sich dann z.B. am Nacken gut erkennen. Durch die stark beschleunigte Reifung der Hautzellen kommt es zu einer ausgeprägten,meist trockenen, weißlichen Kopfschuppen. Es helfen keratolytische Shampoos mit Salicylsäure, Urea, aber auch Dicaprylyl-Carbonat, Dimeticon sowie Jojoba- und Olivenöl. Parallel dazu ist bei den meisten Patient*innen eine lokale Behandlung der Kopfhaut mit Kortisonpräparaten erforderlich. Diese werden als Shampoo, Schaum oder Lösung aufgetragen. Häufig verordnen die Hautärzt*innen auch einen Schaum mit Kortison und einem Vitamin D3-Analogon (Calcipotriol). Reicht die äußerliche Behandlung nicht aus, empfehlen die Leitlinien die Einnahme von spezifischen Wirkstoffen gegen die Schuppenflechte (Acitretin, Ciclosporin, Methotrexat oder auch TNF-alpha-Hemmer oder Interleukin-Blocker).</p><p class="bodytext">Die <strong>Neurodermitis</strong> tritt am Kopf mit extremem Juckreiz in Erscheinung. Oft kratzen sich die Betroffenen die Stellen sogar blutig. Die Schuppen sind bei der Neurodermitis weißlich, aber eher gering ausgeprägt. Um die Kopfhaut mit der nötigen Feuchtigkeit zu versorgen, sind feuchtigkeitsbindende Harnstoff (Urea-)-Shampoos ohne Silikon, Duftstoffe oder Konservierungsmittel ratsam. In der Apotheke gibt es zudem lindernde Intensivtonika, z.B. mit Urea, Lactat, Licochalcone A oder Polidocanol. Sie beruhigen die Kopfhaut und reduzieren den Juckreiz. Ist das atopische Ekzem stark ausgeprägt, verschreibt die Ärzt*in entzündungshemmende Kortisonlösungen. In besonders schweren Fällen kommen auch Ciclosporin, Januskinasehemmer oder monoklonale Antikörper zum Einsatz. </p><p class="bodytext">Das <strong>seborrhoische Kopfhautekzem</strong> entwickelt sich aus der fettigen Kopfhaut mit Schuppen (siehe oben), wobei die Übergänge fließend sind. Die starke Talgbildung begünstigt das übermäßige Wachstum eines zur normalen Hautflora des Menschen gehörenden Pilzes: Malessezia furfur. Dieser Pilz besiedelt die Haarfollikel und zersetzt den Talg. Vermehren sich jedoch Pilz und Talg, reiztdas dier Kopfhaut. Neben entzündeten, nässenden und juckenden Hautstellen finden sich ölig-glänzende, gelbe Schuppen. Diese bleiben meistens am Kopf kleben. Oft ist zudem nicht nur die Kopfhaut betroffen, sondern die nässenden Stellen finden sich auch um die Nase herum, am Kinn und an den Augenbrauen. Die Behandlung besteht aus antimykotischen Shampoos (siehe fettige Kopfhaut) und, im akuten Krankheitsschub, entzündungs- und juckreizhemmende Kortisontinkturen. </p><p class="bodytext">Malessezia kann auf der fettigen Haut auch die Kleienpilzflechte auslösen. Hierbei kommt es zu runden, münzgroßen, entweder hellen oder dunklen Flecken mit weißen Schuppen am Rand. Zur Behandlung dienen antimykotische Lösungen, die man auf die Kopfhaut aufträgt und einwirken lässt. Je nach Präparat wird die Anwendung mehrmals wiederholt.</p><p class="bodytext">Schuppen treten auch bei ansteckenden Pilzerkrankungen auf. Eine solche <strong>Tinea capitis</strong> ist z.B. bei Kindern häufig. Die Pilze werden durch Haustiere, von Mensch zu Mensch oder auch über Autositze oder Plüschspielzeug übertragen. Der Befall macht sich durch kreisrunde Herde mit gräulichen Schuppen bemerkbar, außerdem brechen die Haare kurz über der Kopfhaut ab. In ausgeprägteren Fällen finden sich hochrote, nässende und entzündete Herde. Für eine erfolgreiche Therapie muss die Hausärzt*in anhand von Hautproben auf Pilzsuche gehen. Das passende Anti-Pilzmittel wird parallel auf zwei Wegen verabreicht, und zwar lokal mit Lösungen oder Shampoo und systemisch als Tabletten. Die Therapie ist langwierig und darf erst beendet werden, wenn keine Erreger mehr nachweisbar sind. <br /> </p><p class="bodytext">Quelle: Winterhagen I, 2022, Deutsche Apotheker Zeitung 12:36 </p>

<p class="bodytext">Häufiger Harndrang, nächtliches Wasserlassen und ein schwacher Harnstrahl sind die typischen Beschwerden bei einer vergrößerten Prostata. In frühen Stadien helfen Allgemeinmaßnahmen, Medikamente und Pflanzenextrakte. Doch was kann man von der konservativen Therapie erwarten? Und wann muss operiert werden? </p><p class="bodytext"><strong>Sie wächst und wächst und wächst … </strong></p><p class="bodytext">Die Prostata oder auch Vorsteherdrüse gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie sitzt direkt unter der Blase und umschließt die daraus abgehende Harnröhre. Von dort aus gibt sie ein Sekret ab, das die Spermien nährt und sie vor dem sauren Sekret in der Scheide schützt. Außerdem ziehen sich die Muskelzellen der Prostata beim Orgasmus zusammen. Dadurch wird der Samenerguss ruckartig durch die Harnröhre ausgestoßen. Die Kontraktion der Prostata verhindert gleichzeitig, dass das Sperma in die falsche Richtung, nämlich in die Blase fließt. </p><p class="bodytext">Beim gesunden jungen Mann ist die Prostata mit einem Durchmesser von 3,5 cm etwa kastaniengroß. Doch ab dem 30. Lebensjahr beginnt die Drüse, sich bei vielen Männern zu vergrößern. Die Ursache dafür ist noch unklar. Von einer solchen gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahypertrophie, BPH) sind bei den 60-Jährigen etwa 45% betroffen, bei den 70-Jährigen etwa 70% und bei den 80-Jährigen sogar 80%.</p><p class="bodytext">Eine leichte BPH muss keine Beschwerden machen. Ab einem gewissen Volumen engt eine vergrößerte Prostata jedoch die Harnröhre ein. Das stört das Wasserlassen, die Blase lässt sich irgendwann nicht mehr komplett entleeren. In diesem Stadium spricht man vom gutartigen (benignen) Prostata-Syndrom (BPS). Dies sind die typischen Beschwerden:</p><p class="bodytext"><ul><li>lästiger Harndrang</li><li>häufiges, auch vermehrt nächtliches Wasserlassen</li><li>schwacher bis tröpfelnder Harnstrahl, Nachträufeln</li><li>erschwertes, manchmal schmerzhaftes Wasserlassen</li><li>Gefühl, dass die Blase nicht vollständig entleert wird (Restharn). </li></ul></p><p class="bodytext"></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> In sehr seltenen Fällen löst eine vergrößerte Prostata einen kompletten Harnverhalt aus. Dann kann man trotz hohem Blasendruck und starken Schmerzen kein Wasser lassen. Bei diesem Notfall legt die Ärzt*in zunächst einen Urinkatheter durch die Harnröhre und lässt den Harn so aus der Blase ab. Einige Tage später wird dann meist die Prostata operativ verkleinert. </p><p class="bodytext"><strong>Erst die Diagnose!</strong></p><p class="bodytext"> Kommt es zu den oben genannten Beschwerden, sollten diese – auch wenn sie nur mild sind - ärztlich abgeklärt werden. Zwar steckt sehr häufig eine gutartige Prostatavergrößerung dahinter. Probleme beim Wasserlassen können aber andere Ursachen haben. Dazu gehören z.B. Harnsteine, Harnwegsinfektionen und die Entzündung der Prostata (Prostatitis), aber auch bösartige Prostatageschwülste wie der Prostatakrebs. </p><p class="bodytext">Steht die Diagnose BPS, wird sie je nach Beschwerden in verschiedene Stadien eingeteilt. Danach richten sich dann auch die Behandlungsoptionen.</p><p class="bodytext"><ul><li>Im Stadium 1 (Reizblasenstadium) kommt es nur zu ausgeprägtem Harndrang und häufigem Wasserlassen, auch nachts. </li><li>Im Stadium 2 (Restharnstadium) ist die Harnröhre schon so verengt, dass immer Restharn in der Blase bleibt. Hier drohen Blaseninfektionen und Blasensteine.</li><li>Im Stadium 3 (Dekompensationsstadium) ist der Harnabfluss aus der Blase so stark gestört, dass sich der Urin von der Blase zurück in Harnleitern und Niere staut. Deshalb spricht man auch von einer Überlaufblase. Der Rückstau bringt die Niere in Gefahr, im schlimmsten Fall droht ein Nierenversagen.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Vom Beobachten bis zur Operation </strong></p><p class="bodytext">Die Behandlung der vergrößerten Prostata richtet sich nach dem Ausmaß der Beschwerden und reicht vom „aktiven Beobachten“ mit regelmäßigen Kontrollen über die Einnahme pflanzlicher Arzneimittel und Medikamente bis zur Operation. In allen Stadien sind folgende Allgemeinmaßnahmen sinnvoll:</p><p class="bodytext"><ul><li>Vor dem Schlafengehen weniger trinken. Die empfohlene Trinkmenge von 1,5 Litern über den Tag verteilen.</li><li>Alkohol, Kaffee und grünen/schwarzen Tee nur in Maßen konsumieren. Sie entwässern stark und fördern dadurch den Harndrang.</li><li>Direkt nach dem Wasserlassen einen kurzen Moment warten und dann noch einmal versuchen, zu urinieren. Damit entleert sich die Blase besser. </li><li>Die Harnröhre nach dem Urinieren ausstreichen. </li><li>Die Blase trainieren. Die Speicherfähigkeit der Blase lässt sich erhöhen, indem man den Toilettengang beim Harndrang etwas hinauszögert. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Manche für andere Erkrankungen eingenommenen Medikamente verstärken die Prostatabeschwerden, indem sie (ungewünscht) entwässern oder auf die Blase wirken. Es macht deshalb Sinn, alle einzunehmenden Präparate von der Ärzt*in darauf zu prüfen zu lassen. </p><p class="bodytext"><strong>Chemisch oder pflanzlich? </strong></p><p class="bodytext">In Stadium 1 und bei leichten Formen des Restharnstadiums (Stadium 2) reicht ergänzend zu den oben genannten Allgemeinmaßnahmen eine konservative Therapie mit Medikamenten meist aus. Bei den verschreibungspflichtigen Wirkstoffen unterscheidet man folgende Gruppen: </p><p class="bodytext"><strong>Alpha-1-Blocker </strong>entspannen die Muskulatur an Prostata und Harnröhre und verbessern dadurch den Urinabfluss. Sie wirken deshalb relativ schnell. Die Größe der Prostata verändern sie nicht. Schwindel, Müdigkeit und Kopfschmerzen sind ihre typischen Nebenwirkungen. </p><p class="bodytext"><strong>5-alpha-Reduktasehemmer </strong>hemmen den wachstumsfördernden Einfluss von Testosteron auf die Prostata. Die Prostata wird nicht größer, bei manchen Patienten schrumpft sie sogar wieder. Bis sich dadurch die Beschwerden bessern, dauert es bis zu einem Jahr. Wichtige Nebenwirkung dieser Substanzgruppe sind Libidoverlust und erektile Dysfunktion. </p><p class="bodytext">Da sich Alpha-1-Blocker und 5-alpha-Reduktasehemmer in ihrer Wirkung ergänzen, verordnet die Ärzt*in häufig eine Kombinationstherapie aus beiden Wirkstoffen. Auf diese Weise werden die Beschwerden rasch gelindert und das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufgehalten. </p><p class="bodytext">Zu den weiteren chemischen Wirkstoffen gehören <strong>Antimuskarinika</strong>. Sie entspannen die Blasenmuskulatur und bessern Beschwerden wie Harndrang und häufiges Wasserlassen. Als Nebenwirkung verursachen sie Mundtrockenheit. Auch <strong>Phosphodiesterase-Typ 5-Hemmer</strong> sind effektiv bei BPS. Sie entspannen die Muskelzellen des unteren Harntrakt und lindern dadurch die Beschwerden. Ob sie einen Einfluss auf die Prostatagröße haben, ist noch nicht bekannt. Häufige unerwünschte Wirkungen bei Phosphodiesterasehemmern sind Kopfschmerzen und Hitzewallungen. </p><p class="bodytext">Manche Männer mit BPS möchten keine chemischen Medikamente einnehmen, sondern lieber natürliche Wirkstoffe. In Deutschland werden bei Prostatabeschwerden vor allem Extrakte aus folgenden Pflanzen eingesetzt:</p><p class="bodytext"><ul><li>Sägepalmenfrüchte</li><li>Brennnesselwurzeln </li><li>Kürbissamen </li><li>Gräserpollen, Roggenpollen. </li></ul></p><p class="bodytext">Wie gut pflanzliche Extrake bei BPS helfen, wird unterschiedlich beurteilt. Zumindest in Laborversuchen konnten verschiedene Wirkungen nachgewiesen werden. Dazu gehörten z.B. entzündungshemmende und antihormonelle Effekte. Sägepalmenextrakt hatte zudem einen Einfluss auf die glatte Muskulatur im Bereich von Prostata und Blasenmuske, Kürbiskerne waren antioxidativ. In klinischen Studien mit Patienten waren die Ergebnisse jedoch unterschiedlich. So zeigten sich in einigen Untersuchungen positive Effekte auf die Beschwerden des Wasserlassens und die Lebensqualität. Für keines der pflanzlichen Extrakte konnte jedoch nachgewiesen werden, dass sie das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufhalten. Aufgrund der unbefriedigenden Datenlage werden seit 2004 pflanzliche Extrakte zur Behandlung des BPS von den allermeisten Krankenkassen nicht mehr erstattet. </p><p class="bodytext">Die Extrakte sind alle gut verträglich. Deswegen spricht nichts dagegen, es bei sehr milden BPS-Beschwerden zunächst mit einer pflanzlichen Behandlung versuchen. Die Wirkstoffe stehen als Monotherapie und als Kombinationspräparate (z.B. Extrakte aus Sägepalmenfrüchten und Brennnesselwurzel) zur Verfügung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Pflanzliche Extrakte für die Prostata gibt es in einer großen Vielzahl. Für die bestmögliche Auswahl sollte man sich in der Apotheke beraten lassen.</p><p class="bodytext"><strong>Wenn Medikamente nicht ausreichen </strong></p><p class="bodytext">Um drohende Blasen- und Nierenschäden abzuwenden, muss spätestens im Stadium 3 die Prostata mit einer Operation verkleinert werden. Auch im Stadium 2 ist dies häufig ratsam, z.B. wenn die Restharnmenge zu groß wird oder der Blasenauslassmuskel zu dick. </p><p class="bodytext">Für die operative Therapie gibt es verschiedene Verfahren. Am häufigsten nutzt man dabei den Weg über die Harnröhre. Die Chirurg*in geht also mit einem Endoskop in die Harnröhre ein und trägt von dort die Prostata mithilfe von Strom, Mikrowellen oder einem Laser schichtweise ab. Manchmal wird das Prostatagewebe auch nur eingeschnitten, um der Harnröhre mehr Platz zu verschaffen. </p><p class="bodytext">Ist die Prostata sehr groß, muss offen operiert werden. Das heißt, dass der Chirurg sich über einen Schnitt Zugang zur Prostata verschafft. Entweder wird die Prostata dann komplett entfernt oder nur ein Teil des Gewebes. Ein neueres Verfahren ist der künstliche Verschluss (Embolisation) der Prostatagefäße (Prostata-Arterien-Embolisation, PAE). Durch die verminderte Blutversorgung sterben Teile der Prostata ab, wodurch diese schrumpft. </p><p class="bodytext">Quellen: Jenett-Siems K, DAZ 2022, 14:32, Leitlinien Konservative und medikamentöse Therapie des benignen Prostatasyndroms </p>

<p class="bodytext">Häufiger Harndrang, nächtliches Wasserlassen und ein schwacher Harnstrahl sind die typischen Beschwerden bei einer vergrößerten Prostata. In frühen Stadien helfen Allgemeinmaßnahmen, Medikamente und Pflanzenextrakte. Doch was kann man von der konservativen Therapie erwarten? Und wann muss operiert werden? </p><p class="bodytext"><strong>Sie wächst und wächst und wächst … </strong></p><p class="bodytext">Die Prostata oder auch Vorsteherdrüse gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie sitzt direkt unter der Blase und umschließt die daraus abgehende Harnröhre. Von dort aus gibt sie ein Sekret ab, das die Spermien nährt und sie vor dem sauren Sekret in der Scheide schützt. Außerdem ziehen sich die Muskelzellen der Prostata beim Orgasmus zusammen. Dadurch wird der Samenerguss ruckartig durch die Harnröhre ausgestoßen. Die Kontraktion der Prostata verhindert gleichzeitig, dass das Sperma in die falsche Richtung, nämlich in die Blase fließt. </p><p class="bodytext">Beim gesunden jungen Mann ist die Prostata mit einem Durchmesser von 3,5 cm etwa kastaniengroß. Doch ab dem 30. Lebensjahr beginnt die Drüse, sich bei vielen Männern zu vergrößern. Die Ursache dafür ist noch unklar. Von einer solchen gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahypertrophie, BPH) sind bei den 60-Jährigen etwa 45% betroffen, bei den 70-Jährigen etwa 70% und bei den 80-Jährigen sogar 80%.</p><p class="bodytext">Eine leichte BPH muss keine Beschwerden machen. Ab einem gewissen Volumen engt eine vergrößerte Prostata jedoch die Harnröhre ein. Das stört das Wasserlassen, die Blase lässt sich irgendwann nicht mehr komplett entleeren. In diesem Stadium spricht man vom gutartigen (benignen) Prostata-Syndrom (BPS). Dies sind die typischen Beschwerden:</p><p class="bodytext"><ul><li>lästiger Harndrang</li><li>häufiges, auch vermehrt nächtliches Wasserlassen</li><li>schwacher bis tröpfelnder Harnstrahl, Nachträufeln</li><li>erschwertes, manchmal schmerzhaftes Wasserlassen</li><li>Gefühl, dass die Blase nicht vollständig entleert wird (Restharn). </li></ul></p><p class="bodytext"></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> In sehr seltenen Fällen löst eine vergrößerte Prostata einen kompletten Harnverhalt aus. Dann kann man trotz hohem Blasendruck und starken Schmerzen kein Wasser lassen. Bei diesem Notfall legt die Ärzt*in zunächst einen Urinkatheter durch die Harnröhre und lässt den Harn so aus der Blase ab. Einige Tage später wird dann meist die Prostata operativ verkleinert. </p><p class="bodytext"><strong>Erst die Diagnose!</strong></p><p class="bodytext"> Kommt es zu den oben genannten Beschwerden, sollten diese – auch wenn sie nur mild sind - ärztlich abgeklärt werden. Zwar steckt sehr häufig eine gutartige Prostatavergrößerung dahinter. Probleme beim Wasserlassen können aber andere Ursachen haben. Dazu gehören z.B. Harnsteine, Harnwegsinfektionen und die Entzündung der Prostata (Prostatitis), aber auch bösartige Prostatageschwülste wie der Prostatakrebs. </p><p class="bodytext">Steht die Diagnose BPS, wird sie je nach Beschwerden in verschiedene Stadien eingeteilt. Danach richten sich dann auch die Behandlungsoptionen.</p><p class="bodytext"><ul><li>Im Stadium 1 (Reizblasenstadium) kommt es nur zu ausgeprägtem Harndrang und häufigem Wasserlassen, auch nachts. </li><li>Im Stadium 2 (Restharnstadium) ist die Harnröhre schon so verengt, dass immer Restharn in der Blase bleibt. Hier drohen Blaseninfektionen und Blasensteine.</li><li>Im Stadium 3 (Dekompensationsstadium) ist der Harnabfluss aus der Blase so stark gestört, dass sich der Urin von der Blase zurück in Harnleitern und Niere staut. Deshalb spricht man auch von einer Überlaufblase. Der Rückstau bringt die Niere in Gefahr, im schlimmsten Fall droht ein Nierenversagen.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Vom Beobachten bis zur Operation </strong></p><p class="bodytext">Die Behandlung der vergrößerten Prostata richtet sich nach dem Ausmaß der Beschwerden und reicht vom „aktiven Beobachten“ mit regelmäßigen Kontrollen über die Einnahme pflanzlicher Arzneimittel und Medikamente bis zur Operation. In allen Stadien sind folgende Allgemeinmaßnahmen sinnvoll:</p><p class="bodytext"><ul><li>Vor dem Schlafengehen weniger trinken. Die empfohlene Trinkmenge von 1,5 Litern über den Tag verteilen.</li><li>Alkohol, Kaffee und grünen/schwarzen Tee nur in Maßen konsumieren. Sie entwässern stark und fördern dadurch den Harndrang.</li><li>Direkt nach dem Wasserlassen einen kurzen Moment warten und dann noch einmal versuchen, zu urinieren. Damit entleert sich die Blase besser. </li><li>Die Harnröhre nach dem Urinieren ausstreichen. </li><li>Die Blase trainieren. Die Speicherfähigkeit der Blase lässt sich erhöhen, indem man den Toilettengang beim Harndrang etwas hinauszögert. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Manche für andere Erkrankungen eingenommenen Medikamente verstärken die Prostatabeschwerden, indem sie (ungewünscht) entwässern oder auf die Blase wirken. Es macht deshalb Sinn, alle einzunehmenden Präparate von der Ärzt*in darauf zu prüfen zu lassen. </p><p class="bodytext"><strong>Chemisch oder pflanzlich? </strong></p><p class="bodytext">In Stadium 1 und bei leichten Formen des Restharnstadiums (Stadium 2) reicht ergänzend zu den oben genannten Allgemeinmaßnahmen eine konservative Therapie mit Medikamenten meist aus. Bei den verschreibungspflichtigen Wirkstoffen unterscheidet man folgende Gruppen: </p><p class="bodytext"><strong>Alpha-1-Blocker </strong>entspannen die Muskulatur an Prostata und Harnröhre und verbessern dadurch den Urinabfluss. Sie wirken deshalb relativ schnell. Die Größe der Prostata verändern sie nicht. Schwindel, Müdigkeit und Kopfschmerzen sind ihre typischen Nebenwirkungen. </p><p class="bodytext"><strong>5-alpha-Reduktasehemmer </strong>hemmen den wachstumsfördernden Einfluss von Testosteron auf die Prostata. Die Prostata wird nicht größer, bei manchen Patienten schrumpft sie sogar wieder. Bis sich dadurch die Beschwerden bessern, dauert es bis zu einem Jahr. Wichtige Nebenwirkung dieser Substanzgruppe sind Libidoverlust und erektile Dysfunktion. </p><p class="bodytext">Da sich Alpha-1-Blocker und 5-alpha-Reduktasehemmer in ihrer Wirkung ergänzen, verordnet die Ärzt*in häufig eine Kombinationstherapie aus beiden Wirkstoffen. Auf diese Weise werden die Beschwerden rasch gelindert und das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufgehalten. </p><p class="bodytext">Zu den weiteren chemischen Wirkstoffen gehören <strong>Antimuskarinika</strong>. Sie entspannen die Blasenmuskulatur und bessern Beschwerden wie Harndrang und häufiges Wasserlassen. Als Nebenwirkung verursachen sie Mundtrockenheit. Auch <strong>Phosphodiesterase-Typ 5-Hemmer</strong> sind effektiv bei BPS. Sie entspannen die Muskelzellen des unteren Harntrakt und lindern dadurch die Beschwerden. Ob sie einen Einfluss auf die Prostatagröße haben, ist noch nicht bekannt. Häufige unerwünschte Wirkungen bei Phosphodiesterasehemmern sind Kopfschmerzen und Hitzewallungen. </p><p class="bodytext">Manche Männer mit BPS möchten keine chemischen Medikamente einnehmen, sondern lieber natürliche Wirkstoffe. In Deutschland werden bei Prostatabeschwerden vor allem Extrakte aus folgenden Pflanzen eingesetzt:</p><p class="bodytext"><ul><li>Sägepalmenfrüchte</li><li>Brennnesselwurzeln </li><li>Kürbissamen </li><li>Gräserpollen, Roggenpollen. </li></ul></p><p class="bodytext">Wie gut pflanzliche Extrake bei BPS helfen, wird unterschiedlich beurteilt. Zumindest in Laborversuchen konnten verschiedene Wirkungen nachgewiesen werden. Dazu gehörten z.B. entzündungshemmende und antihormonelle Effekte. Sägepalmenextrakt hatte zudem einen Einfluss auf die glatte Muskulatur im Bereich von Prostata und Blasenmuske, Kürbiskerne waren antioxidativ. In klinischen Studien mit Patienten waren die Ergebnisse jedoch unterschiedlich. So zeigten sich in einigen Untersuchungen positive Effekte auf die Beschwerden des Wasserlassens und die Lebensqualität. Für keines der pflanzlichen Extrakte konnte jedoch nachgewiesen werden, dass sie das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufhalten. Aufgrund der unbefriedigenden Datenlage werden seit 2004 pflanzliche Extrakte zur Behandlung des BPS von den allermeisten Krankenkassen nicht mehr erstattet. </p><p class="bodytext">Die Extrakte sind alle gut verträglich. Deswegen spricht nichts dagegen, es bei sehr milden BPS-Beschwerden zunächst mit einer pflanzlichen Behandlung versuchen. Die Wirkstoffe stehen als Monotherapie und als Kombinationspräparate (z.B. Extrakte aus Sägepalmenfrüchten und Brennnesselwurzel) zur Verfügung. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Pflanzliche Extrakte für die Prostata gibt es in einer großen Vielzahl. Für die bestmögliche Auswahl sollte man sich in der Apotheke beraten lassen.</p><p class="bodytext"><strong>Wenn Medikamente nicht ausreichen </strong></p><p class="bodytext">Um drohende Blasen- und Nierenschäden abzuwenden, muss spätestens im Stadium 3 die Prostata mit einer Operation verkleinert werden. Auch im Stadium 2 ist dies häufig ratsam, z.B. wenn die Restharnmenge zu groß wird oder der Blasenauslassmuskel zu dick. </p><p class="bodytext">Für die operative Therapie gibt es verschiedene Verfahren. Am häufigsten nutzt man dabei den Weg über die Harnröhre. Die Chirurg*in geht also mit einem Endoskop in die Harnröhre ein und trägt von dort die Prostata mithilfe von Strom, Mikrowellen oder einem Laser schichtweise ab. Manchmal wird das Prostatagewebe auch nur eingeschnitten, um der Harnröhre mehr Platz zu verschaffen. </p><p class="bodytext">Ist die Prostata sehr groß, muss offen operiert werden. Das heißt, dass der Chirurg sich über einen Schnitt Zugang zur Prostata verschafft. Entweder wird die Prostata dann komplett entfernt oder nur ein Teil des Gewebes. Ein neueres Verfahren ist der künstliche Verschluss (Embolisation) der Prostatagefäße (Prostata-Arterien-Embolisation, PAE). Durch die verminderte Blutversorgung sterben Teile der Prostata ab, wodurch diese schrumpft. </p><p class="bodytext">Quellen: Jenett-Siems K, DAZ 2022, 14:32, Leitlinien Konservative und medikamentöse Therapie des benignen Prostatasyndroms </p>

<p class="bodytext">Schluss mit der Qualmerei! Diesen Vorsatz haben viele Raucher*innen immer wieder – und schaffen es dann doch nicht. Denn auch wenn es handfeste Gründe für einen Rauchstopp gibt – die körperliche und psychische Abhängigkeit vom Tabak ist stark. Hier gibt es Tipps, wie man die Sucht überwindet. </p><p class="bodytext"><strong>Viele Gründe aufzuhören </strong></p><p class="bodytext">Jede Raucher*in weiß, dass Rauchen ungesund ist. Es erhöht nachweislich das Risiko für Lungenkrebs, Herzinfarkt und andere lebensgefährliche Erkrankungen. Viele Raucher*innen entwickeln mit der Zeit eine chronisch obstruktive Lungenerkrankungen mit Husten und Luftnot. Die Folgen dieser Organschädigungen sind schwer: Für etwa 130 000 Menschen pro Jahr endet das Rauchvergnügen tödlich. </p><p class="bodytext">Daneben schlägt sich das Qualmen auf das Aussehen nieder – durch mangelnde Durchblutung sieht die Haut welk und fahl aus, außerdem altert sie schneller. Menschen mit Kinderwunsch müssen das Qualmen auch damit bezahlen, dass ihre Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft sinken. Und last but not least leiden Zähne und Zahnfleisch erheblich unter dem Tabakkonsum: Raucher*innen haben ein erhöhtes Risiko für Karies, Parodontitis und Mundhöhlenkrebs. Für Männer gibt es noch einen besonders trifftigen Grund, mit dem Rauchen aufzuhören. Impotenz tritt bei ihnen fast doppelt so häufig auf wie bei Nichtrauchern. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Rauchen schadet nicht nur dem Körper, sondern auch dem Geldbeutel. Mit Online-Programmen wie dem <a href="https://www.finanzfluss.de/rechner/rauchfrei-rechner/" target="_blank">Rauchfrei Rechner</a> kann man schnell ermitteln, wieviel Geld die Qualmerei kostet und wieviel man durch einen Rauchstopp einspart. </p><p class="bodytext"><strong>Der Geist ist unwillig </strong></p><p class="bodytext">Die Gründe für einen Rauchstopp sind also zahlreich. Trotzdem fällt es Raucher*innen meist ungeheuer schwer, sich von der Zigarette zu lösen. Der Grund dafür ist einfach: Rauchen macht süchtig, und zwar sowohl körperlich als auch psychisch. Und das sogar, wenn täglich nur wenige Zigaretten geraucht werden. Die körperliche Abhängigkeit entwickelt sich schnell – Expert*innen gehen davon aus, dass das Suchtpotenzial von Nikotin sogar höher ist als bei Kokain. Gelangt Nikotin ins Gehirn, wird das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet. Je mehr geraucht wird, desto mehr Dopaminrezeptoren bilden sich. Damit es nicht zu Entzugssymptomen kommt, brauchen die Nervenzellen dann immer mehr Dopamin – und immer mehr Nikotin. </p><p class="bodytext">Bleibt der „Stoff“ aus, entwickeln sich Entzugserscheinungen. Ihren Höhepunkt erreichen sie nach etwa 48 Stunden Abstinenz. Sie machen sich als Unruhe, depressive Verstimmung, Reizbarkeit und Schlafstörungen bemerkbar. Dabei leidet nicht jede Ex-Raucher*in gleich stark darunter. Bei manchen ist der Entzug milder, bei anderen ausgeprägter. Zum Glück werden die körperlichen Entzugserscheinungen nach etwa einer Woche bis zehn Tagen deutlich milder, um dann schließlich ganz zu verschwinden. </p><p class="bodytext">Die psychische Abhängigkeit spüren Raucher*innen nach einem Rauchstopp meistens deutlich länger. Manche haben sogar monatelang damit zu kämpfen. Sie entsteht dadurch, dass Raucher*innen die Zigarette oft mit Pausen, Stressbefreiung oder weiteren „Belohnungen“ verbinden. Anderen erleichtert die Fluppe den Kontakt zu Menschen. Manche Raucher*innen brauchen ihre Zigarette auch, um ihren Tagesablauf zu strukturieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Mit einfachen Selbsttests lässt sich herausfinden, wie stark die Abhängigkeit vom Rauchen ist. Besonders zuverlässig ist der <a href="https://rauchfrei-info.de/aufhoeren/machen-sie-den-test/zigarettenabhaengigkeitstest-fagerstroem/" target="_blank">Fagerström-Test</a>. Er besteht aus sechs Fragen und lässt sich im Internet finden.</p><p class="bodytext"> <strong>Basis für den Rauchstopp </strong></p><p class="bodytext">Wer mit dem Rauchen aufhören will, kann sich auf vielfältige Weise Unterstützung suchen. Verhaltenstherapie und strukturierte Anti-Raucher-Programme helfen vor allem, die psychische Abhängigkeit zu bekämpfen und sich das Leben rauchfrei einzurichten. Dazu gehören auch allgemeine Regeln, die man beim Rauchentzug unbedingt einhalten sollte:</p><p class="bodytext"><ul><li>Rauchuntensilien wie Aschenbecher, Feuerzeuge, Zigaretten, Paper und Tabak aus der Wohnung entfernen.</li><li>Vorteile des Nichtrauchens aufschreiben und gut sichtbar an die Wand hängen.</li><li>Die Wohnung gründlich reinigen und lüften. Gardinen waschen, Teppiche nass saugen. Das alles entfernt den Zigarettengeruch.</li><li>Rituale umgestalten. Nach dem Essen statt zu rauchen einen Spaziergang machen oder einen Apfel verzehren. • Wenn der Partner ebenfalls raucht, möglichst gemeinsam damit aufhören.</li><li>Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen informieren und um Unterstützung bitten.</li><li>Sich selbst regelmäßig für das Nichtrauchen belohnen. Vom eingesparten Geld kann man sich einen Wunsch erfüllen, z. B. etwas kaufen oder einen Ausflug oder eine Reise unternehmen.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Gleich richtig Schluss machen mit den Zigaretten – das empfehlen Expert*innen. Denn ein Rauchstopp über täglich „ein bisschen weniger“ rauchen funktioniert erfahrungsgemäß nicht. </p><p class="bodytext"><strong>Gegen Entzugysmptome lässt sich was machen </strong></p><p class="bodytext">Aufgrund des starken Suchtpotenzials des Tabaks reichen oben genannte Tipps oft nicht aus, um den Rauchstopp durchzuhalten. Zu Beginn torpedieren vor allem die körperlichen Entzugssymptome die Vorsätze. Um mit ihnen besser fertig zu werden, gibt es verschiedene Hilfsmittel aus der Apotheke. Dazu gehört zum einen die Nikotinersatztherapie, zum anderen Medikamente, die Entzugserscheinungen und Rauchverlangen abmildern können. Wichtig zu wissen: All diese Präparate nehmen dem Betroffenen den Rauchstopp nicht ab. Sie unterstützen nur dabei, das Verhalten zu ändern. </p><p class="bodytext"><strong>Nikotinersatztherapie.</strong> Dabei wird dem Körper das „fehlende“ Nikotin über Kaugummis, Pflaster, Sprays oder Lutschtabletten zugeführt. Sie sollten gleich zu Beginn der Abstinenz genutzt werden. Viele Expert*innen raten dazu, ein langwirksames mit einem schnell wirksamen Produkt zu kombinieren. Achtung, bei Verwendung von Nikotinersatzprodukten ist es immer wichtig, den Beipackzettel genau zu lesen.</p><p class="bodytext"><ul><li>Nikotinpflaster erzeugen einen kontinuierlichen Nikotinspiegel und sind geeignet bei mittelstarker bis starker Tabakabhängigkeit (10 bis 40 oder mehr Zigaretten täglich). Es gibt sie in verschiedenen Stärken, die an den vorherigen Rauchkonsum des Verwenders angepasst und regelmäßig auf die Haut geklebt werden. Nikotinpflaster sind gut geeignet für Raucher*innen mit hohem Konsum. Je nach Präparat wird empfohlen, diese bis zu zwölf Wochen aufzukleben und danach kontinuierlich zu reduzieren.</li><li>Nikotinkaugummi gibt es in zwei Stärken. Das Kaugummi soll langsam gekaut werden, bis sich ein intensiver Geschmack im Mund ausbreitet. Dann ist genug Nikotin freigesetzt. Nikotinkaugummis sind geeignet, wenn der Konsum unter 15 Zigaretten/Tag lag. Außerdem helfen sie gut bei „Verlangensattacken“. Nikotinkaugummis sollen für etwa sechs bis acht Wochen helfen, wobei die Anzahl der Kaugummis im Verlauf abnehmen sollte.</li><li>Nikotinlutschtabletten gibt es ebenfalls in zwei Stärken: für Ex-Raucher*innen mit mittlerer bis starker Abhängigkeit und für ungleichmäßigen Tageskonsum. Auch sie sollte man im Verlauf reduzieren und insgesamt nicht länger als zwölf Wochen anwenden.</li><li>Nikotinnasensprayführt Nikotin sehr schnell und sehr hochdosiert zu. Es ist sinnvoll bei starker Abhängigkeit und einem Tageskonsum über 30 Zigaretten. Außerdem hilft es bei starkem, unstillbaren Nikotinverlangen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Medikamentöse Unterstützung. </strong>Auch verschreibungspflichtige Medikamente unterstützen den Rauchstopp. Bupropion hemmt die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin in die Nervenzellen, Vareniclin unterdrückt die Dopaminstimulierung. Beide Präparate sollten nur nach eingehender ärztlicher Beratung und Untersuchung eingenommen werden. Denn es gibt einige Fälle, in denen man die Präparate nicht einnehmen darf. </p><p class="bodytext">Medikamente für den Rauchstopp haben leider auch viele Nachteile, etwa&nbsp;teils starken Nebenwirkungen. Bei Bupropion sind das beispielsweise Schlaflosigkeit, Mundtrockenheit, Zittern, Konzentrationsstörungen, Gewichtszunahme, Kopfschmerzen und Schwindel. Vareniclin hat ein ähnliches Nebenwirkungsprofil, außerdem soll es einigen Studien zufolge depressive Verstimmungen auslösen und suizidale Verhaltensweisen fördern. Daneben gibt es auch Hinweise auf Herz-Kreislauf-Komplikationen. </p><p class="bodytext">Ein dritter medikamentöser Kandidat ist das ebenfalls verschreibungspflichtige Cytisin, eine Substanz aus dem Goldregen. Sie gleicht in Wirkungen und Nebenwirkungen dem Vareniclin und wird nach einem festgelegtem Behandlungsschema eingenommen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Die 4 A-Tipps helfen, wenn der Wunsch nach einer Zigareette Überhand nimmt: <strong>Aufschieben </strong>– zehn Mal tief Durchatmen. <strong>Ausweichen </strong>– kritischen Situationen wie Raucherpausen aus dem Weg gehen. <strong>Abhauen </strong>– sich von Rauchergruppen entfernen. <strong>Ablenken </strong>– bewusst andere Dinge tun, die Spaß machen.</p><p class="bodytext"> <strong>Weitere Unterstützungsmöglichkeiten </strong></p><p class="bodytext">Nikotinersatzprodukte oder Medikamente unterstützen einen Rauchstopp zwar. Entscheidend ist es aber, die psychische Abhängigkeit in den Griff zu bekommen. Hier gibt es zahlreiche Angebote. </p><p class="bodytext">So profitieren manche Raucher*innen von der Hypnose. Der so erreichte Bewusstseinszustand soll Lebensveränderungen wie beispielsweise einen Rauchstopp erleichtern. Die Studienergebnisse dazu sind widersprüchlich. Die Leitlinie Tabakentwöhnung kommt zu dem Schluss, dass bei der Hypnose – ein Versuch nicht schadet. Wer sich für eine Hypnotherapie entscheidet, sollte auf jeden Fall eine ärztliche oder psychologische Hypnotherapeut*in aufsuchen und sich nicht in Laienhand begeben. </p><p class="bodytext">Anders sieht es mit der Akupunktur aus. Deren Erfolge bei der Tabakentwöhnung sind nicht besser als bei einem Placebo, also einer Scheinbehandlung. Mögliche Erfolge sind daher auf eine Erwartung der Behandelten zurückzuführen. </p><p class="bodytext">Uneingeschränkt empfohlen werden Programme wie beispielsweise das kostenlose Online-Ausstiegsprogramm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA). Wer dabei mitmacht, bekommt vielfältige Unterstützung. Diese reicht von individuellen Tagestipps über die persönliche Erfolgsstatistik bis hin zum Ersparnisrechner. Infos und Anmeldeformular gibt es unter <a href="https://www.rauchfrei-info.de/" target="_blank">rauchfrei-info.de.</a></p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Die E-Zigarette ist aus vielen Gründen ungeeignet, um sich das Rauchen abzugewöhnen. Denn selbst bei nikotinfreiem Dampfen – dadurch, dass die gewohnten Rituale beibehalten werden, bleibt die psychische Abhängigkeit bestehen. Zudem ist das Schadenspotenzial von E-Zigaretten noch nicht endgültig erfasst. </p><p class="bodytext">Quellen: DAZ 2021, 51: 28, <a href="https://www.rauchfrei-info.de/" target="_blank">Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BzgA </a></p>

<p class="bodytext">Schluss mit der Qualmerei! Diesen Vorsatz haben viele Raucher*innen immer wieder – und schaffen es dann doch nicht. Denn auch wenn es handfeste Gründe für einen Rauchstopp gibt – die körperliche und psychische Abhängigkeit vom Tabak ist stark. Hier gibt es Tipps, wie man die Sucht überwindet. </p><p class="bodytext"><strong>Viele Gründe aufzuhören </strong></p><p class="bodytext">Jede Raucher*in weiß, dass Rauchen ungesund ist. Es erhöht nachweislich das Risiko für Lungenkrebs, Herzinfarkt und andere lebensgefährliche Erkrankungen. Viele Raucher*innen entwickeln mit der Zeit eine chronisch obstruktive Lungenerkrankungen mit Husten und Luftnot. Die Folgen dieser Organschädigungen sind schwer: Für etwa 130 000 Menschen pro Jahr endet das Rauchvergnügen tödlich. </p><p class="bodytext">Daneben schlägt sich das Qualmen auf das Aussehen nieder – durch mangelnde Durchblutung sieht die Haut welk und fahl aus, außerdem altert sie schneller. Menschen mit Kinderwunsch müssen das Qualmen auch damit bezahlen, dass ihre Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft sinken. Und last but not least leiden Zähne und Zahnfleisch erheblich unter dem Tabakkonsum: Raucher*innen haben ein erhöhtes Risiko für Karies, Parodontitis und Mundhöhlenkrebs. Für Männer gibt es noch einen besonders trifftigen Grund, mit dem Rauchen aufzuhören. Impotenz tritt bei ihnen fast doppelt so häufig auf wie bei Nichtrauchern. </p><p class="bodytext"><strong>Tipp: </strong>Rauchen schadet nicht nur dem Körper, sondern auch dem Geldbeutel. Mit Online-Programmen wie dem <a href="https://www.finanzfluss.de/rechner/rauchfrei-rechner/" target="_blank">Rauchfrei Rechner</a> kann man schnell ermitteln, wieviel Geld die Qualmerei kostet und wieviel man durch einen Rauchstopp einspart. </p><p class="bodytext"><strong>Der Geist ist unwillig </strong></p><p class="bodytext">Die Gründe für einen Rauchstopp sind also zahlreich. Trotzdem fällt es Raucher*innen meist ungeheuer schwer, sich von der Zigarette zu lösen. Der Grund dafür ist einfach: Rauchen macht süchtig, und zwar sowohl körperlich als auch psychisch. Und das sogar, wenn täglich nur wenige Zigaretten geraucht werden. Die körperliche Abhängigkeit entwickelt sich schnell – Expert*innen gehen davon aus, dass das Suchtpotenzial von Nikotin sogar höher ist als bei Kokain. Gelangt Nikotin ins Gehirn, wird das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet. Je mehr geraucht wird, desto mehr Dopaminrezeptoren bilden sich. Damit es nicht zu Entzugssymptomen kommt, brauchen die Nervenzellen dann immer mehr Dopamin – und immer mehr Nikotin. </p><p class="bodytext">Bleibt der „Stoff“ aus, entwickeln sich Entzugserscheinungen. Ihren Höhepunkt erreichen sie nach etwa 48 Stunden Abstinenz. Sie machen sich als Unruhe, depressive Verstimmung, Reizbarkeit und Schlafstörungen bemerkbar. Dabei leidet nicht jede Ex-Raucher*in gleich stark darunter. Bei manchen ist der Entzug milder, bei anderen ausgeprägter. Zum Glück werden die körperlichen Entzugserscheinungen nach etwa einer Woche bis zehn Tagen deutlich milder, um dann schließlich ganz zu verschwinden. </p><p class="bodytext">Die psychische Abhängigkeit spüren Raucher*innen nach einem Rauchstopp meistens deutlich länger. Manche haben sogar monatelang damit zu kämpfen. Sie entsteht dadurch, dass Raucher*innen die Zigarette oft mit Pausen, Stressbefreiung oder weiteren „Belohnungen“ verbinden. Anderen erleichtert die Fluppe den Kontakt zu Menschen. Manche Raucher*innen brauchen ihre Zigarette auch, um ihren Tagesablauf zu strukturieren. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Mit einfachen Selbsttests lässt sich herausfinden, wie stark die Abhängigkeit vom Rauchen ist. Besonders zuverlässig ist der <a href="https://rauchfrei-info.de/aufhoeren/machen-sie-den-test/zigarettenabhaengigkeitstest-fagerstroem/" target="_blank">Fagerström-Test</a>. Er besteht aus sechs Fragen und lässt sich im Internet finden.</p><p class="bodytext"> <strong>Basis für den Rauchstopp </strong></p><p class="bodytext">Wer mit dem Rauchen aufhören will, kann sich auf vielfältige Weise Unterstützung suchen. Verhaltenstherapie und strukturierte Anti-Raucher-Programme helfen vor allem, die psychische Abhängigkeit zu bekämpfen und sich das Leben rauchfrei einzurichten. Dazu gehören auch allgemeine Regeln, die man beim Rauchentzug unbedingt einhalten sollte:</p><p class="bodytext"><ul><li>Rauchuntensilien wie Aschenbecher, Feuerzeuge, Zigaretten, Paper und Tabak aus der Wohnung entfernen.</li><li>Vorteile des Nichtrauchens aufschreiben und gut sichtbar an die Wand hängen.</li><li>Die Wohnung gründlich reinigen und lüften. Gardinen waschen, Teppiche nass saugen. Das alles entfernt den Zigarettengeruch.</li><li>Rituale umgestalten. Nach dem Essen statt zu rauchen einen Spaziergang machen oder einen Apfel verzehren. • Wenn der Partner ebenfalls raucht, möglichst gemeinsam damit aufhören.</li><li>Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen informieren und um Unterstützung bitten.</li><li>Sich selbst regelmäßig für das Nichtrauchen belohnen. Vom eingesparten Geld kann man sich einen Wunsch erfüllen, z. B. etwas kaufen oder einen Ausflug oder eine Reise unternehmen.</li></ul></p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Gleich richtig Schluss machen mit den Zigaretten – das empfehlen Expert*innen. Denn ein Rauchstopp über täglich „ein bisschen weniger“ rauchen funktioniert erfahrungsgemäß nicht. </p><p class="bodytext"><strong>Gegen Entzugysmptome lässt sich was machen </strong></p><p class="bodytext">Aufgrund des starken Suchtpotenzials des Tabaks reichen oben genannte Tipps oft nicht aus, um den Rauchstopp durchzuhalten. Zu Beginn torpedieren vor allem die körperlichen Entzugssymptome die Vorsätze. Um mit ihnen besser fertig zu werden, gibt es verschiedene Hilfsmittel aus der Apotheke. Dazu gehört zum einen die Nikotinersatztherapie, zum anderen Medikamente, die Entzugserscheinungen und Rauchverlangen abmildern können. Wichtig zu wissen: All diese Präparate nehmen dem Betroffenen den Rauchstopp nicht ab. Sie unterstützen nur dabei, das Verhalten zu ändern. </p><p class="bodytext"><strong>Nikotinersatztherapie.</strong> Dabei wird dem Körper das „fehlende“ Nikotin über Kaugummis, Pflaster, Sprays oder Lutschtabletten zugeführt. Sie sollten gleich zu Beginn der Abstinenz genutzt werden. Viele Expert*innen raten dazu, ein langwirksames mit einem schnell wirksamen Produkt zu kombinieren. Achtung, bei Verwendung von Nikotinersatzprodukten ist es immer wichtig, den Beipackzettel genau zu lesen.</p><p class="bodytext"><ul><li>Nikotinpflaster erzeugen einen kontinuierlichen Nikotinspiegel und sind geeignet bei mittelstarker bis starker Tabakabhängigkeit (10 bis 40 oder mehr Zigaretten täglich). Es gibt sie in verschiedenen Stärken, die an den vorherigen Rauchkonsum des Verwenders angepasst und regelmäßig auf die Haut geklebt werden. Nikotinpflaster sind gut geeignet für Raucher*innen mit hohem Konsum. Je nach Präparat wird empfohlen, diese bis zu zwölf Wochen aufzukleben und danach kontinuierlich zu reduzieren.</li><li>Nikotinkaugummi gibt es in zwei Stärken. Das Kaugummi soll langsam gekaut werden, bis sich ein intensiver Geschmack im Mund ausbreitet. Dann ist genug Nikotin freigesetzt. Nikotinkaugummis sind geeignet, wenn der Konsum unter 15 Zigaretten/Tag lag. Außerdem helfen sie gut bei „Verlangensattacken“. Nikotinkaugummis sollen für etwa sechs bis acht Wochen helfen, wobei die Anzahl der Kaugummis im Verlauf abnehmen sollte.</li><li>Nikotinlutschtabletten gibt es ebenfalls in zwei Stärken: für Ex-Raucher*innen mit mittlerer bis starker Abhängigkeit und für ungleichmäßigen Tageskonsum. Auch sie sollte man im Verlauf reduzieren und insgesamt nicht länger als zwölf Wochen anwenden.</li><li>Nikotinnasensprayführt Nikotin sehr schnell und sehr hochdosiert zu. Es ist sinnvoll bei starker Abhängigkeit und einem Tageskonsum über 30 Zigaretten. Außerdem hilft es bei starkem, unstillbaren Nikotinverlangen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Medikamentöse Unterstützung. </strong>Auch verschreibungspflichtige Medikamente unterstützen den Rauchstopp. Bupropion hemmt die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Dopamin in die Nervenzellen, Vareniclin unterdrückt die Dopaminstimulierung. Beide Präparate sollten nur nach eingehender ärztlicher Beratung und Untersuchung eingenommen werden. Denn es gibt einige Fälle, in denen man die Präparate nicht einnehmen darf. </p><p class="bodytext">Medikamente für den Rauchstopp haben leider auch viele Nachteile, etwa&nbsp;teils starken Nebenwirkungen. Bei Bupropion sind das beispielsweise Schlaflosigkeit, Mundtrockenheit, Zittern, Konzentrationsstörungen, Gewichtszunahme, Kopfschmerzen und Schwindel. Vareniclin hat ein ähnliches Nebenwirkungsprofil, außerdem soll es einigen Studien zufolge depressive Verstimmungen auslösen und suizidale Verhaltensweisen fördern. Daneben gibt es auch Hinweise auf Herz-Kreislauf-Komplikationen. </p><p class="bodytext">Ein dritter medikamentöser Kandidat ist das ebenfalls verschreibungspflichtige Cytisin, eine Substanz aus dem Goldregen. Sie gleicht in Wirkungen und Nebenwirkungen dem Vareniclin und wird nach einem festgelegtem Behandlungsschema eingenommen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Die 4 A-Tipps helfen, wenn der Wunsch nach einer Zigareette Überhand nimmt: <strong>Aufschieben </strong>– zehn Mal tief Durchatmen. <strong>Ausweichen </strong>– kritischen Situationen wie Raucherpausen aus dem Weg gehen. <strong>Abhauen </strong>– sich von Rauchergruppen entfernen. <strong>Ablenken </strong>– bewusst andere Dinge tun, die Spaß machen.</p><p class="bodytext"> <strong>Weitere Unterstützungsmöglichkeiten </strong></p><p class="bodytext">Nikotinersatzprodukte oder Medikamente unterstützen einen Rauchstopp zwar. Entscheidend ist es aber, die psychische Abhängigkeit in den Griff zu bekommen. Hier gibt es zahlreiche Angebote. </p><p class="bodytext">So profitieren manche Raucher*innen von der Hypnose. Der so erreichte Bewusstseinszustand soll Lebensveränderungen wie beispielsweise einen Rauchstopp erleichtern. Die Studienergebnisse dazu sind widersprüchlich. Die Leitlinie Tabakentwöhnung kommt zu dem Schluss, dass bei der Hypnose – ein Versuch nicht schadet. Wer sich für eine Hypnotherapie entscheidet, sollte auf jeden Fall eine ärztliche oder psychologische Hypnotherapeut*in aufsuchen und sich nicht in Laienhand begeben. </p><p class="bodytext">Anders sieht es mit der Akupunktur aus. Deren Erfolge bei der Tabakentwöhnung sind nicht besser als bei einem Placebo, also einer Scheinbehandlung. Mögliche Erfolge sind daher auf eine Erwartung der Behandelten zurückzuführen. </p><p class="bodytext">Uneingeschränkt empfohlen werden Programme wie beispielsweise das kostenlose Online-Ausstiegsprogramm der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA). Wer dabei mitmacht, bekommt vielfältige Unterstützung. Diese reicht von individuellen Tagestipps über die persönliche Erfolgsstatistik bis hin zum Ersparnisrechner. Infos und Anmeldeformular gibt es unter <a href="https://www.rauchfrei-info.de/" target="_blank">rauchfrei-info.de.</a></p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis:</strong> Die E-Zigarette ist aus vielen Gründen ungeeignet, um sich das Rauchen abzugewöhnen. Denn selbst bei nikotinfreiem Dampfen – dadurch, dass die gewohnten Rituale beibehalten werden, bleibt die psychische Abhängigkeit bestehen. Zudem ist das Schadenspotenzial von E-Zigaretten noch nicht endgültig erfasst. </p><p class="bodytext">Quellen: DAZ 2021, 51: 28, <a href="https://www.rauchfrei-info.de/" target="_blank">Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung BzgA </a></p>

<p class="bodytext">Ob nach einer üppigen Mahlzeit oder zu viel Kaffee: Sodbrennen kennt jeder. Taucht es gelegentlich auf, reichen meist Hausmittel oder rezeptfreie Wirkstoffe aus der Apotheke. Wer ab er regelmäßig unter Sodbrennen leidet, sollte es besser ärztlich abklären. </p><p class="bodytext"><strong>Wie sich das Brennen seinen Weg bahnt </strong></p><p class="bodytext">Eigentlich ist der Weg in den Magen eine Einbahnstraße. Dafür sorgt ein Schließmuskel im Bereich der unteren Speiseröhre. Er öffnet sich nur, wenn Nahrung und Flüssigkeit abgeschluckt wird.. Danach verschließt er sich wieder und verhindert so, dass Mageninhalt in die Speiseröhre gelangt. </p><p class="bodytext">Ist dieser Mechanismus gestört, kann saurer Mageninhalt in die Speiseröhre aufsteigen und brennende Schmerzen hinter dem Brustbein verursachen – das Sodbrennen. Begünstigt wird dieser auch Reflux genannte Vorgang durch drei Faktoren, die einzeln und kombiniert zum Tragen kommen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Zu hohe Produktion der Magensäure durch bestimmte Speisen und Getränke. Zu regelrechten „Säurelockern“ gehören Kaffee und Alkohol sowie stark gewürzte oder fettige Speisen. Aber auch Schokolade und kohlensäurehaltige Getränke können die Magensäureproduktion ankurbeln.</li><li>Öffnung des unteren Speiseröhren-Verschlusses. Manche Arzneimittel senken die Spannung des unteren Speiseröhren-Schließmuskels und ermöglichen damit das Zurückfließen des Mageninhalts. Dazu gehören beispielsweise einige Antidepressiva, die „Pille“, Herzpräparate wie Kalziumkanalblocker und Nitrate.</li><li>Verhalten und Zustände, die die Funktion des Speiseröhrenschließmuskels beeinflussen. Hiermit sind Faktoren gemeint, die den Druck im Bauch erhöhen. Das ist zum Beispiel der Fall in der Schwangerschaft, bei Übergewicht, durch Vorneüberbeugen, im Liegen oder beim Tragen von stark einengenden Hosen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch Rauchen fördert Sodbrennen: Nikotin lässt den Schließmuskel erschlaffen und öffnet dem Reflux den Weg. Zudem reduziert Rauchen die Speichelproduktion und damit die Schutzschicht auf den Schleimhäuten der Verdauungsorgane. Schadstoffe, die aus dem Rauch über den Speichel in die Speiseröhre gelangen, reizen die Schleimhaut zusätzlich. </p><p class="bodytext"><strong>Vom Reflux zur Krankheit </strong></p><p class="bodytext">Viele Gründe für Sodbrennen sind also harmlos und lassen sich leicht beseitigen. Treten die Beschwerden allerdings mindestens ein- bis zweimal pro Woche auf, spricht man von einer gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD). Diese muss behandelt werden, weil sonst Schleimhautschäden an der Speiseröhre drohen. Diese sind dann wiederum ein Ausgangspunkt für weitere ernsthafte Erkrankungen. Sie reichen von blutenden Schleimhautgeschwüren über die narbige Verengung der Speiseröhre bis hin zu Speiseröhrenkrebs. </p><p class="bodytext">Doch Sodbrennen begünstigt Krankheiten nicht nur. Es kann auch Symptom einer schon bestehenden Erkrankung von Magen oder Speiseröhre sein. Auch deshalb sollte wiederholtes Sodbrennen ärztlich kontrolliert werden. Zu den möglichen Ursachen gehören zum Beispiel der Zwerchfellbruch, aber auch der Reizmagen, die Magenschleimhautentzündung oder Ausstülpungen in der Speiseröhrenwand.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis: </strong>Auch gelegentliches Sodbrennen kann bereits ein Warnzeichen sein, wenn es von Reizhusten, einer belegten Stimme oder einem schlechten Geschmack im Mund begleitet wird. Dies alles können Hinweise darauf sein, dass etwas mit dem Magen nicht in Ordnung ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hausmittel für den akuten Fall </strong></p><p class="bodytext">Muss Sodbrennen nicht ärztlich behandelt werden, gibt es viele Hausmittel gegen die Beschwerden. Bewährt haben sich:</p><p class="bodytext"><ul><li>Lauwarmes, stilles Wasser trinken. Dadurch gelangt die Säure wieder in den Magen, wo sie durch das Wasser verdünnt wird.</li><li>Statt Wasser ist auch Kamillentee günstig, dieser wirkt zusätzlich krampflösend und beruhigt die gereizte Schleimhaut. • Stärkehaltige Nahrungsmittel wie Weißbrot, Zwieback oder Bananen können die überschüssige Magensäure binden.</li><li>Kaugummikauen vergrößert die Speichelmenge und verdünnt die Säure. </li></ul></p><p class="bodytext">Zusätzlich kann man versuchen, Sodbrennen mit Allgemeinmaßnahmen entgegenzuwirken bzw. vorzubeugen. Ihre Effektivität ist allerdings umstritten. Doch ausprobieren lohnt sich - immerhin sind sie im Gegensatz zu Medikamenten frei von Risiken und Nebenwirkungen. Empfohlen werden</p><p class="bodytext"><ul><li>Gewichtsreduktion bei Übergewicht</li><li>Erhöhung des Kopfendes des Bettes</li><li>Verzicht auf Mahlzeiten zwei bis drei Stunden vor dem Zu-Bett-Gehen</li><li>Verzicht auf Alkohol und Nikotin. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Natron neutralisiert die Magensäure. Deshalb wurde es früher oft bei Sodbrennen empfohlen. Heute rät man davon eher ab, weil durch Natron CO2 entsteht und der Druck im Magen erhöht wird — wodurch erneut Reflux droht.</p><p class="bodytext"> <strong>Medikamente gegen das Brennen </strong></p><p class="bodytext">Bleiben Hausmittel und Allgemeinmaßnahmen ohne ausreichende Wirkung, kommen Medikamente ins Spiel. Prinzipiell lässt sich Sodbrennen auf zwei Wegen behandeln: Entweder man neutralisiert die Säure mit sogenannten Antazida, oder man drosselt ihre Produktion mit Protonenpumpenhemmern bzw. H2-Blockern. </p><p class="bodytext"><strong>Antazida.</strong> Neutralisierende Mittel beruhen auf dem Prinzip, dass sie die Magensäure durch die Zugabe einer Base neutralisieren (chemisch „puffern“). Sie sind sehr beliebt, weil sie die Beschwerden rasch lindern. Ihr Nachteil ist allerdings, dass sie nur ein bis drei Stunden lang wirken. Konventionelle Vertreter aus Natriumhydrogen-, Kalzium- oder Magnesiumcarbonat haben zudem den Nachteil, dass es nach der Pufferwirkung zu einem reflexartigen Anstieg der Magensäure kommt. Außerdem verursachen sie häufig Blähungen. Ein neues Produkt aus Kalzium- und Magnesiumcarbonat und Feigenkaktus-Extrakt bildet zusätzlich einen Film, der die Schleimhaut vor Magensäure schützt. Andere schleimhautschützende Wirkstoffe wie Magaldrat und Hydrotalcit binden zusätzlich das Magenenzym Pepsin und Gallensäuren. </p><p class="bodytext">Allgemein gelten für Antazida folgende Einnahmehinweise:</p><p class="bodytext"><ul><li>Kautabletten gründlich zerkauen. Nur so verteilen sich die Wirkstoffe gut im Magen.</li><li>Beutel mit Suspensionen müssen vor Gebrauch gut durchgeknetet werden.</li><li>Die Einnahme von Antazida sollte ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit erfolgen. </li></ul></p><p class="bodytext">Für Patienten, die aufgrund eines gestörten Schließmuskels an Sodbrennen leiden, gibt es als Behandlungsoption noch die Alginate. Diese legen sich wie ein Geldeckel auf den Mageninhalt und verhindern so, dass Magenbrei und -säure in die Speiseröhre zurückfließen. Alginate sind gut verträglich und dürfen auch in der Schwangerschaft eingenommen werden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Nehmen Sie Antazida nicht auf Dauer und in hoher Dosierung ein! Durch die darin enthaltenen Kalzium- und Magnesiumsalze kann es vor allem bei Nierenfunktionsstörungen zu erhöhten Kalzium- und Magnesiumspiegeln im Blut kommen, die schwere gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. </p><p class="bodytext"><strong>Die Produktion drosseln</strong></p><p class="bodytext"> <strong>Protonenpumpenhemmer und H2-Blocker.</strong> Beide Wirkstoffgruppen reduzieren die Produktion der Magensäure. Damit setzen sie sozusagen an der Wurzel des Übels an. Am wirksamsten sind Protonenpumpenhemmer (PPI). Sie binden an die Protonenpumpen der Magenzellen, bremsen die Sekretion von Protonen (H+) in den Magen und damit die Entstehung der Säure. </p><p class="bodytext">Gegen Sodbrennen dürfen sie im Rahmen der Selbstmedikation zwei Wochen, unter ärztlicher Aufsicht auch bis zu vier Wochen lang eingenommen werden. Am besten schluckt man PPI vor der Mahlzeit. Wichtig ist zudem, sich an die Anweisungen im jeweiligen Beipackzettel zu halten. PPI gelten vor allem bei kurzfristiger Einnahme als gut verträglich. </p><p class="bodytext">Langfristig ist zu beachten, dass die therapeutisch gewünschte Verringerung der Säure die Aufnahme von Arzneimitteln und Mikronährstoffen beeinflussen kann:</p><p class="bodytext"><ul><li>So soll dadurch beispielsweise die Aufnahme von Kalzium und Vitamin D beeinträchtigt sein. Bei Menschen mit Osteoporoserisiko ist unter PPI-Einnahme auf die ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D zu achten.</li><li>Auch die Aufnahme von Vitamin B12 ist säureabhängig. Hier zeigt sich ein Mangel in Konzentrationsstörungen, Haarausfall, Mundwinkeleinrisse bis hin zur Blutarmut. Vegetarier, ältere Menschen und Patienten mit Nieren- oder Darmerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin B12-Mangel. Bei ihnen sind unter PPI die Blutwerte zu prüfen und das Vitamin eventuell zu substituieren.</li><li>Wer länger als ein Jahr PPI einnimmt, kann einen Magnesiummangel entwickeln. Bei Gefühlsstörungen wie Kribbeln, Muskelschwäche oder Herzrasen sollten auch hier die Blutspiegel kontrolliert werden.</li><li>Last but not least können PPI auf Dauer zu einem Eisenmangel mit all seinen Beschwerden von Müdigkeit, Haarausfall bis Blutarmut führen. </li></ul></p><p class="bodytext">Alternative zu den PPI sind H2-Blocker. Sie hemmen die Säureproduktion, indem sie an den säureproduzierenden Magenzellen andocken. Ihr Vorteil ist, dass sie vor allem nachts wirken, und zwar nach abendlicher Einnahme etwa zehn bis zwölf Stunden. Insgesamt sind sie allerdings weniger effektiv als PPI und werden deshalb seltener verordnet. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn gar nichts hilft: Operation </strong></p><p class="bodytext">Manchmal lässt sich der Reflux durch keine der genannten Maßnahmen oder Medikamente eindämmen. Dann ist die Reflux-Operation eine Option, um die Lebensqualität zu verbessern und die Schleimhaut der Speiseröhre vor Schäden zu schützen. Bei der sogenannten Fundoplicatio legt die Operateur*in einen Teil des Magens wie eine Manschette um den Schließmuskel der Speiseröhre. Wenn sich der Magen dann beim Essen füllt, dehnt sich dieser Bereich wie ein Kissen aus und verhindert das Zurückfließen des Mageninhalts. </p><p class="bodytext">Dieses Verfahren ist durchaus wirkungsvoll: Bei über drei Viertel der Operierten sind die Beschwerden auch zehn Jahre danach deutlich geringer oder sogar verschwunden. Auch objektiv lässt sich ein Effekt nachweisen. Bei knapp 90 % der Patient*innen verbessert sich der im Magen gemessene Säuregehalt, bei 70% normalisiert er sich sogar. </p><p class="bodytext">DAZ 2021, Nr. 49, S. 46</p>

<p class="bodytext">Ob nach einer üppigen Mahlzeit oder zu viel Kaffee: Sodbrennen kennt jeder. Taucht es gelegentlich auf, reichen meist Hausmittel oder rezeptfreie Wirkstoffe aus der Apotheke. Wer ab er regelmäßig unter Sodbrennen leidet, sollte es besser ärztlich abklären. </p><p class="bodytext"><strong>Wie sich das Brennen seinen Weg bahnt </strong></p><p class="bodytext">Eigentlich ist der Weg in den Magen eine Einbahnstraße. Dafür sorgt ein Schließmuskel im Bereich der unteren Speiseröhre. Er öffnet sich nur, wenn Nahrung und Flüssigkeit abgeschluckt wird.. Danach verschließt er sich wieder und verhindert so, dass Mageninhalt in die Speiseröhre gelangt. </p><p class="bodytext">Ist dieser Mechanismus gestört, kann saurer Mageninhalt in die Speiseröhre aufsteigen und brennende Schmerzen hinter dem Brustbein verursachen – das Sodbrennen. Begünstigt wird dieser auch Reflux genannte Vorgang durch drei Faktoren, die einzeln und kombiniert zum Tragen kommen:</p><p class="bodytext"><ul><li>Zu hohe Produktion der Magensäure durch bestimmte Speisen und Getränke. Zu regelrechten „Säurelockern“ gehören Kaffee und Alkohol sowie stark gewürzte oder fettige Speisen. Aber auch Schokolade und kohlensäurehaltige Getränke können die Magensäureproduktion ankurbeln.</li><li>Öffnung des unteren Speiseröhren-Verschlusses. Manche Arzneimittel senken die Spannung des unteren Speiseröhren-Schließmuskels und ermöglichen damit das Zurückfließen des Mageninhalts. Dazu gehören beispielsweise einige Antidepressiva, die „Pille“, Herzpräparate wie Kalziumkanalblocker und Nitrate.</li><li>Verhalten und Zustände, die die Funktion des Speiseröhrenschließmuskels beeinflussen. Hiermit sind Faktoren gemeint, die den Druck im Bauch erhöhen. Das ist zum Beispiel der Fall in der Schwangerschaft, bei Übergewicht, durch Vorneüberbeugen, im Liegen oder beim Tragen von stark einengenden Hosen. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Auch Rauchen fördert Sodbrennen: Nikotin lässt den Schließmuskel erschlaffen und öffnet dem Reflux den Weg. Zudem reduziert Rauchen die Speichelproduktion und damit die Schutzschicht auf den Schleimhäuten der Verdauungsorgane. Schadstoffe, die aus dem Rauch über den Speichel in die Speiseröhre gelangen, reizen die Schleimhaut zusätzlich. </p><p class="bodytext"><strong>Vom Reflux zur Krankheit </strong></p><p class="bodytext">Viele Gründe für Sodbrennen sind also harmlos und lassen sich leicht beseitigen. Treten die Beschwerden allerdings mindestens ein- bis zweimal pro Woche auf, spricht man von einer gastroösophagealen Refluxkrankheit (GERD). Diese muss behandelt werden, weil sonst Schleimhautschäden an der Speiseröhre drohen. Diese sind dann wiederum ein Ausgangspunkt für weitere ernsthafte Erkrankungen. Sie reichen von blutenden Schleimhautgeschwüren über die narbige Verengung der Speiseröhre bis hin zu Speiseröhrenkrebs. </p><p class="bodytext">Doch Sodbrennen begünstigt Krankheiten nicht nur. Es kann auch Symptom einer schon bestehenden Erkrankung von Magen oder Speiseröhre sein. Auch deshalb sollte wiederholtes Sodbrennen ärztlich kontrolliert werden. Zu den möglichen Ursachen gehören zum Beispiel der Zwerchfellbruch, aber auch der Reizmagen, die Magenschleimhautentzündung oder Ausstülpungen in der Speiseröhrenwand.</p><p class="bodytext"> <strong>Hinweis: </strong>Auch gelegentliches Sodbrennen kann bereits ein Warnzeichen sein, wenn es von Reizhusten, einer belegten Stimme oder einem schlechten Geschmack im Mund begleitet wird. Dies alles können Hinweise darauf sein, dass etwas mit dem Magen nicht in Ordnung ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hausmittel für den akuten Fall </strong></p><p class="bodytext">Muss Sodbrennen nicht ärztlich behandelt werden, gibt es viele Hausmittel gegen die Beschwerden. Bewährt haben sich:</p><p class="bodytext"><ul><li>Lauwarmes, stilles Wasser trinken. Dadurch gelangt die Säure wieder in den Magen, wo sie durch das Wasser verdünnt wird.</li><li>Statt Wasser ist auch Kamillentee günstig, dieser wirkt zusätzlich krampflösend und beruhigt die gereizte Schleimhaut. • Stärkehaltige Nahrungsmittel wie Weißbrot, Zwieback oder Bananen können die überschüssige Magensäure binden.</li><li>Kaugummikauen vergrößert die Speichelmenge und verdünnt die Säure. </li></ul></p><p class="bodytext">Zusätzlich kann man versuchen, Sodbrennen mit Allgemeinmaßnahmen entgegenzuwirken bzw. vorzubeugen. Ihre Effektivität ist allerdings umstritten. Doch ausprobieren lohnt sich - immerhin sind sie im Gegensatz zu Medikamenten frei von Risiken und Nebenwirkungen. Empfohlen werden</p><p class="bodytext"><ul><li>Gewichtsreduktion bei Übergewicht</li><li>Erhöhung des Kopfendes des Bettes</li><li>Verzicht auf Mahlzeiten zwei bis drei Stunden vor dem Zu-Bett-Gehen</li><li>Verzicht auf Alkohol und Nikotin. </li></ul></p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Natron neutralisiert die Magensäure. Deshalb wurde es früher oft bei Sodbrennen empfohlen. Heute rät man davon eher ab, weil durch Natron CO2 entsteht und der Druck im Magen erhöht wird — wodurch erneut Reflux droht.</p><p class="bodytext"> <strong>Medikamente gegen das Brennen </strong></p><p class="bodytext">Bleiben Hausmittel und Allgemeinmaßnahmen ohne ausreichende Wirkung, kommen Medikamente ins Spiel. Prinzipiell lässt sich Sodbrennen auf zwei Wegen behandeln: Entweder man neutralisiert die Säure mit sogenannten Antazida, oder man drosselt ihre Produktion mit Protonenpumpenhemmern bzw. H2-Blockern. </p><p class="bodytext"><strong>Antazida.</strong> Neutralisierende Mittel beruhen auf dem Prinzip, dass sie die Magensäure durch die Zugabe einer Base neutralisieren (chemisch „puffern“). Sie sind sehr beliebt, weil sie die Beschwerden rasch lindern. Ihr Nachteil ist allerdings, dass sie nur ein bis drei Stunden lang wirken. Konventionelle Vertreter aus Natriumhydrogen-, Kalzium- oder Magnesiumcarbonat haben zudem den Nachteil, dass es nach der Pufferwirkung zu einem reflexartigen Anstieg der Magensäure kommt. Außerdem verursachen sie häufig Blähungen. Ein neues Produkt aus Kalzium- und Magnesiumcarbonat und Feigenkaktus-Extrakt bildet zusätzlich einen Film, der die Schleimhaut vor Magensäure schützt. Andere schleimhautschützende Wirkstoffe wie Magaldrat und Hydrotalcit binden zusätzlich das Magenenzym Pepsin und Gallensäuren. </p><p class="bodytext">Allgemein gelten für Antazida folgende Einnahmehinweise:</p><p class="bodytext"><ul><li>Kautabletten gründlich zerkauen. Nur so verteilen sich die Wirkstoffe gut im Magen.</li><li>Beutel mit Suspensionen müssen vor Gebrauch gut durchgeknetet werden.</li><li>Die Einnahme von Antazida sollte ein bis zwei Stunden nach der Mahlzeit erfolgen. </li></ul></p><p class="bodytext">Für Patienten, die aufgrund eines gestörten Schließmuskels an Sodbrennen leiden, gibt es als Behandlungsoption noch die Alginate. Diese legen sich wie ein Geldeckel auf den Mageninhalt und verhindern so, dass Magenbrei und -säure in die Speiseröhre zurückfließen. Alginate sind gut verträglich und dürfen auch in der Schwangerschaft eingenommen werden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Nehmen Sie Antazida nicht auf Dauer und in hoher Dosierung ein! Durch die darin enthaltenen Kalzium- und Magnesiumsalze kann es vor allem bei Nierenfunktionsstörungen zu erhöhten Kalzium- und Magnesiumspiegeln im Blut kommen, die schwere gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. </p><p class="bodytext"><strong>Die Produktion drosseln</strong></p><p class="bodytext"> <strong>Protonenpumpenhemmer und H2-Blocker.</strong> Beide Wirkstoffgruppen reduzieren die Produktion der Magensäure. Damit setzen sie sozusagen an der Wurzel des Übels an. Am wirksamsten sind Protonenpumpenhemmer (PPI). Sie binden an die Protonenpumpen der Magenzellen, bremsen die Sekretion von Protonen (H+) in den Magen und damit die Entstehung der Säure. </p><p class="bodytext">Gegen Sodbrennen dürfen sie im Rahmen der Selbstmedikation zwei Wochen, unter ärztlicher Aufsicht auch bis zu vier Wochen lang eingenommen werden. Am besten schluckt man PPI vor der Mahlzeit. Wichtig ist zudem, sich an die Anweisungen im jeweiligen Beipackzettel zu halten. PPI gelten vor allem bei kurzfristiger Einnahme als gut verträglich. </p><p class="bodytext">Langfristig ist zu beachten, dass die therapeutisch gewünschte Verringerung der Säure die Aufnahme von Arzneimitteln und Mikronährstoffen beeinflussen kann:</p><p class="bodytext"><ul><li>So soll dadurch beispielsweise die Aufnahme von Kalzium und Vitamin D beeinträchtigt sein. Bei Menschen mit Osteoporoserisiko ist unter PPI-Einnahme auf die ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D zu achten.</li><li>Auch die Aufnahme von Vitamin B12 ist säureabhängig. Hier zeigt sich ein Mangel in Konzentrationsstörungen, Haarausfall, Mundwinkeleinrisse bis hin zur Blutarmut. Vegetarier, ältere Menschen und Patienten mit Nieren- oder Darmerkrankungen haben ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin B12-Mangel. Bei ihnen sind unter PPI die Blutwerte zu prüfen und das Vitamin eventuell zu substituieren.</li><li>Wer länger als ein Jahr PPI einnimmt, kann einen Magnesiummangel entwickeln. Bei Gefühlsstörungen wie Kribbeln, Muskelschwäche oder Herzrasen sollten auch hier die Blutspiegel kontrolliert werden.</li><li>Last but not least können PPI auf Dauer zu einem Eisenmangel mit all seinen Beschwerden von Müdigkeit, Haarausfall bis Blutarmut führen. </li></ul></p><p class="bodytext">Alternative zu den PPI sind H2-Blocker. Sie hemmen die Säureproduktion, indem sie an den säureproduzierenden Magenzellen andocken. Ihr Vorteil ist, dass sie vor allem nachts wirken, und zwar nach abendlicher Einnahme etwa zehn bis zwölf Stunden. Insgesamt sind sie allerdings weniger effektiv als PPI und werden deshalb seltener verordnet. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn gar nichts hilft: Operation </strong></p><p class="bodytext">Manchmal lässt sich der Reflux durch keine der genannten Maßnahmen oder Medikamente eindämmen. Dann ist die Reflux-Operation eine Option, um die Lebensqualität zu verbessern und die Schleimhaut der Speiseröhre vor Schäden zu schützen. Bei der sogenannten Fundoplicatio legt die Operateur*in einen Teil des Magens wie eine Manschette um den Schließmuskel der Speiseröhre. Wenn sich der Magen dann beim Essen füllt, dehnt sich dieser Bereich wie ein Kissen aus und verhindert das Zurückfließen des Mageninhalts. </p><p class="bodytext">Dieses Verfahren ist durchaus wirkungsvoll: Bei über drei Viertel der Operierten sind die Beschwerden auch zehn Jahre danach deutlich geringer oder sogar verschwunden. Auch objektiv lässt sich ein Effekt nachweisen. Bei knapp 90 % der Patient*innen verbessert sich der im Magen gemessene Säuregehalt, bei 70% normalisiert er sich sogar. </p><p class="bodytext">DAZ 2021, Nr. 49, S. 46</p>

<p class="bodytext">Mit Ausschlag, Kribbeln, Jucken und Schmerzen kann eine Gürtelrose ganz schön unangenehm werden. In jedem zehnten Fall drohen sogar langfristige Nervenschmerzen, die Schlaf und Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Lesen Sie, wo die Gürtelrose herkommt, wie sich akute und chronische Beschwerden am besten behandeln lassen und wie man sich mit der Zosterimpfung schützt. </p><p class="bodytext"><strong>Viren auf Wanderschaft </strong></p><p class="bodytext">Plötzliche Schmerzen und ein roter, gürtelförmiger Ausschlag am Rumpf —die Symptome einer Gürtelrose sind leicht zu erkennen. Verantwortlich für den Spuk ist das Windpocken- oder Varizellenvirus (lateinisch Varizella-Zoster-Virus). Es gehört zu der Gruppe der Herpesviren, weshalb die Erkrankung medizinisch auch Herpes zoster genannt wird. </p><p class="bodytext">Das Varizellenvirus hat ganz besondere Eigenschaften. Infiziert man sich damit, erkrankt man zunächst an Windpocken. Nach dem Abheilen des juckenden Ausschlags verschwinden die Viren aber nicht. Stattdessen wandern sie in bestimmte Nervenzellen, die Ganglienzellen von Hirn- oder Spinalnerven. Dort lassen sie sich lebenslang nieder – in Schach gehalten vom körpereigenen Immunssystem. Schwächelt das Immunsystem, werden die Viren reaktiviert und befallen den Körper „von innen“ erneut. Geschwächt wird das Immunssystem z. B. durch</p><p class="bodytext"><ul><li>seelischen und körperlichen Stress</li><li>normale Alterungsprozesse</li><li>immunsuppressive Therapien, also Therapien die das Immunsystem gezielt unterdrücken (z. B. zur Behandlung von Krebs oder einer rheumatoiden Arthritis)</li><li>Immunerkrankungen, z.B. eine HIV-Infektion. </li></ul></p><p class="bodytext">Manchmal tritt die Gürtelrose aber auch auf, ohne dass sich ein spezieller Grund dafür feststellen lässt. </p><p class="bodytext"><strong>Die typische Gürtelrose </strong></p><p class="bodytext">Werden die Viren reaktiviert, wandern sie die Nervenfaser entlang in Richtung Körperoberfläche. Am häufigsten geschieht das im Bereich von Brustkorb und Rumpf. Auf der Haut lösen sie dann einen gürtelförmigen Ausschlag mit gleichförmigen Papeln und Bläschen auf rotem Grund aus. Zum charakteristischen Muster des Ausschlages kommt es, weil die Viren sich nicht frei, sondern entlang der Nervenfaser ausbreiten. Diese Nervenfasern sind wiederum gürtelförmig, also quer von der Wirbelsäule bis zur Vorderseite angeordnet. Der gürtelförmige Ausschlag ist so typisch, dass meist keine weitere Diagnostik erforderlich ist. Im Zweifel lassen sich die Viren aber auch durch Laboruntersuchungen von Blut oder Hirnflüssigkeit nachweisen. </p><p class="bodytext">Manchmal macht sich die Gürtelrose schon vor dem Hautausschlag durch Kribbeln oder Taubheitsgefühl bemerkbar. Ist sie voll erblüht, leiden die Erkrankten je nach Ausmaß unter</p><p class="bodytext"><ul><li>Fieber und starkem Krankheitsgefühl</li><li>Wundschmerzen im Bereich des Ausschlags</li><li>Nervenschmerzen im Bereich des befallenen Nervens, z. B. starke Missempfindungen (Ameisenlaufen, Juckreiz) und bohrende oder stechende Schmerzen. </li></ul></p><p class="bodytext">Normalerweise heilt der Ausschlag innerhalb von zwei bis vier Wochen folgenlos aus. Bei jeder zehnten Patient*in dauern Schmerzen und Missempfindungen jedoch auch nach Abheilen des Hautausschlags an oder flackern nach einem beschwerdefreien Intervall wieder auf. In diesen Fällen spricht man von der Post-Zoster-Neuralgie. Deren Prognose ist nicht besonders gut: Bei einem Drittel der Betroffenen greift die Schmerztherapie nicht, und manche haben lebenslang mit den Beschwerden zu kämpfen (mehr dazu siehe unten). </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Achtung, ansteckend! In den Bläschen des Ausschlags befinden sich massenweise Varizellenviren. Gürtelrose-Patient*innen können durch Schmierinfektionen andere infizieren. Ganz besonders gefährdet sind Schwangere, die noch keine Windpocken hatten. Bei einer Infektion kann das ungeborene Kind schwer geschädigt werden. Um jede Ansteckung zu vermeiden sollte der Ausschlag bis zum Abheilen gut abgedeckt (passende Pflaster dafür gibt es in der Apotheke) und der Kontakt zu Ungeimpften bzw. noch nicht an Windpocken Erkrankten vermieden werden. </p><p class="bodytext"><strong>Zoster in Ohr und Auge </strong></p><p class="bodytext">Neben der typischen Gürtelrose gibt es auch andere Formen des Herpes zoster. Besonders unangenehm wird es, wenn die Varizellen in den Ganglienzellen der Hirnnerven sitzen und dort reaktiviert werden. Dann wandern sie die Nervenfasern entlang in Richtung Kopfhaut vor. Ist der Trigeminalnerv betroffen, kommt es zu einem Zoster ophthalmicus mit Ausschlag und Schmerzen im Bereich von Stirn, Nasenwurzel und Nasenrücken, meist begleitet von Fieber und einem starken Krankheitsgefühl. Es droht die Infektion des Auges mit Bindehautentzündung, Hornhautentzündung, Augenmuskellähmung und sogar der Gefahr der Erblindung. Ein Befall der Nerven, die für das Ohr zuständig sind, macht sich als Zoster oticus mit Ohrenschmerzen, Hörminderung, Schwindel und schmerzhafte Bläschen am Gehörgang bemerkbar. </p><p class="bodytext">Schwerste Formen des Herpes zoster sind der Befall des Gehirns (Zoster-Enzephalitis) oder die Ausbreitung der Varizellenviren über den gesamten Körper inklusive innerer Organe (Zoster generalisatus). Diese lebensbedrohlichen Varianten kommen bei Menschen vor, deren Immunsystem sehr geschwächt ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Eine weitere seltene Sonderform des Herpes zoster ist der „Zoster sine herpete“. Hier leiden die Betroffenen unter heftigen Schmerzen in einem Dermatom, es fehlt aber der typische bläschenförmige Ausschlag. </p><p class="bodytext"><strong>Wen kann es treffen? </strong></p><p class="bodytext">Jeder, der einmal an Windpocken erkrankt war, beherbergt die Viren und kann Monate, Jahre oder Jahrzehnte später an einer Gürtelrose oder einer anderen Form des Herpes zoster erkranken. Allerdings steigt das Risiko mit dem Alter, weil das Immunsystem dann allgemein weniger gut arbeitet. Ab 50 ist jedoch nicht nur die Gefahr einer Virusreaktivierung erhöht. Auch die Schwere der Erkrankung nimmt zu. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur durchgemachte Windpocken lassen eine Gürtelrose erblühen.&nbsp;Auch Menschen, die gegen Windpocken geimpft wurden, können an einem Herpes zoster erkranken. Denn das abgeschwächte Impfvirus zieht sich ebenso wie das „echte“ Virus in Ganglienzellen der Spinal- oder Hirnnerven zurück. Weil das Impfvirus sich jedoch weniger leicht reaktivieren lässt als sein natürlicher Verwandter tritt ein Zoster nach Impfung sehr selten auf. Und kommt es doch einmal dazu, verläuft die Erkrankung deutlich milder als der Herpes zoster durch das echte Virus. </p><p class="bodytext"><strong>Akut gegen Virus, Schmerz und Krusten </strong></p><p class="bodytext">Die normale Gürtelrose ist zwar unangenehm, hat aber eine relativ gute Prognose. Etwa 70–80% der Fälle heilen mithilfe der passenden Therapie folgenlos aus. Diese ruht auf drei Säulen: Die Viren zu bekämpfen, Schmerzen und Juckreiz einzudämmen und das Abheilen der Bläschen zu fördern. </p><p class="bodytext"><strong>Antivirale Medikamente. </strong>Mit ihnen wird der Verlauf der Erkrankung abgemildert und die Ansteckungsgefahr reduziert. Deshalb wird auf die antivirale Therapie nur bei sehr leichten Verläufen darauf verzichtet. Zwingend erforderlich ist sie bei</p><p class="bodytext"><ul><li>Patient*innen über 50 Jahren</li><li>Zoster im Kopfbereich</li><li>stark ausgeprägtem Zoster, z. B. beim Befall mehrerer Dermatome am Rumpf</li><li>kompliziertem Verlauf</li><li>Immunschwäche. </li></ul></p><p class="bodytext">Zum Einsatz kommen die Wirkstoffe Aciclovir, Valaciclovir, Famcicluvir und Brivudin. Je nach Präparat werden die antiviralen Medikamente drei- bis fünfmal täglich als Tabletten eingenommen. In schweren Fällen gibt man sie auch intravenös. Dies ist bei Zoster ophthalmicus oder Zoster oticus der Fall. Hier kombinieren die Ärzt*innen das Virostatikum auch oft mit Kortison, um das Risiko für gefährliche Komplikationen wie Seh- oder Hörverlust zu reduzieren. </p><p class="bodytext"><strong>Schmerztherapie. </strong>D<strong></strong>er entzündliche Ausschlag verursacht oft unangenehme Wundschmerzen. Diesen begegnet man mit entzündungs- und schmerzlindernden Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Paracetamol. Bei sehr starken Schmerzen kommen auch Opioide zum Zug, beispielsweise Oxycodon-Tabletten oder intravenös verabreichtes Morphin. </p><p class="bodytext">Ist der Nerv angegriffen, entwickeln sich zusätzlich neuropathische Schmerzen. Sie reichen von Kribbeln oder Taubheitsgefühl bis zum ausgeprägten Brennen, Bohren oder Stechen. Hier können Wirkstoffe helfen, die auch bei der Post-Zoster-Neuralgie eingesetzt werden, so zum Beispiel Gabapentin, Pregabalin oder auch das Antidepressivum Amitryptilin.</p><p class="bodytext"> <strong>Lokaltherapie</strong>. Die lokale Therapie fördert die Abheilung und reduziert das Risiko einer bakteriellen Infektion des Ausschlags. Polihexanid-Gele beispielsweise wirken antiseptisch und helfen, die Verkrustungen zu lösen. Lösungen aus Polihexanid oder Octenidin sind ebenfalls antiseptisch und lindern Schmerzen und Missempfindungen durch ihren kühlenden Effekt. Synthetische Gerbstoffe verringern ebenfalls den Juckreiz und lassen die Läsionen abtrocknen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Zur lokalen Therapie keine Schüttelmixtur mit Zink verwenden! Diese lindert zwar den Juckreiz, fördert jedoch neuen Untersuchungen zufolge eine bakterielle Infektion der Läsionen. Außerdem lässt sich unter der weißlichen Schicht das Abheilen des Ausschlags nicht gut kontrollieren. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn die Post-Zoster-Neuralgie zubeißt </strong></p><p class="bodytext">In etwa 10% der Fälle entwickeln die Betroffenen eine Post-Zoster-Neuralgie. Dabei bleiben die Nervenschmerzen länger als vier Wochen bestehen, obwohl der Hautausschlag längst abgeklungen ist. Manchmal entwickeln sie sich aber auch erst nach einem beschwerdefreien Intervall. Typisch sind Missempfindungen und starke brennende, bohrende oder stechende Schmerzen. Oft ist die Region auch besonders berührungsempfindlich, was beispielsweise das Scheuern von Gürteln oder BH-Trägern unerträglich machen kann. </p><p class="bodytext">Die Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie ist kompliziert, oft müssen verschiedene Wirkstoffe probiert und kombiniert werden. Etwa 30% der Patient*innen werden auch durch intensive Maßnahmen nicht schmerzfrei. Zum Einsatz kommen</p><p class="bodytext"><ul><li>Antikonvulsiva (Medikamente gegen Krampfanfälle) wie Gabapentin, Pregabalin</li><li>Antidepressiva wie Amitryptilin</li><li>Opioide wie Tramadol oder Morphin</li><li>Lidocain-Pflaster</li><li>Pflaster mit Capsaicin</li><li>als Ersatzmedikamente Carbamazepin oder Duloxetin. </li></ul></p><p class="bodytext">Wenn die Hautempfindlichkeit des betroffenen Dermatoms intakt ist, empfehlen manche Ärzt*innen auch die Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS). Die elektrische Stimulation des betroffenen Gebietes verursacht (gewünschte) Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl, wodurch die Schmerzempfindung selbst verringert wird. Daneben können auch andere Verfahren der physikalischen Therapie, z. B. Kälte- oder Wärmeanwendungen helfen, die Beschwerden der Post-Zoster-Neuralgie abzumildern. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Eine Post-Zoster-Neuralgie kann psychisch sehr belastend sein. In manchen Fällen sind Verhaltens- oder Psychotherapien hilfreich, um besser mit den chronischen Schmerzen umzugehen. </p><p class="bodytext"><strong>Stärkste Waffe: Impfung </strong></p><p class="bodytext">Ein besonders starkes Mittel gegen die Gürtelrose und ihre Komplikationen ist die Zosterimpfung. Es gibt sie mit einem abgeschwächten Virus als Lebendimpfstoff und als Totimpfstoff. Letzterer soll effektiver sein und einen längeren Impfschutz bieten, weshalb dieser von der STIKO vorgezogen wird. Sie empfiehlt die Zosterimpfung mit dem Totimpfstoff</p><p class="bodytext"><ul><li>allen Personen über 60</li><li>Menschen ab 50 Jahren, die ein erhöhtes Risiko für Herpes zoster haben (z.B. aufgrund einer immunsuppressiven Therapie oder einer Grunderkrankungen wie Diabetes, COPD, oder rheumatoider Arthritis). </li></ul></p><p class="bodytext">Die Impfung erhöht die zelluläre Immunabwehr und unterstützt dadurch den Körper, die in den Nervenzellen sitzenden Varizellenviren weiter in Schach zu halten. </p><p class="bodytext">Für einen vollständigen Schutz sind zwei Impfungen mit einem Abstand von zwei bis sechs Monaten erforderlich. Ob eine Auffrischung nötig ist, wird noch diskutiert. Bis jetzt gehen die Expert*innen davon aus, dass Geimpfte etwa zehn Jahre lang vor einer Gürtelrose bewahrt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Die Zoster-Impfung verträgt sich gut mit anderen Impfungen. Auch eine Covid-19-Impfung ist kein Grund, darauf zu verzichten. Zur Sicherheit empfiehlt die STIKO bei der Zoster-Impfung lediglich, vor und nach der Covid-19-Impfung 14 Tage Abstand einzuhalten. </p><p class="bodytext">Quellen: DAZ 2021, Nr. 18, S. 38; RKI </p>

<p class="bodytext">Mit Ausschlag, Kribbeln, Jucken und Schmerzen kann eine Gürtelrose ganz schön unangenehm werden. In jedem zehnten Fall drohen sogar langfristige Nervenschmerzen, die Schlaf und Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Lesen Sie, wo die Gürtelrose herkommt, wie sich akute und chronische Beschwerden am besten behandeln lassen und wie man sich mit der Zosterimpfung schützt. </p><p class="bodytext"><strong>Viren auf Wanderschaft </strong></p><p class="bodytext">Plötzliche Schmerzen und ein roter, gürtelförmiger Ausschlag am Rumpf —die Symptome einer Gürtelrose sind leicht zu erkennen. Verantwortlich für den Spuk ist das Windpocken- oder Varizellenvirus (lateinisch Varizella-Zoster-Virus). Es gehört zu der Gruppe der Herpesviren, weshalb die Erkrankung medizinisch auch Herpes zoster genannt wird. </p><p class="bodytext">Das Varizellenvirus hat ganz besondere Eigenschaften. Infiziert man sich damit, erkrankt man zunächst an Windpocken. Nach dem Abheilen des juckenden Ausschlags verschwinden die Viren aber nicht. Stattdessen wandern sie in bestimmte Nervenzellen, die Ganglienzellen von Hirn- oder Spinalnerven. Dort lassen sie sich lebenslang nieder – in Schach gehalten vom körpereigenen Immunssystem. Schwächelt das Immunsystem, werden die Viren reaktiviert und befallen den Körper „von innen“ erneut. Geschwächt wird das Immunssystem z. B. durch</p><p class="bodytext"><ul><li>seelischen und körperlichen Stress</li><li>normale Alterungsprozesse</li><li>immunsuppressive Therapien, also Therapien die das Immunsystem gezielt unterdrücken (z. B. zur Behandlung von Krebs oder einer rheumatoiden Arthritis)</li><li>Immunerkrankungen, z.B. eine HIV-Infektion. </li></ul></p><p class="bodytext">Manchmal tritt die Gürtelrose aber auch auf, ohne dass sich ein spezieller Grund dafür feststellen lässt. </p><p class="bodytext"><strong>Die typische Gürtelrose </strong></p><p class="bodytext">Werden die Viren reaktiviert, wandern sie die Nervenfaser entlang in Richtung Körperoberfläche. Am häufigsten geschieht das im Bereich von Brustkorb und Rumpf. Auf der Haut lösen sie dann einen gürtelförmigen Ausschlag mit gleichförmigen Papeln und Bläschen auf rotem Grund aus. Zum charakteristischen Muster des Ausschlages kommt es, weil die Viren sich nicht frei, sondern entlang der Nervenfaser ausbreiten. Diese Nervenfasern sind wiederum gürtelförmig, also quer von der Wirbelsäule bis zur Vorderseite angeordnet. Der gürtelförmige Ausschlag ist so typisch, dass meist keine weitere Diagnostik erforderlich ist. Im Zweifel lassen sich die Viren aber auch durch Laboruntersuchungen von Blut oder Hirnflüssigkeit nachweisen. </p><p class="bodytext">Manchmal macht sich die Gürtelrose schon vor dem Hautausschlag durch Kribbeln oder Taubheitsgefühl bemerkbar. Ist sie voll erblüht, leiden die Erkrankten je nach Ausmaß unter</p><p class="bodytext"><ul><li>Fieber und starkem Krankheitsgefühl</li><li>Wundschmerzen im Bereich des Ausschlags</li><li>Nervenschmerzen im Bereich des befallenen Nervens, z. B. starke Missempfindungen (Ameisenlaufen, Juckreiz) und bohrende oder stechende Schmerzen. </li></ul></p><p class="bodytext">Normalerweise heilt der Ausschlag innerhalb von zwei bis vier Wochen folgenlos aus. Bei jeder zehnten Patient*in dauern Schmerzen und Missempfindungen jedoch auch nach Abheilen des Hautausschlags an oder flackern nach einem beschwerdefreien Intervall wieder auf. In diesen Fällen spricht man von der Post-Zoster-Neuralgie. Deren Prognose ist nicht besonders gut: Bei einem Drittel der Betroffenen greift die Schmerztherapie nicht, und manche haben lebenslang mit den Beschwerden zu kämpfen (mehr dazu siehe unten). </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Achtung, ansteckend! In den Bläschen des Ausschlags befinden sich massenweise Varizellenviren. Gürtelrose-Patient*innen können durch Schmierinfektionen andere infizieren. Ganz besonders gefährdet sind Schwangere, die noch keine Windpocken hatten. Bei einer Infektion kann das ungeborene Kind schwer geschädigt werden. Um jede Ansteckung zu vermeiden sollte der Ausschlag bis zum Abheilen gut abgedeckt (passende Pflaster dafür gibt es in der Apotheke) und der Kontakt zu Ungeimpften bzw. noch nicht an Windpocken Erkrankten vermieden werden. </p><p class="bodytext"><strong>Zoster in Ohr und Auge </strong></p><p class="bodytext">Neben der typischen Gürtelrose gibt es auch andere Formen des Herpes zoster. Besonders unangenehm wird es, wenn die Varizellen in den Ganglienzellen der Hirnnerven sitzen und dort reaktiviert werden. Dann wandern sie die Nervenfasern entlang in Richtung Kopfhaut vor. Ist der Trigeminalnerv betroffen, kommt es zu einem Zoster ophthalmicus mit Ausschlag und Schmerzen im Bereich von Stirn, Nasenwurzel und Nasenrücken, meist begleitet von Fieber und einem starken Krankheitsgefühl. Es droht die Infektion des Auges mit Bindehautentzündung, Hornhautentzündung, Augenmuskellähmung und sogar der Gefahr der Erblindung. Ein Befall der Nerven, die für das Ohr zuständig sind, macht sich als Zoster oticus mit Ohrenschmerzen, Hörminderung, Schwindel und schmerzhafte Bläschen am Gehörgang bemerkbar. </p><p class="bodytext">Schwerste Formen des Herpes zoster sind der Befall des Gehirns (Zoster-Enzephalitis) oder die Ausbreitung der Varizellenviren über den gesamten Körper inklusive innerer Organe (Zoster generalisatus). Diese lebensbedrohlichen Varianten kommen bei Menschen vor, deren Immunsystem sehr geschwächt ist. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Eine weitere seltene Sonderform des Herpes zoster ist der „Zoster sine herpete“. Hier leiden die Betroffenen unter heftigen Schmerzen in einem Dermatom, es fehlt aber der typische bläschenförmige Ausschlag. </p><p class="bodytext"><strong>Wen kann es treffen? </strong></p><p class="bodytext">Jeder, der einmal an Windpocken erkrankt war, beherbergt die Viren und kann Monate, Jahre oder Jahrzehnte später an einer Gürtelrose oder einer anderen Form des Herpes zoster erkranken. Allerdings steigt das Risiko mit dem Alter, weil das Immunsystem dann allgemein weniger gut arbeitet. Ab 50 ist jedoch nicht nur die Gefahr einer Virusreaktivierung erhöht. Auch die Schwere der Erkrankung nimmt zu. </p><p class="bodytext">Doch nicht nur durchgemachte Windpocken lassen eine Gürtelrose erblühen.&nbsp;Auch Menschen, die gegen Windpocken geimpft wurden, können an einem Herpes zoster erkranken. Denn das abgeschwächte Impfvirus zieht sich ebenso wie das „echte“ Virus in Ganglienzellen der Spinal- oder Hirnnerven zurück. Weil das Impfvirus sich jedoch weniger leicht reaktivieren lässt als sein natürlicher Verwandter tritt ein Zoster nach Impfung sehr selten auf. Und kommt es doch einmal dazu, verläuft die Erkrankung deutlich milder als der Herpes zoster durch das echte Virus. </p><p class="bodytext"><strong>Akut gegen Virus, Schmerz und Krusten </strong></p><p class="bodytext">Die normale Gürtelrose ist zwar unangenehm, hat aber eine relativ gute Prognose. Etwa 70–80% der Fälle heilen mithilfe der passenden Therapie folgenlos aus. Diese ruht auf drei Säulen: Die Viren zu bekämpfen, Schmerzen und Juckreiz einzudämmen und das Abheilen der Bläschen zu fördern. </p><p class="bodytext"><strong>Antivirale Medikamente. </strong>Mit ihnen wird der Verlauf der Erkrankung abgemildert und die Ansteckungsgefahr reduziert. Deshalb wird auf die antivirale Therapie nur bei sehr leichten Verläufen darauf verzichtet. Zwingend erforderlich ist sie bei</p><p class="bodytext"><ul><li>Patient*innen über 50 Jahren</li><li>Zoster im Kopfbereich</li><li>stark ausgeprägtem Zoster, z. B. beim Befall mehrerer Dermatome am Rumpf</li><li>kompliziertem Verlauf</li><li>Immunschwäche. </li></ul></p><p class="bodytext">Zum Einsatz kommen die Wirkstoffe Aciclovir, Valaciclovir, Famcicluvir und Brivudin. Je nach Präparat werden die antiviralen Medikamente drei- bis fünfmal täglich als Tabletten eingenommen. In schweren Fällen gibt man sie auch intravenös. Dies ist bei Zoster ophthalmicus oder Zoster oticus der Fall. Hier kombinieren die Ärzt*innen das Virostatikum auch oft mit Kortison, um das Risiko für gefährliche Komplikationen wie Seh- oder Hörverlust zu reduzieren. </p><p class="bodytext"><strong>Schmerztherapie. </strong>D<strong></strong>er entzündliche Ausschlag verursacht oft unangenehme Wundschmerzen. Diesen begegnet man mit entzündungs- und schmerzlindernden Wirkstoffen wie Ibuprofen oder Paracetamol. Bei sehr starken Schmerzen kommen auch Opioide zum Zug, beispielsweise Oxycodon-Tabletten oder intravenös verabreichtes Morphin. </p><p class="bodytext">Ist der Nerv angegriffen, entwickeln sich zusätzlich neuropathische Schmerzen. Sie reichen von Kribbeln oder Taubheitsgefühl bis zum ausgeprägten Brennen, Bohren oder Stechen. Hier können Wirkstoffe helfen, die auch bei der Post-Zoster-Neuralgie eingesetzt werden, so zum Beispiel Gabapentin, Pregabalin oder auch das Antidepressivum Amitryptilin.</p><p class="bodytext"> <strong>Lokaltherapie</strong>. Die lokale Therapie fördert die Abheilung und reduziert das Risiko einer bakteriellen Infektion des Ausschlags. Polihexanid-Gele beispielsweise wirken antiseptisch und helfen, die Verkrustungen zu lösen. Lösungen aus Polihexanid oder Octenidin sind ebenfalls antiseptisch und lindern Schmerzen und Missempfindungen durch ihren kühlenden Effekt. Synthetische Gerbstoffe verringern ebenfalls den Juckreiz und lassen die Läsionen abtrocknen. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis:</strong> Zur lokalen Therapie keine Schüttelmixtur mit Zink verwenden! Diese lindert zwar den Juckreiz, fördert jedoch neuen Untersuchungen zufolge eine bakterielle Infektion der Läsionen. Außerdem lässt sich unter der weißlichen Schicht das Abheilen des Ausschlags nicht gut kontrollieren. </p><p class="bodytext"><strong>Wenn die Post-Zoster-Neuralgie zubeißt </strong></p><p class="bodytext">In etwa 10% der Fälle entwickeln die Betroffenen eine Post-Zoster-Neuralgie. Dabei bleiben die Nervenschmerzen länger als vier Wochen bestehen, obwohl der Hautausschlag längst abgeklungen ist. Manchmal entwickeln sie sich aber auch erst nach einem beschwerdefreien Intervall. Typisch sind Missempfindungen und starke brennende, bohrende oder stechende Schmerzen. Oft ist die Region auch besonders berührungsempfindlich, was beispielsweise das Scheuern von Gürteln oder BH-Trägern unerträglich machen kann. </p><p class="bodytext">Die Behandlung der Post-Zoster-Neuralgie ist kompliziert, oft müssen verschiedene Wirkstoffe probiert und kombiniert werden. Etwa 30% der Patient*innen werden auch durch intensive Maßnahmen nicht schmerzfrei. Zum Einsatz kommen</p><p class="bodytext"><ul><li>Antikonvulsiva (Medikamente gegen Krampfanfälle) wie Gabapentin, Pregabalin</li><li>Antidepressiva wie Amitryptilin</li><li>Opioide wie Tramadol oder Morphin</li><li>Lidocain-Pflaster</li><li>Pflaster mit Capsaicin</li><li>als Ersatzmedikamente Carbamazepin oder Duloxetin. </li></ul></p><p class="bodytext">Wenn die Hautempfindlichkeit des betroffenen Dermatoms intakt ist, empfehlen manche Ärzt*innen auch die Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS). Die elektrische Stimulation des betroffenen Gebietes verursacht (gewünschte) Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl, wodurch die Schmerzempfindung selbst verringert wird. Daneben können auch andere Verfahren der physikalischen Therapie, z. B. Kälte- oder Wärmeanwendungen helfen, die Beschwerden der Post-Zoster-Neuralgie abzumildern. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Eine Post-Zoster-Neuralgie kann psychisch sehr belastend sein. In manchen Fällen sind Verhaltens- oder Psychotherapien hilfreich, um besser mit den chronischen Schmerzen umzugehen. </p><p class="bodytext"><strong>Stärkste Waffe: Impfung </strong></p><p class="bodytext">Ein besonders starkes Mittel gegen die Gürtelrose und ihre Komplikationen ist die Zosterimpfung. Es gibt sie mit einem abgeschwächten Virus als Lebendimpfstoff und als Totimpfstoff. Letzterer soll effektiver sein und einen längeren Impfschutz bieten, weshalb dieser von der STIKO vorgezogen wird. Sie empfiehlt die Zosterimpfung mit dem Totimpfstoff</p><p class="bodytext"><ul><li>allen Personen über 60</li><li>Menschen ab 50 Jahren, die ein erhöhtes Risiko für Herpes zoster haben (z.B. aufgrund einer immunsuppressiven Therapie oder einer Grunderkrankungen wie Diabetes, COPD, oder rheumatoider Arthritis). </li></ul></p><p class="bodytext">Die Impfung erhöht die zelluläre Immunabwehr und unterstützt dadurch den Körper, die in den Nervenzellen sitzenden Varizellenviren weiter in Schach zu halten. </p><p class="bodytext">Für einen vollständigen Schutz sind zwei Impfungen mit einem Abstand von zwei bis sechs Monaten erforderlich. Ob eine Auffrischung nötig ist, wird noch diskutiert. Bis jetzt gehen die Expert*innen davon aus, dass Geimpfte etwa zehn Jahre lang vor einer Gürtelrose bewahrt werden. </p><p class="bodytext"><strong>Hinweis: </strong>Die Zoster-Impfung verträgt sich gut mit anderen Impfungen. Auch eine Covid-19-Impfung ist kein Grund, darauf zu verzichten. Zur Sicherheit empfiehlt die STIKO bei der Zoster-Impfung lediglich, vor und nach der Covid-19-Impfung 14 Tage Abstand einzuhalten. </p><p class="bodytext">Quellen: DAZ 2021, Nr. 18, S. 38; RKI </p>